129318.fb2 Vikonda - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 6

Vikonda - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 6

So setzten die beiden, einander ablösend, den Gesang eine Weile fort. Jill versuchte es mit dem „Lied an den Mond“ und dem „Gesang der Schwäne“, aber auch mit Balladen, die in der Raumflotte üblich waren wie „Roter Riese Antares“ und „Havarie vor Jupiter“.

Dann tauchte der obere Sonnenrand aus dem Meer auf, und Jill verstummte. Das Floß hatte sich dem Strand genähert und lief auf Grund, nur wenige Meter von einem der kunstvoll geschnitzten Pfähle entfernt. Krabbieren in großer Anzahl näherten sich über den Strand. Sie strömten aus dem Wald hinter den Dünen hervor, mitten darunter Vitree. Schließlich verkündete der Visionär das Ergebnis der VIKONDA. Jills leerer Kokon wurde ergriffen. Mit stilisierten Klöppeln stießen daraufhin Krabbieren Löcher in das Gespinst und zerfetzten ihn schließlich ganz. Die Morgenbrise erfaßte die leichten Teile und wehte sie davon. Danach verstreuten sich die Krabbieren. Sie trugen die Tangfrüchte vom Hauptfloß fort. Auch die Schildträger und der Visionär verließen den Strand. Jill stand immer noch unter der Erwartung einer persönlichen Katastrophe und konnte es nicht fassen, daß gar nichts mehr geschah. Er und Vitree blieben einfach allein zurück.

„Die Krabbieren scheinen nicht mehr an mir interessiert zu sein“, stellte Jill irritiert und zugleich erleichtert fest. „Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?“

„Ich gratuliere“, sagte sie freudestrahlend. Sie hatte ihre neue Kombination aus dem Fallschirmpaket angezogen. „Du hast den Visionär beeindruckt und damit auch seine Interpretation der VIKONDA positiv beeinflußt. Hinzu kommt noch, daß beim Nachtangriff der Glitscher kein Krabbiere getötet wurde. Es heißt, du sollst wie rasend mitgekämpft haben?“

„Na, jedenfalls bin ich frei, glaube ich“, wich er ihrer Neugier aus.

„Genau das waren seine letzten Worte: Du bist freier Teil dieses und aller folgenden Tage, weil du der Nacht im Kampf und mit Gesang Früchte für den Sonnenaufgang entrissen hast.“

Zusammen gingen sie den Strand entlang zum Raumgleiter. Dort watete Arbeit auf sie, denn die Antischwerkraftscheiben aus dem Fallschirmpaket mußten unter die Landeteller der Rumpfstützen geschoben werden. E)azu war es erforderlich, diese mit Schaufeln zu unterhöhlen. Mochte die vi- KONDA auch gut ausgegangen sein, die häßlichen Radspuren der Fähre mitten durch die Brutanlagen waren dem Sand noch immer tief eingeprägt.

„Was hat der Visionär bei der VIKONDA eigentlich herausbekommen? Was genau hat er verkündet?“ wollte Jill wissen.

„Der Kultpfahl, vor dem das Hauptfloß mit ihm und dir antrieb, trug aas Symbol der Imaginären Großen Insel“, erklärte Vitree. „Der Legende nach verheißt diese mythische Insel ihren Bewohnern ein Leben ohne Kampf gegen die Glitscher. Der Visionär hat nun die Deutung gegeben, daß der heulende Himmelsfloßler die Dottersäfte der Gierschnabler gewuppt hat, weü die kommende Generation der Krabbieren nicht mehr in dem Umfang wie bisher auf die Gierschnabler angewiesen sein wird, da sich das Leben auf dieser Insel hier schon bald dem Leben auf der Imaginären Großen Insel annähern wird.“

„Die Ahnungen des Visionärs fangen an, mir zu gefallen“, stellte Jill fest. „Er hat nämlich gar nicht so unrecht. Wenn eine Kooperation zwischen ihnen und uns gelingt, werden die Krabbieren, sobald die Raumflotte einen Stützpunkt errichtet hat, tatsächlich einen Entwicklungssprung machen, aer aus ihrer Sicht dem Erreichen von UTOPIA gleichkommt, das bekanntlich auch eine Insel war.“

„Das wäre ihnen zu wünschen“, erwiderte Vitree. „Dabei müssen wir allerdings alles vermeiden, was uns in ihren Augen in den Rang von Göttern erhebt, denn dann würden wir in ihre Machtkämpfe verstrickt.“

„Ja, es stände uns schlecht zu Gesicht, wenn wir uns wie Götter feiern ließen“, stimmte Jill ihr zu.

