Keine der Erzählungen, die ich je geschrieben habe, hat eine so sonderbare Entstehungsgeschichte wie die folgende. Sie ist auch die kürzeste, die ich je geschrieben habe, und das eine hängt mit dem anderen zusammen.
Am 21. August 1957 nahm ich an einer Podiumsdiskussion über Kommunikationsforschung teil, die das WGBH, das TV-Bildungsprogramm in Boston, veranstaltete. Außer mir nahmen noch John Hansen, der einige technische Werke über dieses Thema verfaßt hatte, und der bekannte Wissenschaftler David O. Woodbury an der Diskussion teil.
Wir beklagten die Unzulänglichkeiten eines Großteils der wissenschaftlichen und technischen Werke, und es wurde auch von meinen Produkten gesprochen. Mit der mir eigenen Bescheidenheit erklärte ich, daß ich meine Erfolge lediglich einer geradezu unglaublichen Ideenflut und einer angeborenen Freude am Schreiben verdanke. Unvorsichtigerweise behauptete ich, daß ich überall eine Geschichte schreiben könnte, zu jeder Zeit und unter allen Bedingungen, vorausgesetzt, letztere bewegten sich innerhalb vernünftiger Grenzen. Man forderte mich sofort auf, an Ort und Stelle eine Geschichte zu schreiben, während die Fernsehkameras auf mich gerichtet waren.
Ich nahm die Herausforderung an und begann zu schreiben. Als Thema wählte ich den Gegenstand der Diskussion. Die beiden anderen versuchten keineswegs, mir meine Aufgabe zu erleichtern. Sie unterbrachen mich absichtlich immer wieder, um mich in die Diskussion hineinzuziehen, und durchbrachen meine Gedankengänge. Und ich bemühte mich sogar, vernünftige Antworten zu geben, während ich eifrig vor mich hinkritzelte.
Bevor das halbstündige Programm zu Ende ging, hatte ich meine Geschichte beendet und vorgelesen (aus diesem Grund ist sie, nebenbei bemerkt, auch so kurz). Es war die Geschichte, die Sie hier unter dem Titel »Die Gebrauchsanweisung« finden. Als sie in F & SF erschien, schrieb Mr. Boucher in seinem eigenen Vorwort, daß er sie genau so wiedergegeben hätte, wie ich sie geschrieben hatte (ich hatte ihm das handgeschriebene Original geschickt, nachdem ich auf meiner Schreibmaschine eine Kopie angefertigt hatte).
Leider habe ich geschwindelt. Wir drei Diskussionsteilnehmer haben schon vor der Sendung miteinander gesprochen, und irgendwie kam ich auf die Vermutung, sie würden mich auffordern, eine Geschichte zu schreiben. Und so konnte ich mir schon einige Minuten, bevor sie tatsächlich mit diesem Ansinnen an mich herantraten, etwas ausdenken.
Als sie mich also darum baten, eine Geschichte zu schreiben, hatte ich diese in Gedanken bereits konzipiert. Ich mußte nur mehr die Details ausarbeiten und die Erzählung niederschreiben. Und dafür hatte ich zwanzig Minuten Zeit.
Dave Woodbury und John Hansen sahen grotesk aus in ihren Raumanzügen. Gespannt beobachteten sie, wie die große Kiste langsam herabsank, sich von dem Frachtschiff entfernte und in die Schleuse tauchte. Nach fast einem Jahr auf der Raumstation A5 gingen ihnen verständlicherweise klirrende Filtrierungsan-lagen, leckende hydroponische Röhren und ständig summende Luftgeneratoren, die gelegentlich aussetzten, auf die Nerven.
»Es funktioniert nicht«, pflegte Woodbury traurig festzustellen, »weil wir alles mit der Hand montieren müssen ...«
»Und nur, weil wir diese idiotischen Richtlinien befolgen müssen, die irgendein Idiot sich ausgedacht hat«, pflegte Hansen hinzuzufügen.
Sie hatten zweifellos Grund zur Klage. Das teuerste in jedem Raumschiff war der Frachtraum. Und deshalb mußte die ganze Ausrüstung in Einzelteile zerlegt werden, bevor sie durch den Raum transportiert wurde, damit sie möglichst wenig Platz einnahm. Erst auf der Raumstation selbst mußte man die technische Ausrüstung wieder zusammensetzen, mit klumpigen Fingern, unzulänglichen Werkzeugen, mit Hilfe von verschwommenen, oft zweideutigen Gebrauchsanweisungen.
Unverdrossen hatte Woodbury Beschwerdebriefe verfaßt, denen Hansen die passenden Adjektive beigefügt hatte, und formelle Gesuche um Erleichterung hatten ihren Weg zur Erde gefunden.
Und die Erde hatte geantwortet. Man hatte einen Spezialroboter entworfen, dessen Elektronengehirn genau wußte, wie man eine zerlegte Maschinerie wieder zu einem gebrauchsfähigen Ganzen zusammensetzen konnte.
Dieser Roboter befand sich in der Kiste, die gerade abgeladen wurde. Woodbury zitterte leicht, als die Schleuse sich hinter der Last schloß.
»Zuerst soll er einmal die Kochanlage überprüfen«, sagte er, »und den Steak-Knopf richtig einstellen, damit wir die Steaks endlich einmal medium und nicht verbrannt serviert bekommen.«
Sie betraten die Station. Vorsichtig berührten sie die Kiste mit ihren entmolektronisierenden Geräten, um nur ja sicherzugehen, daß kein einziges kostbares Metallatom ihres Spezialroboter-Monteurs beschädigt wurde.
Die Kiste sprang auf!
Und da lagen fünfhundert Einzelteile - und eine verschwommene, zweideutige Gebrauchsanweisung.