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Aber es mußte ein Zufall sein. Albany war eine bekannte Stadt im Staat New York. Es gab sicher viele Schiffe mit diesem Namen.

Trotzdem fragte er den Mietstallbesitzer:

»Ist die ALBANY ein Dreimaster, eine nicht mehr ganz taufrische Bark?«

»Ich interessiere mich mehr für Pferde und Wagen als für Schiffe. Die Masten habe ich nicht gezählt. Und was ist eine Bark?«

»Schon gut, vielen Dank«, winkte Jacob ab und verließ den großen Stall.

Er hatte es plötzlich sehr eilig, zum Hafen gekommen.

Mit klopfendem Herzen dachte er an das Schiff, das ihn von Hamburg in die Neue Welt gebracht hatte.

Und an den alten Seebären Piet Hansen, der Jacob und seinen Freunden während der langen, beschwerlichen Reise mehr als einmal beigestanden und ihnen sogar die englische Sprache beigebracht hatte. Er war ihnen mit der Zeit ein echter Freund geworden. Am Ende der Reise hatte er das Kommando über die ALBANY übernommen.

Wenn es tatsächlich diese ALBANY war, die im Hafen von Fogerty lag, durfte die Passage für Jacob und Irene kein Problem sein.

So dachte Jacob Adler.

Hätte er allerdings gewußt, was ihn erwartete, wäre er schnurstracks zum Mietstall zurückgekehrt und hätte von dem freundlichen Mr. Svenson Pferde und Wagen zurückverlangt.

*

Jefferson Kinley blickte den beiden Männern, die in den großen Empfangsraum traten, neugierig entgegen. Sofort witterte der erfahrene Hotelier ein Geschäft.

Nicht bei dem Graubart, der schon von weitem nach Tang und Salzwasser roch. Er kam mit ziemlicher Sicherheit von einem der Schiffe im Hafen, hatte dort Kajüte und Koje und wollte sich daher bestimmt nicht im Fogerty Grand Hotel einquartieren.

Aber der Mann in seiner Begleitung konnte ein lohnender Gast sein, falls er auf Zimmersuche war. Daß er in die übertrieben feinen Kleider nicht recht paßte, sah der Hotelier sofort. Es störte ihn nicht, ganz im Gegenteil. Gerade die Neureichen, die Emporkömmlinge des Geldadels, Kinder der kalifornischen Goldfelder oder Gewinnler des Bürgerkriegs, ließen häufig besonders viel springen, um ihren Reichtum zu unterstreichen.

In der Hoffnung auf ein gutes Geschäft straffte Jefferson Kinley seinen krummen Rücken nach Möglichkeit und setzte das strahlendste Lächeln auf, zu dem er fähig war.

»Womit kann ich den Gentlemen dienen?«

»Mit einer Auskunft«, erwiderte Arnold Schelp schroff.

»Möchten Sie die Zimmerpreise wissen?«

»Nein, nur den Weg zu Zimmer Nummer 214. Wir werden dort erwartet.«

Die eben noch hochgezogenen Mundwinkel des Hoteliers fielen herunter. Aus dem Lächeln wurde unverhohlene Enttäuschung.

»Die Treppe rauf und im zweiten Stock einfach nach links, dann können Sie's nicht verfehlen«, beschied er ohne jeden weiteren Elan.

»Danke«, nickte Schelp knapp und ging mit dem Kapitän die Treppe hinauf.

Hansen fragte während des Aufstiegs:

»Ob V. Smith wohl die geheimnisvolle Dame ist oder ein Mann?«

»Ich hoffe, auch in Ihrem Interesse, daß Sie das wirklich nicht wissen, Käpten!«

Schelp sagte das im scharfen Ton und klopfte mit der Rechten gegen seine Seite, an die Stelle, wo der Derringer steckte. Den unvermeidlichen Stock hielt er in der Linken.

Hansen preßte die Lippen zusammen und zog die Stirn in Falten. Zum tausendstenmal fragte er sich, auf was er sich da eingelassen hatte.

Aber es war zu spät, um aus der Sache auszusteigen.

Seit die ALBANY mit ihrer ganz speziellen Fracht den Hamburger Hafen verlassen hatte, war er Arnold Schelp auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Vielleicht schon seit mehr als zwanzig Jahren. Seit jenem verhängnisvollen Orkan, der die HENRIETTA auf dem Ärmelkanal überfiel.

Schelp blieb vor der schweren Eichenholztür stehen, an der die vergoldeten Lettern >214< prangten, und schob Hansen vor.

»Sie klopfen an, Käpten!«

Es klang nicht nur wie ein Befehl - es war einer!

Hansen atmete tief durch und ließ seine Faust zweimal gegen die Tür schlagen.

Nach wenigen Sekunden fragte eine Männerstimme:

»Ja?«

Schelp nickte dem Kapitän aufmunternd zu.

»Meine Name ist Hansen«, sagte dieser. »Ich möchte V. Smith sprechen.«

»Wer sind Sie?«

»Der Kapitän der ALBANY.«

Kurzes Schweigen.

Dann erscholl wieder die fremde Stimme, die das Englische mit breitem Akzent sprach:

»Wir erwarten jemand anderen.«

Hansen sah Schelp an, und der nickte wieder.

»Mr. Schelp ist bei mir«, verkündete der Kapitän.

Ganz leise drangen Stimmen auf den Gang. Hinter der Eichentür unterhielten sich mehrere Menschen.

Die Stimmen wurden von schweren Schritten abgelöst. Ein Schlüssel drehte sich mit lautem Klacken im Schloß. Die Tür wurde aufgezogen, nur einen Spaltbreit. Ein Auge spähte durch die schmale Öffnung.

Und noch etwas lugte hindurch: der lange Lauf eines Revolvers, der direkt auf Hansens Bauch gerichtet war.

Der Kapitän fühlte sich immer unwohler, als er an den großen Revolver vor sich und den kleinen Derringer in seinem Rücken dachte.