158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 12

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So oder so ähnlich waren die Unterhaltungen der Mannschaft.

Michel ahnte nicht, was da an Abfälligkeiten über ihn gesagt wurde. Und jeder hütete sich wohlweislich, in Gegenwart des Pfeifers selbst oder seiner Freunde solche Äußerungen zu tun.

13

Als die Sonne hinter dem Horizont verschwand und die ersten Sterne ihr Licht versprühten, wurde es auf der Insel lebhaft. Von der Ostseite und von dem See her huschten dunkle Gestalten durch das Mondlicht.

Schweigend trugen Tunatatschis Krieger die schwerenKanonen, deren sechzehn Stück von Hassans Schiff abmontiert worden waren.

Bei den Arabern ging es nicht so lautlos zu. Immer wieder stieg ein Fluch zum nächtlichen Himmel, wenn irgend etwas nicht gleich beim erstenmal gelingen wollte. Doch die meisten vermochten einen heftigen Ausbruch noch rechtzeitig zu unterdrücken.

Jeder war sich bewußt, daß der Feind in der Nähe war.

Die Männer der Flottille waren mit dem Verladen der getrockneten Nüsse doch nicht rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit fertig geworden.

Michel hatte die Arbeit unterbrechen lassen, um sie am nächsten Vormittag zu Ende zu führen.

In einer Besprechung mit den Kapitänen hatte man sich geeinigt, sofort danach auszulaufen.

In dieser Nacht schlief allerdings nur ein Teil der Männer an Land. Viele waren des Schlummers unter freiem Himmel schon wieder überdrüssig. Sie hatten es vorgezogen, in ihre Kojen zu kriechen. —

Mitternacht mochte vorbei sein, als plötzlich Blitze aufzuckten und von See her Kanonendonner erklang. Noch ehe die Schläfer richtig wach waren, krachten die ersten Kugeln in die Takelage der »Mapeika«, die der Mündung am nächsten lag. Aber schon die nächste Salve ließ das Takelwerk auf der »Trueno« und der »Dimanche« splittern.

Hassan hatte Muße genug gehabt, seine Geschütze mit aller Genauigkeit einzurichten.

Michel, der neben Ojo an Land schlief, war beim ersten Kanonendonner auf den Beinen. Er sprach kein Wort. Er lauschte nur und suchte mit seinem Glas den Horizont ab.

Am Widerschein der Mündungsfeuer sah er, daß der Angriff von See her erfolgte.

»Komm, Diaz, sieh zu, daß du deine Kanoniere zusammenbekommst!«

Die Glocken aller drei Schiffe schlugen Alarm.

Salve auf Salve fuhr auf die Planken nieder.

Das einzige Schiff, das sich überhaupt zu verteidigen vermochte, war die »Trueno«; denn nur die Heckgeschütze konnten einen Effekt erzielen. Die Rohre der verankerten Schiffe waren nach den falschen Seiten gerichtet.

So lagen sie bewegungsunfähig und konnten sich nicht verteidigen.

Als der Pfeifer an Bord der »Trueno« kam, begegnete ihm Marina. Sie hatte den Degen in der Hand, ein rotes Tuch um den Kopf und einen dicken Piratenring im Ohrläppchen. Ihre weißen Zähne blitzten, und ihre Augen lachten kampfeslustig.

»Endlich wieder etwas los«, rief sie dem Pfeifer zu. »Ihr habt versäumt, Wachen an der Küste auszustellen, Herr Admiral!«

»Spart Euch Euern Spott«, sagte er bitter. »Wir haben manches versäumt; aber es ist wahrscheinlich das letzte mal gewesen.«

»Wieso?« fragte Marina. »Wollt Ihr schon sterben?«

»Immer spottet. Mich trefft Ihr nicht. Schließlich bin ich ja nicht allein da, um mich um alles zu kümmern. Ich habe mit Tunatatschi verhandelt, ich habe die Kranken betreut und noch vieles andere getan. Ihr hättet auch einmal daran denken müssen, für unsere Sicherheit zu sorgen.«

»Ich verließ mich auf Euch und Eure Unfehlbarkeit. Ich-.«

Neue Einschläge rissen ihr das Wort vom Munde.

