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»Vater. tot?« stammelte er, zog dann blitzschnell seinen Revolver und richtete ihn auf Custis. »Das ist nur deine Schuld, verdammter Sklavenschinder! Das ganze Unglück ist nur deine Schuld! Aber jetzt wirst du sterben!«
Als Jacob sah, daß Byron Cordwainer den Abzug durchzog, hob er seinen Revolver, den er noch in der Hand hielt und drückte ab. Zum genauen Zielen blieb ihm keine Zeit mehr.
Auch Byron Cordwainer schickte noch seine Kugel los, aber er krümmte sich schon, von Jacobs Geschoß getroffen, zusammen. Seine Kugel ging fehl und schlug in die Holzverkleidung des vorderen Waggons.
»Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Custis dankbar zu Jacob.
»Dafür habe ich ein anderes Leben ausgelöscht«, antwortete der Deutsche fast tonlos. »Ein Leben, das ich vor noch nicht vierundzwanzig Stunden vor einem Bushwacker gerettet habe.«
Er hatte sich sofort über den Major gebeugt, ihm aber nicht mehr helfen können. Jacobs Kugel war seitlich in Cordwainers Herz gedrungen. Jacob hatte das nicht gewollt, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.
*
Colonel Starrets Kavallerie konnte das Gros von Quantrills Streitmacht nicht zur Schlacht stellen. Im Schutz der Dunkelheit setzte sich die Schwarze Brigade ab, um weiter ihren Untaten nachzugehen. Zu denen, die entkamen, zählten Quantrill selbst, Bloody Bill Andersen, George Todd, Little Archie Clement, die James-Brüder und Cole Younger. Der Texaner Jasper war unter den verwundeten Gefangenen, die den Zug verfolgt hatten, seine beiden Gefährten Morgan und Jones unter den Toten. Als die Truppen Blue Springs erreichten, war die Stadt längst von den Guerillas geräumt. Aber wenigstens waren die Einwohner gerettet und war der Anschlag auf den Geldtransport vereitelt worden.
Doc Hatfield und ein Armeearzt operierten noch in der Nacht Ellery Cordwainer, den letzten männlichen Angehörigen der mächtigen Familie, und retteten sein Leben. Custis Hunter und Melvin wurden aufgrund ihres Einsatzes für die Stadt nicht angeklagt. Custis und Virginia, die Erben der Lawrence Missouri Bank, wollten ihre Verhältnisse ordnen und dann heiraten. Virginia trauerte nicht um ihren verstorbenen Gatten; nach allem, was dieser getan hatte, konnte sie es einfach nicht.
Die überlebenden Reisenden von der PRIDE OF MISSOURI setzten ihren Weg nach Kansas City am nächsten Tag mit dem ersten regulären Zug fort, so wie sie es ursprünglich geplant hatten. Obwohl Martin und Irene alles Erdenkliche unternahmen, Jacob aufzuheitern, blieb dieser die ganze Reise über in einer gedrückten Stimmung. Er dachte an Byron Cordwainer und die Bushwackers, die unter seinen Kugeln gefallen waren. Und er dachte an Amerika. Dieses neue Land war hart und unerbittlich.
ENDE
Und so geht das Abenteuer weiter
In Kansas City wollen sich die drei Freunde dem Oregon-Treck anschließen. Sie kommen gerade rechtzeitig; der letzte Wagenzug dieses Jahres wird sich in ein paar Tagen in das wilde Land jenseits der Zivilisation aufmachen.
Doch zuvor sollen zwei Ereignisse Martin Bauers Leben nachhaltig verändern: Erst lernt er ein Mädchen kennen, ein Saloongirl, in das er sich unsterblich verliebt. Auch sie will nach Westen - und zieht jede Menge Ärger am Rocksaum hinter sich her. Und dann sieht es aus, als könne sich Martin weder an seiner neuen Liebe noch an seiner weiteren Zukunft erfreuen. In Kansas City geschieht ein heimtückischer Mord -und alles deutet auf ihn als Täter hin! Die Meute hat die Schlinge schnell geknüpft. Der junge Deutsche soll sterben!
KANSAS CITY von J.G. Kastner