158015.fb2 China-Queen - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 17

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Adler und dieser gottverfluchte Harpunier standen seelenruhig an der Theke und tranken Bier.

Frenchy sprang so hastig auf, daß sein Stuhl umkippte. Er kümmerte sich nicht weiter darum, sondern rannte aus der Bar. Er wollte Stanford und Petrov zuvorkommen und Bremer benachrichtigen, bevor Adler und Brown einen anderen Teil des Golden Crown betraten.

Der Maat ohne Schiff wußte, daß Bremer die Überwachung des Theaters übernommen hatte. Aber er war noch neu hier und verlief sich mehrmals, bis er den Aufgang zu den Logen fand.

Fluchend hastete er die enge Treppe hinauf, wunderte sich beiläufig über die vielen Spiegel, die hier überall angebracht waren, und fand endlich den Eingang zu der Loge, in der ganz allein der kleine Mann mit dem spitzen Gesicht saß. Durch ein Opernglas beobachtete er die junge Chinesin auf der Bühne, aber mehr noch den vollbesetzten Zuschauerraum.

»Er ist hier!« keuchte Frenchy.

Bremer fuhr herum und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.

Er begriff und fragte nur:

»Wo?«

»Im Saloon. Zusammen mit seinem Freund, dem Harpunier.«

»Macht nichts«, grinste das Rattengesicht. »Dann kassieren wir halt beide. Wir machen es genauso wie geplant. Trommel die anderen zusammen!«

»Ja«, nickte Frenchy und verließ die Loge.

Bremer folgte ihm keine Minute später. Als der kleine Mann mit energischen Schritten die Treppen hinunterging, überprüfte er seine Waffen.

*

Geistesabwesend betrachtete Jacob das Geschehen in der Bar, das der große Spiegel hinter der Theke zeigte. Der Auswanderer schätzte den Anschaffungspreis dieses mehrteiligen, von Flaschenregalen unterbrochenen Prunkstücks auf mindestens tausend Dollar.

Aber dem Besitzer des Golden Crown schien es nicht an Geld zu mangeln. Überall an den Wänden hingen schließlich Spiegel in glänzenden Rahmen.

Der Laden lief gut, wie dieser Abend bewies. Der Saloon füllte sich zusehends, und sicher war es in den anderen Räumlichkeiten des Vergnügungspalastes nicht anders.

Der junge Deutsche wollte sich zu seinem Freund umdrehen, um ihm vorzuschlagen, sich in den übrigen Attraktionen des großen Hauses umzusehen. Doch er erstarrte mitten in der Bewegung.

Da war das Gesicht, das er suchte!

Spitz zulaufend, mit dünnen blassen Lippen. Kleine Augen blickten verschlagen unter einer speckigen Melone hervor. Kein Zweifel, es war Louis Bremer.

Er stand am anderen Ende des großen Raums und sah ein paar Karten spielenden Männern an einem runden Tisch zu.

Jacob stieß den Harpunier mit dem Ellbogen an und flüsterte:

»Bremer ist hier!«

»Wo?« fragte sofort der bärtige Seemann und fuhr zu dem Zimmermann herum.

Der Deutsche legte eine Hand auf den Unterarm des Freundes.

»Ganz ruhig, Eli, wir wollen Bremer doch nicht verscheuchen. Er ist der kleine Mann mit der Melone, der neben dem Durchgang zum Tanzsaal den Kartenspielern zusieht.«

Während Jacob den Gesuchten weiterhin durch den Thekenspiegel beobachtete, damit er nicht von Bremer bemerkt wurde, drehte sich Elihu Brown betont langsam um und blickte wie beiläufig in die von dem Deutschen bezeichnete Richtung.

