157997.fb2 Blockadebrecher - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 7

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Zwei lange Musketenläufe, auf denen spitze Bajonette im Licht der ab und zu hinter großen Wolken hervorschauenden Sonne blinkten, kreuzten sich vor seiner Brust. Eine kräftige Hand hielt den Jungen am Kragen der bunten Kalikojacke fest.

Jetzt erst bemerkte Frankie Herbert die beiden aus seiner Sicht großen Männer in den blauen Uniformen.

»He, was soll das!« fauchte er den schnurrbärtigen Mann mit dem gelben Corporalswinkel am Ärmel an, der ihn am Kragen gepackt hielt. »Halten Sie mich für einen gottverdammten Südstaaten-Rebellen, Mister, oder was?«

Die beiden Soldaten platzten fast vor Lachen.

»Wer hat dir denn das Fluchen beigebracht, Junge?« fragte schließlich der Corporal, noch immer heftig kichernd. »Bestimmt nicht der Pfarrer in der Sonntagsschule, wie?«

Bei der letzten Bemerkung wurden die Uniformierten von neuen Lachkrämpfen geschüttelt.

»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!« rief Frankie Herbert ärgerlich und versuchte vergeblich, sich von der unnachgiebigen Klaue des Corporals zu lösen.

»Das weißt du nicht?« fragte der schnurrbärtige Soldat mit hochgezogenen Brauen. »Du selbst hast doch eben von einem gottverdammten Südstaaten-Rebellen gesprochen!«

»Das ist doch kein Fluch«, beschwerte sich der Junge. »So nennt mein Vater die Südstaatler immer!«

»Na dann«, brummte der Corporal und unterdrückte mühsam ein weiteres Kichern. »Und was willst du hier, Junge. Etwa ein paar gottverdammte Südstaatler jagen?«

»Nein, ich muß zur ALBANY.«

Dabei zeigte Frankie Herbert auf den Dreimaster hinter den Soldaten.

»So ein Pech aber auch«, knurrte der Corporal im gespielten Ärger. »Wir stehen nämlich hier, damit niemand an Bord der ALBANY kommt!«

»Warum?« wollte der Junge wissen. »Steht das Schiff etwa unter Kantine?«

»Kantine ist gut«, lachte der Kamerad des Corporals, ein gemeiner Soldat, noch jung an Jahren. »Da könnte ich jetzt drauf.«

Er rieb über seinen uniformierten Bauch.

»Du meinst wohl Quarantäne!« sagte der Corporal zu Frankie Herbert.

Der Junge nickte, ein wenig erschrocken. Er dachte bereits darüber nach, wie man an Bord eines Schiffes gelangte, das unter Quarantäne, Kantine oder was auch immer stand.

»Nein, die ALBANY steht nicht unter Quarantäne«, verkündete der Corporal zur Erleichterung des Fleischersohns. »Aber es ist so etwas ähnliches. Der Kapitän des Schiffes und unser Captain Stout befürchten, daß es zu Gewalttätigkeiten unter den Leuten kommt, die eine Passage nach Kalifornien haben wollen. Die wenigen Plätze auf dem Schiff sollen gerecht ausgelost werden. Damit sich vorher niemand heimlich an Bord schleicht oder sich gewaltsam Zugang verschafft, stehen wir hier.«

»Ich will nicht nach Kalifornien«, klärte Frankie Herbert die Soldaten auf. »Ich muß nur etwas an Bord des Schiffes bringen.«

»Was denn?« Der Corporal legte die Stirn unter seiner blauen Forage-Mütze in Falten. »Du trägst doch gar nichts bei dir!«

»Doch, eine Nachricht«, erwiderte der blonde Junge im Tonfall größter Wichtigkeit. »Aber die ist sehr geheim und persönlich!«

»So ist das also«, meinte der Corporal und nickte mit vorgetäuschtem Verständnis, während er seinem Kameraden verschwörerisch zuzwinkerte. »Dann bist du also eine Art Geheimkurier.«

»Genau!« stimmte Frankie Herbert zu, erleichtert darüber, daß ihn die Männer in Blau endlich zu verstehen schienen.

»Und für wen ist deine Nachricht bestimmt?«

»Das ist doch geheim!«

Verärgert stampfte der Junge mit dem Fuß auf. Offenbar verstanden die Soldaten ihn doch nicht.

»Aber nicht für uns«, lächelte der Corporal. »Wir sind Soldaten. Vor uns darf niemand Geheimnisse haben.« Er zeigte auf seinen gelben Winkel. »Sieh her, ich bin sogar Corporal.«

»Ist das so etwas wie Friedensrichter oder Bürgermeister?«

»Noch viel höher«, versicherte der Corporal, während er dem anderen Soldaten erneut zuzwinkerte. »Ein Friedensrichter und ein Bürgermeister werden von der Bevölkerung gewählt. Ich aber bin ernannt worden, und weißt du, von wem?«

»Nein, von wem?« fragte Frankie Herbert gespannt.

»Vom Präsidenten.«

»Von Lincoln?«

Der Corporal nickte.

So ganz gelogen war es nicht einmal. Als Soldat der Union war sein oberster Befehlshaber tatsächlich Abraham Lincoln. Nur hatte der Präsident im fernen Washington noch nie etwas von dem Corporal William Backleton aus der kleinen Garnison von Fogerty gehört.

»Dann kann ich es Ihnen ja sagen«, meinte Frankie Herbert erleichtert, nachdem er sein Staunen überwunden hatte. »Die Nachricht ist für Mr. Schelp.«

»Das ist doch dieser Dutch mit dem vielen Geld, der an Bord ist«, sagte Corporal Backleton zu seinem Kameraden, dem Gemeinen Fred Hickel.

»Woher weißt du, daß er viel Geld hat?« entgegnete Hickel.

»So, wie der rumläuft! Die Nachricht ist bestimmt von einem hübschen Girl, das er sich in der Stadt angelacht hat, um sich die Zeit zu vertreiben.«

»Du hast eine schmutzige Phantasie, Corporal«, lachte Hickel.

Doch der Junge nickte bekräftigend und sagte:

»Yes, Sir, eine Dame hat mir die Nachricht übergeben.«

»Eine Dame, hörst du?« fragte der Corporal belustigt. »Um was soll es auch sonst gehen, wenn es sehr geheim und persönlich ist?«

Er ließ den Jungen endlich los und sagte: »Also gut, überbring deine Nachricht, Großer. Wir wollen den Dutch-Gentleman doch nicht um sein Rendezvous bringen!«

Frankie Herbert verstand zwar längst nicht alles, was die beiden Soldaten miteinander redeten. Aber er verstand, daß er an Bord der ALBANY durfte. Das genügte ihm.

Freudig lief er über eine schmale Planke an Bord, wo er sich erneut zwei großen Männern gegenübersah. Seeleute diesmal, ohne Waffen, wenn man ihre kräftigen Arme außer acht ließ.

»Was willst du hier, Knirps?« fragte einer der beiden.

Da rief der Corporal:

»Er hat eine Nachricht für euren Mr. Schelp.«

»Ja«, lachte der andere Soldat. »Sehr geheim und persönlich.«