158051.fb2 Das st?hlerne Monster - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 22

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»Das. das ist die ALBANY!« keuchte er. »Oder vielmehr das, was von ihr übrig ist.«

Das war nicht viel.

Ein brennender Trümmerhaufen, über dem sich eine dunkle Rauchwolke erhob und das grüne Himmelslicht allmählich absorbierte.

Noch immer wurde der zerfetzte Leib der Bark von Explosionen erschüttert.

Keiner der drei Masten stand mehr aufrecht. Sie trieben mit anderen rauchenden und brennenden Trümmern im Meer.

Und die LUCIFER hielt genau auf dieses Inferno zu.

Da schrie der Schwarze auf dem Großmast, der schon als erster das grüne Leuchten entdeckt hatte: »Das Monster! Es ist das Seeungeheuer!« Die schrille Stimme überschlug sich fast. »An Backbord des brennenden Schiffes. Es taucht gerade unter!«

»Fiert die Boote!« hallte Kapitän Ravens schneidende Stimme übers Deck. »Jetzt machen wir dem Spuk ein Ende!«

Und schon wurden die schlanken Fangboote zu Wasser gelassen. Vier Stück waren es, jedes bemannt mit sechs Männern. Befehligt wurden sie von Cyrus Stanford, vom Zweiten Steuermann, einem kahlköpfigen Franzosen namens Lapierre, sowie von den beiden Maaten Frenchy und Petrov.

Raven selbst hatte das Steuer der LUCIFER übernommen, um das Schiff in die beste Position zum Abfeuern der Geschütze zu bringen.

Aber es gab keine geeignete Position!

Während die Fangboote auf der Suche nach dem stählernen Monster ausschwärmten, war dieses einfach unter der Wasseroberfläche verschwunden.

Ratlos starrten die Männer in den Booten ins Wasser. Ihre Handgranaten und Raketengeschosse, die John Raven eigens für die Jagd auf das Fischboot angeschafft hatte, nützten ihnen gar nichts, solange sie den stählernen Zylinder nicht sahen.

Jacob wollte vom Bug zum Achterdeck laufen, um Raven aufzufordern, die Boote lieber nach Überlebenden der ALBANY suchen zu lassen. Vielleicht hatte das stählerne Monster längst das Weite gesucht.

Er machte sich Sorgen um die Besatzung, von denen er viele Männer kannte. Und um seinen Freund Piet Hansen.

Der junge Deutsche hatte sich kaum in Bewegung gesetzt, als der schwarze Topgast schrie: »Monster voraus! Es kommt auf unseren Bug zu!«

Raven reagierte schnell und befahl: »Feuer frei für das Buggeschütz!«

Aber die Bedienung konnte den Zweiunddreißigpfünder nicht abfeuern. Als die Männer das Schimmern der stählernen Riesen-Zigarre sahen, war das Fischboot genau zwischen zwei Fangbooten.

Das Fischboot stieg höher und rammte die beiden Boote, stürzte sie um. Lapierre und Petrov fielen mitsamt ihren Besatzungen ins Meer.

Dann hatte das Seeungeheuer den Walfänger auch schon erreicht und trieb seine spitze Nase in den Bug der LUCIFER. Das ganze Schiff wurde angehoben.

Jacob verlor das Gleichgewicht. Er stürzte, rutschte über das Deck und stieß schmerzhaft mit der Schulter gegen den Aufbau des Backniedergangs.

Um ihn herum herrschte das Chaos.

Schreie vermischten sich mit dem Splittern von Holz.

Kisten und Fässer stürzten um, rutschten und rollten übers Deck, klemmten Menschen ein, zerquetschten Glieder.

Und wieder wurde der Walfänger durchgeschüttelt, als sich das Fischboot von seinem Opfer löste.

*

»Legt euch in die Riemen, Männer!« fuhr Cyrus Stanford die Besatzung seines Fangboots an. »Das verfluchte Stahlvieh steckt im Rumpf der LUCIFER. Jetzt kriegen wir es!«

Sein Fangboot war dem Fischboot am nächsten. Und es kam ihm noch näher, als die Bootsgasten den Befehl des Ersten Steuermanns ausführten. Dieser hielt mit eiserner Hand die Ruderpinne und steuerte das Fangboot direkt auf den Stahlzylinder zu.

Der Bug des Fischbootes ragte zusammen mit dem des Walfängers aus dem Wasser. Aber schon drohte er wieder in der Tiefe zu verschwinden.

»Schneller, Leute!« schrie Stanford und machte eine Handgranate klar.

Er schleuderte die Explosivladung im hohen Bogen in Richtung des Fischboots.

In dem Moment, in dem die GREY SHARK wieder unter der Wasseroberfläche verschwinden wollte, explodierte die Sprengladung genau über seinem Bug. Das Fangboot war jetzt so nah an dem Fischboot, daß es von der Druckwelle erfaßt und umgerissen wurde.

*

»Stanford hat es erwischt!« jubelte John Raven im Ruderhaus. »Er hat das verfluchte Untier zur Hölle geschickt.«

Die Freude des Kapitäns währte nicht lange. Der Explosion von Stanfords Handgranate folgten weitere. Sie kamen aus dem Bauch der LUCIFER.

»Verdammt!« fuhr Raven einen Bootsmaat an. »Was ist da los?«

»Ich weiß nicht, Käpten. Ich müßte mich erkundigen.« »Dann tu es!« »Aye, Käpten.«

Hastig verließ der Maat das Ruderhaus und stieg unter Deck. Nach nur zwei Minuten kehrte er zurück. Auf seinem Gesicht stand Panik zu lesen, Todesangst. »Käpten«, stammelte er. »Wir sinken!« »Was? Das kann nicht sein! Das Loch im Bug muß man doch abdichten können!«

»Das ist es nicht. Als die LUCIFER durchgeschüttelt wurde, ist bei der Steuerbordbatterie Feuer ausgebrochen. Mehrere Pulverfässer sind explodiert. Die Lecks dort sind riesig. Ich habe sie gesehen.«

Als wolle das Schiff die Worte des Maats bestätigen, neigte es sich in diesem Moment stark nach rechts.

An Bord brach allgemeine Panik aus. Die Geschützbedienungen rannten an Deck. Ein Teil der Männer sprang ins Wasser. Die Besonneneren versuchten, die beiden Reserve-Fangboote zu wassern.

Da erschütterte eine neue Serie von Explosionen die LUCIFER.

*

Die GREY SHARK sank.

Die Sprengladung hatte das Fischboot an seiner verwundbarsten Stelle erwischt, am Bullauge. Das Glas, obwohl besonders stark, war zersplittert.

Jetzt drang eine wahre Sturzflut in das Schiff ein, machte es von Sekunde zu Sekunde schwerer und zog es hinunter zum tiefen Grund des Pazifiks.

Lieutenant Alva Devane, der Maat Bill Brixton und alle anderen Männer an Bord wußten, daß es ihr Ende war.

Von einem sinkenden Schiff konnte man versuchen zu entkommen, indem man ins Wasser sprang. Diese Möglichkeit gab es hier nicht. Sie konnten die beiden Luken nicht öffnen. Zu groß war der Wasserdruck, der auf ihnen lastete.

Sie konnten nur sterben.

Vielleicht war es das Wissen um die Unausweichlichkeit des Todes, das die zwölf Männer ihr Schicksal so ruhig ertragen ließ.