»Ich sehe ihn«, verkündete der Harpunier leise. »Der Bursche sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus.«

»Zu der Erkenntnis bin ich auch gelangt, Eli, leider zu spät.«

»Was machen wir jetzt?«

»Dich kennt er nicht«, antwortete Jacob. »Du schlenderst zu ihm rüber. Tu so, als interessierst du dich auch für das Kartenspiel, und versperr ihm den Fluchtweg durch den Tanzsaal. Dann komme ich. Wenn Bremer abhauen will, schnappen wir ihn uns.«

»Und wenn er nicht abzuhauen versucht?«

»Dann schnappen wir ihn uns auch.«

»Der Plan gefällt mir«, grinste der massige Harpunier, stieß sich von der Theke ab und ging lässig zu dem Spieltisch hinüber.

Vielleicht wirkte Elihu nicht unbeteiligt genug. Vielleicht hatte Bremer den jungen Zimmermann an der Theke erspäht. Jedenfalls verschwand er mit der Schnelligkeit und Wendigkeit einer Ratte durch den blauen Samtvorhang, hinter dem der Durchgang zum Tanzsaal lag.

Elihu hatte noch nicht mal die Hälfte der Entfernung zwischen Theke und Spieltisch hinter sich gebracht.

Jacob fluchte und lief zu dem Freund, der ihm ratsuchend entgegenblickte und zwischen zusammengebissenen Zähnen wütend hervorstieß:

»Die Ratte hat Lunte gerochen, Jake. Was machen wir jetzt?«

»Hinterher natürlich!« antwortete Jacob und rannte an dem Harpunier vorbei.

Gefolgt von dem Seemann, zerteilte er den Vorhang, hinter dem Louis Bremer verschwunden war. Ein kleiner Gang endete vor einem weiteren Vorhang, und dahinter lag der große Tanzsaal.

Eine grünlivrierte Kapelle spielte Paddy Works On The Railway. Auf der Tanzfläche wirbelten etwa zwei Dutzend Paare herum, mehr schnell als im Takt der Musik. Männer aus der Stadt in guten Anzügen und ramponiert aussehende Goldgräber hielten die herausgeputzten Girls in den Armen. Ein Haufen weiterer Männer war bei diesem Tanz leer ausgegangen und wartete darauf, die in der Eingangshalle erstandenen Marken beim Aufruf zum nächsten Tanz an die Frau zu bringen.

»Was für ein Durcheinander«, brummte Elihu. »Wie sollen wir den Kerl darin finden?«

In diesem Augenblick hörte die Kapelle zu spielen auf, und die Tanzpaare blieben stehen. Der Kapellmeister wandte sich der Tanzfläche zu, nahm mit einer leichten Verbeugung den spärlichen Applaus entgegen und forderte dann die Gäste auf, sich die Damen für den nächsten Tanz auszusuchen.

Die Menschenmenge geriet in Bewegung. Als zwei bärtige Goldgräber, die eben noch in friedlicher Eintracht beisammen gestanden hatte, jetzt auf ein- und dasselbe rothaarige Girl zustürzten, gaben sie den Blick auf den kleinen untersetzten Mann frei, der den Raum gerade durch eine kleine Tür verließ.

»Eli, da ist er!« stieß Jacob erregt hervor und zeigte zu der sich schließenden Tür.

Bevor sie ganz zufiel, begegnete der Blick des Auswanderers noch dem des kleinen Mannes. Bremers Augen funkelten böse und ließen Jacob erschauern.

Während die Kapelle mit den ersten Takten von duck Old Hen begann, zwängten sich die beiden Verfolger durch die Tanzpaare hindurch. Jacob atmete auf, als sich die bewußte Tür anstandslos öffnen ließ.

Es schien ein Durchgang für das Personal zu sein. Ein langer, düsterer Gang erstreckte sich dahinter. Mehrere Türen zweigten von ihm ab.

»Keine Spur von der Ratte«, stellte Elihu mit hörbarer Enttäuschung fest, die Jacob teilte.

Eine Tür am Ende des Ganges klapperte.

»Da muß er durch sein!« meinte Jacob. »Oder hier gibt es Geister.«