Ojo hatte inzwischen seine Kanoniere auf die Beine gebracht. Scharf visierte er das unsichtbare Ziel.»Die ersten Salven müssen sitzen, amigos«, donnerte sein Baß.

Die Ankerketten aller Schiffe knarrten. Man konnte nicht bewegungsunfähig bleiben. Man mußte das Unmögliche wahr machen und den Gegner, der die offene See für sich hatte, aus der Flußmündung heraus angreifen, ohne dabei freilich feuern zu können. Es war eine heikle Situation.

Und als sich die ersten Segel blähten, brach das große Unglück furchtbar herein.

Niemand, auch der Pfeifer nicht, hatte auf das geachtet, was an Land vor sich gegangen war.

Vermutete man doch in keinem Fall eine Teufelei Tunatatschis hinter diesem Angriff. Niemand dachte an einen Privatkrieg. Jeder glaubte fest, daß eine Einheit der holländischen Flotte die Schiffe, die den Seeräuber Dieuxdonné hatten entkommen lassen, aufgestöbert hatte.

Da donnerten die abmontierten Geschütze Hassans von den Hügeln herüber. Ihre Kugeln begnügten sich nicht allein mit der Zerstörung der Aufbauten und Masten, sondern fraßen sich in die Leiber der Schiffe und schlugen sie leck.

Der Angriff kam so unerwartet, daß die Männer der Flottille zunächst wie erstarrt standen, bevor sie begriffen, was sich da abspielte.

Niemand war auf den Gedanken gekommen, die Seitengeschütze feuerbereit zu machen. Es lag außerhalb des Begriffsvermögens, mit einem Angriff von den friedlichen Eingeborenen zu rechnen, und gar erst, daß diese über Geschütze verfügten. Ein solches kombiniertes Manöver forderte im allgemeinen mehr Kenntnisse, als man einem wilden Häuptling zugetraut hätte.

Hinzu kam noch, daß niemand etwas von der Existenz eines vierten Schiffes geahnt hatte.

Obwohl die Fahrzeuge unter dem starken Feuer lagen, drehten sie sich langsam um ihre eigene Achse in die Strömung. Als die »Mapeika« endlich soweit war, daß sie Fahrt gewann, schrie plötzlich jemand:

»Wasser im Kielraum!«

Da spürte man auch schon deutlich, daß sie zu sinken begann.

Porquez mußte den Befehl abgeben, denn er war durch herumfliegende Splitter schwer verwundet worden.

Don Hidalgo hatte noch die Geistesgegenwart, die »Mapeika« aus der Strömung zu bringen, um der »Dimanche« und der »Trueno« nicht die Ausfahrt zu versperren.

Die Treffer in die »Dimanche« lagen vorläufig noch oberhalb der Wasserlinie. —

Michel war zu Ojo gerannt.

»Wir müssen zuerst die Geschütze auf dem Land niederkämpfen«, rief er, um den Lärm zu übertönen.

Ojo nickte, und bald darauf feuerte die »Trueno« die erste Breitseite ab.

Da stürmte Marina heran und schrie den Pfeifer mit überschlagender Stimme an:

»Seid Ihr wahnsinnig? Wir können doch nicht hier stehenbleiben! Wir müssen ebenso wie die anderen schnellstens wenden, sonst sind wir verloren.«

»Ich bin nicht wahnsinnig. Das Wichtigste ist, den Rückzug der anderen beiden zu decken.

Wenn uns das nicht gelingt, ist es aus. Der Angriff von Land her ist im Augenblick am bedrohlichsten.«

»Hahaha«, lachte Marina wild. »Da habt Ihr Eure lieben Eingeborenen! Die Hunde kümmern sich einen Dreckdarum, ob Ihr die Nüsse bezahlt oder nicht! Ihr seht ja, wie der Dank für Eure