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TÜRKISCHER HONIG

Süße Versuchungen und internationale Flugsicherheitsstandards

Ein ganzes Glas Honig muss in der Türkei in jede anständige Nach- und Süßspeise. Honig tropft vom Ka-din Göbegi (Frauennabel), vom Baklava (Nussgebäck), vom Bali findik Sufesi (Honig-Nuss-Auflauf), vom Badem Ezmesi (Nusspfannkuchen), und bildet einen goldglänzenden See auf dem Joghurt. Natürlich steckt er auch in der unglaublich perfekten Süßigkeit, die bei uns Türkischer Honig heißt, in Wirklichkeit aber ein unverschämt fluffiges Nougat ist und in der Türkei Nuga Helva oder einfach nur Nuga heißt. Helva ist die schwarzmeerische und orientalische Süßspeise schlechthin, kommt fluffig oder fasrig daher, klebrig oder trocken, voller Nüsse oder ganz ohne.

Dann gibt es noch Lokum, noch süßer als alles andere, diese Würfel aus Stärke, Zuckersirup, mit Rosenwasser, Pistazien, Nüssen, Fruchtmus veredelt, eigentlich mit allem, was man überhaupt in Süßspeisen packen kann. Nur Honig ist im Lokum eher selten. Auf Silbertabletts aufgestapelt liegt Lo-kum in den Schaufenstern. Wenn man eines isst, fühlt man sich wie eine Haremsdame, isst man zwei hintereinander, als wäre man so dick wie zwei Haremsdamen. „Turkish Delight“ heißt diese Verführung auf Englisch, weshalb alle die, die noch nie Lokum in einer Auslage haben liegen sehen, diese kleinen Süßwürfel „Türkischen Honig“ nennen, obwohl ihnen dessen Erscheinungsform als Kiloblock eigentlich von der Kirmes her bekannt sein sollte. Auch dieses Soft-Nougat liegt, in Würfel geschnitten, in den Auslagen.

So weit, so eindeutig. Schwierig wird es erst, wenn man beschließt, türkische Süßigkeiten mit nach Hause zu nehmen, und einem das erst im Duty-Free-Shop des Atatürk Airport einfällt. Da gibt es in einem kitschig gestalteten Laden namens „Old Bazaar“ Nougat, auf dessen Schachtel „Harem’s Delight“ steht, und Lokum, das „Turkish Delight“ heißt, außerdem Halva, Baklava, Baharat, Saray Helvasi und wie die sündigen Dinge in den bunten Schachteln und Tütchen nicht alle heißen. Außerdem gibt es Mokka, Tee, Pistazien, Oliven, Marmeladen und - haha! - Bienenhonig in kleinen Gläschen. Echter türkischer Honig, dunkelbraun und verlockend, mit einem dicken, Turban tragenden Sultan auf dem Etikett, und einem Namen wie „Sultan’s Pleasure“, der ein wenig nach Viagra klingt. Ein eindeutiger, entscheidender Kaufanreiz, das Gläschen muss mit, auch wenn es so viel kostet wie zwei Schachteln gemischtes „Harem’s Delight“ oder eine große mit Rosenlokum. Aber an der Kasse, wo man die Bordkarten kontrolliert, gibt’s ein Problem:

„Sie fliegen in die Schweiz, und dann weiter?“ - „Ja, nach Deutschland, wieso?“ - „Den Honig können Sie da jetzt nicht mitnehmen.“ - „Welchen jetzt?“ - „Na, den Honig, was denn sonst.“ - „Ach, was?“ - „Das wissen Sie doch ... (tiefer Seufzer). Auf allen Flughäfen in der EU gilt: Ins Handgepäck dürfen sie keine Flüssigkeiten, Gelees, Cremes ...“ - „Jaja, aber hier ist doch nicht die EU.“ - „Aber sie fliegen in die Schweiz.“ - „Die ist auch nicht in der EU.“ - „Das ist egal. Den werden die Ihnen dort trotzdem abnehmen. Möchten Sie sich nicht noch eine Schachtel Lokum aussuchen? Die gemischten haben wir gerade im Angebot.“

Alles war so einfach, durchsichtig und leicht verständlich mit dem türkischen Honig, aber auf den letzten Drücker vermiest es einem die EU mit ihrer Handgepäcks-Richtlinie, außer Türkischem Honig und Lokum auch echten Honig aus der Türkei mitzubringen. Die Geister der Sultane, die ihr olles „Delight“ nur zu gerne an die Touristen verkaufen, die es dann möglichst weit weg bringen, können sich ruhig ins Fäustchen lachen. Lo-kum und Türkischer Honig sind keine Gels und dürfen mit. Honig aus der Türkei nicht. Das soll noch jemand verstehen.