158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 20

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»Der Verdacht, den ich habe, ist so furchtbar, daß er fast zu gräßlich ist, um ausgesprochen zu werden.«

Die Leute umstanden ihn schweigend. Neugier lag auf ihren Gesichtern.

»Sagt es doch«, bat Ernesto.

»Hm, ich kann mir vorstellen, daß dieser verschlagene Eingeborenenkönig einen fürchterlichen Plan gehabt hat. Vielleicht wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er hetzte die Araber auf uns, die uns wahrscheinlich die Ernte nicht gönnten, weil sie sie selbst haben wollten, und gleichzeitig hetzte er seine Eingeborenen gegen die Araber, um sie durch irgendein Mittel, das wir nicht kennen, zu töten. Es ist immerhin möglich, daß er sich auf diese Weise in den Besitz ihrer Kanonen bringen wollte.«

»Aber das Schiff, das wir in den Grund bohrten«, warf Ernesto ein. »Sicher gehörten diese Männer doch auch zuder Besatzung. Der Kapitän hätte die Toten doch sicher gerächt.«

Michel zuckte die Schultern.

»Was weiß ich. Mit Logik ist dieser Sache nicht beizukommen. Begraben wir sie jetzt und gehen weiter. Daß die Eingeborenen Gifte verwenden, die wir nicht kennen, sehen wir ja an Fernando.

Unser Student ist durch den Schlag auf den Hinterkopf bestimmt nicht irrsinnig geworden.«

Die Seeleute begannen murrend, eine Grube auszuheben. Viele von ihnen konnten nicht einsehen, weshalb ausgerechnet sie die Mörder ihrer Kameraden bestatten sollten.

Auch Marina schien dieser Meinung.

»Wir verspäten uns zu sehr«, sagte sie.

Michel zog die Brauen zusammen.

»Wollt Ihr vielleicht die Toten so liegen lassen?«

»Was liegt daran? Wir werden die Insel doch nie wieder betreten.«

»Es gibt ethische Gesetze, die um ihrer selbst willen da sind.«

»Na schön«, sagte Marina; aber in ihrer Stimme lag Ablehnung. —Als sie fertig waren, gingen sie weiter dem See zu. Sie hatten den Hügel erreicht, von dem aus man die Pfahlstadt übersehen konnte, als ihnen eine Abordnung von fünf Eingeborenen entgegenkam.

»Siehe da, die Unterhändler«, sagte Marina.

Die Leute wurden angesichts der Eingeborenen unruhig. Man sah ihnen an, daß sie viel lieber die ganze Stadt zusammengeschossen hätten, als friedlich zu verhandeln.

Die Eingeborenen waren herangekommen. Michel trat vor. Da sah er, daß der Häuptling Tunatatschi nicht dabei war.

In unverständlichen Gutturallauten versuchte der Führer der Abordnung, der Zauberer, etwas zu erfragen.

Guter Rat war teuer; denn Mutatulli, der Dolmetscher weilte nicht mehr unter den Lebenden.

Michel versuchte, ihnen durch Zeichensprache klarzumachen, daß sie gekommen seien, um ihren Kameraden zu holen.

Der Zauberer schien zu verstehen; denn er nickte erfreut, da er annahm, daß die Fremden für den Untergang ihrer Schiffe weiter keine Vergeltung forderten. Er gab ihnen Zeichen, ihm und seinen Leuten zu folgen.

Wieder setzte sich der ganze Zug gemächlich in Bewegung.

Ernesto war am meisten aufgeregt.

Nach kurzer Zeit erreichten sie das Ufer und die Stelle, von wo aus der breite Steg zum Haus des Häuptlings führte.

»Bleibt hier zurück, amigos«, sagte Michel. »Gebt acht, daß die Burschen uns keinen Hinterhalt legen, und nehmt euch zusammen, damit ihr nicht etwa auf die Idee kommt, euch an den Bewohnern der Stadt für die vergangene Nacht zu rächen.«

Mit Ernesto und fünf von den Leuten, die schon dem Häuptling die Bezahlung für die Muskatnußernte gebracht hatten, beschritten Michel und Marina den Hauptsteg. Hinter ihnen ging die Abordnung.

Ohne Zwischenfall erreichten sie den »Palast« und traten ein.

Dort saß Fernando und starrte seine Freunde an. In seinem Blick lag völliges Unverständnis für die Situation.Seine Hände klammerten sich angstvoll um den nackten Oberarm der schönen Eingeborenen.

Michel machte dem Zauberer unter vielen Schwierigkeiten klar, daß der Kranke vor dem Abtransport seine Gesundheit wiedererhalten müsse.

Der Zauberer eilte hinweg und kehrte nach wenigen Minuten mit allen möglichen Hokuspokusgeräten zurück.

Aus einem Lehmtopf stieg dünner Rauch auf und erfüllte den ganzen Raum mit einem schweren, weihrauchähnlichen Geruch. Der Zauberer vollführte Sprünge und machte Verrenkungen, die wohl den Tanz der Austreibung von bösen Geistern darstellen sollten.

Nachdem er durch seine Zauberei in Schweiß geraten war, hielt er inne und sagte etwas zu Fernando; aber dieser reagierte nicht darauf, sondern verharrte in seiner Haltung. Taitschas Augen aber ruhten haßerfüllt auf dem Zauberer und den Fremden.

Michel machte dem Zauberer Zeichen, die besagten, daß er dessen Bocksprünge für sinnlosen Hokuspokus hielt.

Der Zauberer bedauerte in Gesten und wußte bald auch nicht weiter.

»Fragt doch das Weib, was es mit ihm gemacht hat«, sagte Ernesto wütend. »Wenn sie so großen Einfluß auf ihn hat, daß sie nächtlicherweise während des Kampfes mit ihm vom Schiff fliehen konnte, dann wird sie auch die Schuld am Zustand meines armen Freundes haben.«

Die Zeichensprache Michels zog bei Taitscha nicht. Sie starrte ihn nur wütend an, reagierte aber überhaupt nicht darauf.

Als der Zauberer bemerkte, daß die Spannung zwischen den Parteien wuchs, griff er vermittelnd ein und redete

Taitscha gut zu. Dann drohte er ihr; aber sie blieb stumm wie vorher. Ihr ganzes Wesen war rätselhaft. Und Fernando kauerte neben ihr.

»Machen wir es genauso wie das erstemal«, sagte Ernesto.

Die Männer nickten, und einer, der stärkste, trat langsam auf den Studenten zu.

Gerade, als er ausholen wollte, machte Taitscha eine schnelle Bewegung. Etwas blitzte in ihrer Hand. Stöhnend brach der Mann zusammen.

In diesem Augenblick, noch ehe es Michel verhindern konnte, krachte Ernestos Pistole, und die Tochter Tunatatschis hauchte mit einem Wehlaut ihr junges Leben aus.

Der Schuß hatte eine fürchterliche Wirkung. Es war, als sei die Luft plötzlich vom Geschrei Tausender von Teufeln erfüllt.

Die Männer in der Hütte verloren die Nerven. Ihre Finger krümmten sich um den Abzug der Pistolen. Der Zauberer und die vier Abgesandten schlugen tot auf den Boden.

Michel war für den Bruchteil von Sekunden erstarrt. Dann donnerte seine Stimme:

»Seid ihr wahnsinnig! Nehmt euch zusammen. Wenn wir jetzt nicht die Ruhe behalten, gibt es eine Katastrophe!«

Aber das letzte Wort fand bei seinen Freunden schon kein Gehör mehr, denn nun knatterten auch draußen Schüsse auf.

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