Sie erreichten den Raumgleiter und setzten sich mit der ABENDSTARN in Verbindung, um über den Ausgang der VIKONDA Bericht zu erstatten.

„Ausgezeichnet“, sagte Rickmar und kehrte sofort zur Tagesordnung zurück. „Nun habe ich folgende Frage zur Situation der Landegruppen der MORGENSTERN, Kosmonautin Laväl: Wir haben bisher nur die Gruppen von Modul drei aufgespürt. Wie kommt es, daß es unmöglich ist, Funkkontakt mit den übrigen Landegruppen aufzunehmen? Was ist damals passiert? Es können unmöglich alle Funkgeräte ausgefallen sein.“

„Nun, gerade das ist — tatsächlich der Fall. Als der Hauptrumpf der MORGENSTERN beim Landeversuch aufschlug und explodierte, waren alle Mannschaftsmodule noch im Planetenfall. Die Auflösung unseres Raumschiffes in Landemodule war Teil des Expeditionsplanes, der allerdings mit der harten Landung des Hauptrumpfes mißlang. Ein Teil der Explosionsenergie wurde als Elektronenblitz mit einer Stärke von mehreren Millionen Volt freigesetzt. Seinen Radius haben wir mit sechstausend Kilometer gemessen. Er traf alle Kapseln, als sie noch ungeschützt in der Luft waren. Uns, den Besatzungen, schadete dieser Elektronenblitz nichts. Aber alle Funkanlagen wie auch die übrigen elektronischen Ausrüstungen brannten dabei wie von einem Kurzschluß durch.“

„Dann ist mir alles klar“, sagte der Kommandant. „Nun: Jetzt an die Arbeit, ihr beiden dort unten. Pünktlich in zwei Stunden treibt ihr mir auf den Antigravscheiben auf die See hinaus. Ich erwarte dann den Countdown für euren Raumgleiter“, sagte er und schaltete ab. Er schien vorauszusetzen, daß die Kontaktlerin auch in den Orbit heraufkam.

Vitree bekam einen seltsam verklärten Blick. „Ich glaube, ich würde tatsächlich gern zur ABENDSTERN aufsteigen, und wenn es nur für zwei, drei Umläufe wäre“, gestand sie.

Spontan umarmte Jill sie. Sie erwiderte seine Zärtlichkeit. Menschen sind nicht dazu da, Aufgaben zu erfüllen, sondern die Aufgaben haben den Sinn, den Menschen Erfüllung zu bringen, dachte er. Er verstand ihr Bedürfnis, wieder Gefährten von der Erde um sich zu haben, ebenso wie ihren Wunsch, zu den Krabbieren zurückzukehren, um sich ihrer Aufgabe, für die sich Entbehrungen lohnten, zu widmen. Er spürte plötzlich das Verlangen, an ihrer Aufgabe teilzuhaben, unmittelbar daran mitzuwirken.

„Ob mich der Kommandant freistellen würde, dir dabei zu helfen, Menschen und Krabbieren einander näherzubringen, damit wir unseren Stützpunkt bald bauen können?“ fragte er Vitree zögernd. Er fühlte, daß er ihr nicht nur ein paar schöne Worte sagen wollte, denn dazu verbanden die Ereignisse des letzten Tages und der letzten Nacht sie beide viel zu eng miteinander. Sie hatten gemeinsam mit Erfolg Gefahren durchstanden.

„Ich wäre sehr froh“, flüsterte sie. „Ich war so allein, so maßlos allein.“

„Dann ist jetzt erst einmal Zeit, in die Hände zu spucken“, sagte er mit plötzlichem Überschwang. Seine Augen blitzten sie fröhlich an.

Vitree und Jill. ließen sich aber noch Zeit, zu den Schaufeln zu greifen, und standen Hand in Hand, die Blicke ineinander versenkt.

Der Biologe Jan Serbin, Nobelpreisträger, ist im Besitz einer Formel, mit der man Leben erzeugen, Krebs und Erbkrankheiten erfolgreich bekämpfen kann. Er, das Armeleutekind, hatte die Menschen glücklich machen… wollen. Die hehre Idee, mit der „Fausf“-Formel die Menschheit retten zu wollen, erweist sich als ein gefährlicher Irrtum…