157997.fb2 Blockadebrecher - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 8

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Der Seemann nickte, sah den Jungen an und sagte:

»Komm mit!«

Er wandte sich um. Frankie Herbert folgte ihm durch die fremde Welt des Schiffsdecks. Er fühlte sich wie ein Kapitän auf großer Entdeckungsfahrt.

*

Die deutschen Auswanderer fuhren durch die von Menschen überfüllte Stadt, bis Jacob vor dem größten, alle anderen Häuser überragenden Gebäude anhielt. Es war aus Stein erbaut.

Ein Schild, das sich über die halbe Vorderfront zog, verkündete, daß es sich um das Fogerty Grand Hotel handelte.

»Wollen wir uns hier wirklich einquartieren, Jacob?« fragte Irene zweifelnd. »Du hast doch gehört, was die Witwe O'Faolain über die Zimmerpreise gesagt hat.«

»Fragen kostet nichts. Außerdem wollen wir ja nicht für ewig hier bleiben.«

Jacob stieg ab und ließ Irene mit Jamie auf dem Wagen zurück. Ein paar niedrige Stufen führten zur breiten, von zwei eingetopften kleinen Tannen gesäumten Doppelflügeltür hinauf.

Er öffnete einen Türflügel und betrat eine große, für seinen Geschmack ein wenig zu dunkle Empfangshalle. Es roch muffig. Bei näherem Hinsehen war die luxuriöse Einrichtung nicht mehr ganz so beeindruckend. Aus den zerschlissenen, teilweise aufgerissenen Polstern quoll schon die Füllung hervor.

In Hamburg oder gar in New York hätte dieses >Grand Hotel< wohl keinen Blumentopf gewonnen. Aber für Fogerty war es vermutlich eine kleine Sensation.

Er hatte den Empfangstresen noch nicht erreicht, da schlurfte schon ein älterer Mann mit hängenden Schultern aus einem verborgenen Raum nach vorn und musterte den Deutschen skeptisch.

Jacob konnte sich gut vorstellen, daß er auf den Mann einen zweifelhaften Eindruck machte. Die weite, anstrengende Reise hatte ihre Spuren an Jacobs Kleidern und an ihm selbst hinterlassen. Sein Gesicht und sein ganzer Körper waren noch ziemlich zerschunden von der gefährlichen Begegnung, die er und Irene mit den Nez-Perce-Indianern und den Siedlern von Greenbush gehabt hatten.

»Die billigsten Zimmer kosten drei Dollar pro Person und Nacht, Mister«, schnarrte der grauhaarige Mann hinter dem Tresen, bevor Jacob noch etwas sagen konnte. »Aber diese Zimmer sind nicht groß und nur sehr einfach ausgestattet.«

»Drei Dollar pro Person?« brummte der junge Deutsche unwillig und strich mit der Hand überlegend an seinem Kinn entlang. »Das ist ein ziemlich stolzer Preis, Sir.«

»Es ist der Preis.«

Jacob dachte an die Schiffspassage, die auch Geld kosten würde. Und daran, daß er und Irene nicht wußten, was sie in Kalifornien erwartete.

Gewiß, sie konnten den Wagen und die Pferde verkaufen. Aber dennoch war es ratsam zu sparen.

Ein paar weitere Nächte im Planwagen würden Irene und Jamie auch noch überstehen. Und Jacob war an das Schlafen unterm Sternenzelt seit seiner dreijährigen Walz durch Deutschland gewöhnt.

»Sir, ich danke Ihnen für die Auskunft«, sagte er enttäuscht. »Aber das ist zuviel für einen armen Zimmermann.«

Er drehte sich um und wollte die Empfangshalle verlassen, als die brüchige Stimme des älteren Mannes ihn zurückhielt:

»Warten Sie, Mister! Sagten Sie eben, Sie sind Zimmermann?«

Der Auswanderer wandte sich erneut zu ihm um und zeigte auf den goldenen Ring in seinem rechten Ohrläppchen.

