158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 17

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»Ganz richtig. Ich muß mich ins Bett legen. Mein Bein ist doch stärker in Mitleidenschaft gezogen worden, als ich dachte.«

»Ach so, deswegen«, atmete Ojo auf. »Aber vielleicht könnt Ihr uns wenigstens einen Rat geben, was wir nun machen sollen.«

»Gern. Unsere Pflicht wäre, uns um unsere Kameraden auf der Insel zu kümmern. Dann sollten wir die Ernte von den zerstörten Schiffen bergen, soweit das noch möglich ist.«

»Und dann?« fragte Ojo. »Wie steht es mit der Rache für den hinterlistigen Überfall?«

Michel schüttelte den Kopf.

»Wann wirst du nur einmal lernen, Diaz, daß Rache nichts ist! Es wäre eine Sinnlosigkeit, die Eingeborenen niederzumetzeln. Wir hätten nichts davon als ein beschwertes Gewissen. Ich bin der Meinung, wir sollten so schnell wie möglich von hier aufbrechen.«

Die beiden nickten, und Michel hinkte zurück zur Treppe.

Bald hallten wieder feste Kommandos über Bord. Nachdem die Toten ihr Seemannsgrab erhalten hatten, lief alles wieder wie am Schnürchen.

Zwei Piraten hatten sich Marinas angenommen und sie in ihre Kabine geschafft.

Jardín übernahm jetzt den Befehl und überwachte das Instandsetzen des Schiffes, während Ojo mit fünfzehnbewaffneten Leuten an Land ging, um nach den anderen zu sehen.

18

Sie gingen am rechten Ufer des Flusses entlang, vorsichtig und jeden Augenblick bereit, sich gegen einen Überfall zu wehren. Nach einer Weile erreichten sie die Biegung des Flusses.

Jemand rief sie an.

Als Ojos mächtiger Baß Antwort gab, erklang drüben ein Jubelruf.

Vor ihnen stand Ernesto, der Bootsmannsmaat von der »Mapeika«. Er war zerlumpt, abgerissen, blutverschmiert und hatte einen Knüppel in der Hand.

»Gott sei dank, daß ihr kommt. Wir dachten schon, euch hätte es auch erwischt.«

»Beinahe«, sagte Ojo. »Aber wir haben sie in den Grund gebohrt.«

»Waren es Holländer?

»Wir wissen es nicht. Aber zwei Leichen, die bei uns vorbeitrieben, sahen aus wie Araber. Wie viele seid ihr noch?«

»Vierunddreißig«, erwiderte Ernesto mit zitternder Stimme.

»Und von der »Dimanche«?«

»Alle zusammen Vierunddreißig.«

»Mein Gott ! — Und die anderen?«

»Tot, verbrannt, erschlagen, an ihren Wunden gestorben. Es war gräßlich.«

»Die Hunde!« knirschte Ojo.

Während sie weitergingen, berichtete Ernesto:

»Capitán Porquez ist tot, die Offiziere sind verbrannt. Ibn Kuteiba ist schwer verwundet. Abu Hanufa und Don Hidalgo —, wir wissen nicht, wo sie sind, wahrscheinlich unter den unkenntlichen Leichen.«

Es hatte Ernesto Anstrengung gekostet, diese Tatsachen mit fester Stimme zu erzählen. Ein Kloß saß ihm in der Kehle. Ojos Leute hatten Gesichter, in denen es nur noch eine Form des Ausdrucks gab: Haß, unbändigen Haß. Ihre Finger spielten mit den Pistolenkolben. Und manch ein Daumen fuhr heimlich prüfend über die Schärfe des Messers.

»Was macht Fernando?« fragte Ernesto besorgt.

»Der Student?«

»Hm.«

»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich liegt er noch in der Krankenkoje. Niemand hatte bisher Zeit, sich um ihn zu kümmern.«

Dann erreichten sie das Lager der Überlebenden.

Von der »Dimanche« stieg noch immer schwelender Rauch auf. Aufbauten und Oberdeck existierten nicht mehr. Der Schiffsrumpf lag da wie eine große offene Schale. Die Zerstörung war vollständig. Nicht viel besser sah es um die »Mapeika« aus. Sie war voll Wasser gelaufen.

Und da sie auf einer Sandbank dicht neben dem Ufer lag, ragten Deck und Aufbauten noch aus dem Wasser. Alles, was diese beiden Schiffe an Bord hatten, war verloren. Damit auch zwei Drittel der Muskatnußernte.

»Ja«, sagte Ojo, »dann macht euch bereit. Ich glaube, wir können gehen. Hier ist wohl nichts mehr zu retten.«

Die Vierunddreißig Überlebenden hatten, soweit sienicht schwer verwundet waren, ein Massengrab geschaufelt und richteten jetzt als letzten Liebesdienst für die toten Kameraden ein großes Holzkreuz dahinter auf.

»Gehen?« fragte einer der Oberlebenden verständnislos. »Wohin?«

»Zur »Trueno« natürlich! Oder willst du hier warten, bis dich die Eingeborenen abholen?«

Der Frager lachte irr.

»Warten? — Ihr habt doch Waffen mitgebracht. Nein, wir werden nicht auf sie warten. Wir werden hingehen und sie alle totschlagen. — Totschlagen, sage ich.«

»Sagst du«, meinte Ojo. »Wozu soll das gut sein?«

»Rache«, murmelte der andere.

»Ach was«, entgegnete Ojo. Damit war die Sache für ihn erledigt. Er hatte zwar vorgehabt, das gleiche zu sagen, was er vorher von Michel gehört hatte, bekam aber die Worte nicht mehr zusammen.

Man fügte sich seinem Befehl. Die Elendskarawane setzte sich in Bewegung.

19

Eine Stunde später hatten sich vierunddreißig zu Tode erschöpfte Menschen auf den Planken der

»Trueno« hingekauert. Marina, die sich von ihrem Schrecken erholt hatte, als ihr von Jardín berichtet worden war, daß der Pfeifer am Leben sei, hatte die letzten Vorräte Rum an die Mannschaft verteilen lassen. Die Geister des Alkohols beflügelten die Schaffensfreude, und es knallten bereits wieder die ersten ganzen Segel gegen die Masten.

In kürzester Zeit hatte sich das Aussehen auf Deck gewandelt. Freilich, was an Holzgerät entzwei war, blieb entzwei. Aber die Trümmer schwammen jetzt im Wasser, und das Deck sah sauber aus.

Ernesto, der Maat, hatte sich trotz seiner Schwäche zur Krankenkoje geschleppt, um nach Fernando zu sehen.