»Ja, Sir. Dies hier ist bei uns in Deutschland das Zeichen meiner Zunft.«

»Das ist etwas anderes«, meinte der Graukopf interessiert und zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. »Wir bauen hinten gerade einen großen Mietstall. Warum sollen wir das Geschäft anderen überlassen? Leider ist unser Zimmermann überraschend abgehauen. Goldfieber, wissen Sie. Wenn Sie für ihn einspringen, erhalten Sie ein Zimmer zum halben Preis, solange Sie für mich arbeiten. Ihr Deutsche sollt ja sehr fleißig sein. Übrigens, ich heiße Jefferson Kinley. Mir gehört das Hotel. Was sagen Sie zu meinem Angebot, Mister.«

Jacob nannte seinen Namen und meinte dann: »Das Angebot ist gut, aber nicht gut genug.«

»Was verlangen Sie?« erkundigte sich der Alte im geschäftsmäßigen Tonfall.

»Freies Logis und freie Verpflegung.«

»Sie ruinieren mich, Mr. Adler.«

»Bei Ihren Preisen bestimmt nicht.«

»Also gut«, seufzte Kinley, in sein Schicksal ergeben. »Freies Logis und freie Verpflegung.«

»Für mich und meine Begleitung, also zwei Zimmer.«

»Ihre Begleitung? Zwei Zimmer?«

Der Hotelier wirkte auf Jacob fast komisch, wie ein verwirrter Papagei.

»Eine junge Dame, die ich nach Kalifornien begleite. Sie benötigt natürlich ein eigenes Zimmer.«

Jacob wußte, daß er hoch pokerte. Aber er war fest entschlossen, es darauf ankommen zu lassen. Schließlich waren er und Irene auf das Grand Hotel, mochte das Wohnen hier gegenüber dem Übernachten im Wagen auch noch so angenehm sein, nicht angewiesen. Außerdem benahm sich Jefferson Kinley mit seinen Preisen auch nicht gerade wie ein barmherziger Samariter.

»Eine junge Dame?« Kinley wirkte alarmiert und reckte das spitze Kinn vor. »Hören Sie, Mister, dies ist ein anständiges Hotel. Falls Sie meine übergroße Gutmütigkeit ausnutzen wollen, seien Sie gewarnt. Ich lasse nicht zu.«

»Sie denken falsch von Mrs. Sommer und mir«, fiel ihm Jacob ins Wort. »Mrs. Sommer ist eine anständige Frau. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn unterwegs zu ihrem Mann.«

Eigentlich waren Irene und Carl Dilger nicht verheiratet. Jacob hätte folglich nicht von einer Mrs., sondern von Miß Sommer sprechen müssen. Aber angesichts der moralischen Verantwortung, die Jefferson Kinley offenbar für sein Haus fühlte, hielt er ein bißchen Flunkern für angebracht.

Außerdem wollten Irene und Carl ja heiraten; ein für Jacob schmerzlicher Gedanke.

»Wenn das so ist«, meinte der Hotelier unsicher. »Aber Sie erwähnten gerade ein Kind. Dann sind es also drei Personen?«

»Zahlen Kleinkinder bei Ihnen etwa auch drei Dollar pro Nacht?«

»Nein, die Hälfte. Aber ich will kooperativ sein. Die junge Dame zahlt den halben Preis, und ihr Kind darf umsonst wohnen.«

Jacob schüttelte entschlossen den Kopf und sagte mit fester Stimme:

»Freie Unterkunft und freie Verpflegung für uns alle drei, Mr. Kinley. Oder wir suchen uns einen anderen Platz!«

Der Hotelier sah den Auswanderer an wie ein von unerträglichen Schmerzen gepeinigter Mann.

»Sie ruinieren mich wirklich, Mr. Adler.«

Jacob grinste nur. Er spürte, daß er dieses Spiel gewonnen hatte.

»Na schön, na schön, ich schlage ein«, brummte Kinley, als er einsah, daß der Zimmermann nicht nachgeben würde. »Wann fangen Sie an zu arbeiten?«

»Sobald ich im Hafen gewesen bin und mich um eine Passage nach Kalifornien gekümmert habe.«