158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 21

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Tunatatschis Krieger hatten kurze Zeit nach Ankunft der Fremden ebenfalls die Stadt erreicht, waren jedoch auf Geheiß ihres Häuptlings im Wald verborgen geblieben.

Tunatatschi wartete auf eine günstige Gelegenheit, um seinen Plan doch noch zu vewirklichen und den Verrätern ihre Macht wieder zu nehmen.

Den Schuß aus Ernestos Pistole hatte er nicht vernommen. Als aber in allen Hütten der Stadt dieses tumultarische Geschrei aufstieg, hielt er den Zeitpunkt für gekommen. Er gab seinen Männern das Zeichen zum Angriff. Die Blasrohre am Mund, die kleinen vergifteten Pfeile eingelegt, stürmten sie gegen die am Ufer lagernden Fremden vor.

Aber auch diese waren durch den Lärm aufmerksam geworden. Schnell waren die Gewehre an der Wange, die Schlacht kam in Gang. Das heißt, eine Schlacht konnte man dieses Abknallen der nackten Gestalten nicht nennen. Bevor diese überhaupt dazu kamen, ihre Blasrohre wirkungsvoll zu gebrauchen, lagen die ersten Angriffsreihen niedergemäht am Boden. —

Marina hatte sich, als das Durcheinander im Haus des Häuptlings begann, mit einem Sprung auf den Steg gerettet und eilte mit Riesenschritten auf die Kameraden am Ufer zu.

Hier übernahm sie sofort den Befehl und leitete wie ein erfahrener Feldherr das Feuer.

Der Pfeifer hatte den ehemaligen Piraten nicht umsonst sekundenschnelles Laden beigebracht.

Diese Lehre bewährte sich jetzt ausgezeichnet.

In hastigen Worten, zwischen zwei Schüssen, berichtete Marina, daß Taitscha einen Kameraden ermordet hatte.

Da stieg die Wut ins Unermeßliche. Wie ein Rausch kam es über die Schießenden. Als sich Tunatatschis letzte Krieger fluchtartig in den Wald zurückgezogen hatten, stürmten die Piraten über die Stege, drangen in die Hütten ein und erschlugen, was ihnen unter den Kolben kam. Sie schonten weder Frauen noch Kinder noch Greise.

Wie losgelassene Teufel fielen sie über die unschuldigen Menschen her. —

Michel, Ernesto und die vier anderen hatten Fernando und den Toten gepackt und traten jetzt aus dem Hause des Königs. Da sahen sie, wie sich das Entsetzliche, von Hütte zu Hütte weiterspringend, abspielte.

Der Pfeifer übergab hastig Fernando an zwei seiner Begleiter und stürmte den breiten Steg hinunter, um zu retten was noch zu retten war. Er traf auf Marina. »Was ist in die Leute gefahren?« schrie er sie an. Sie lachte.

»Rache für die Toten, Rache für unsere Schiffe, Rache für Porquez, Rache — Rache!«

Trotz des schmerzenden Beines sprang Michel über einen der Nebenstege und stellte zwei der nächsten Piraten, die mit bluttriefendem Messer aus einer Hütte kamen, um ihr Mütchen in der nächsten zu kühlen. »Bleibt stehen, ihr Schufte!« schrie er. Sie lachten ihm nur ins Gesicht und wollten weiter. Da ging eine furchtbare Veränderung in dem Pfeifer vor. Seine Augen wurden starr. Seine Hals- und Stirnadern schwollen. Aschgrau war sein Gesicht. Langsam nahm er die Villaverdische Muskete hoch, bedächtig zielte er. Dann krachten seine Schüsse.Die blutdürstigen Piraten sanken, in die Beine getroffen, auf den Laufsteg.

Mit Anstrengung erklomm Michel das Dach einer Hütte. Von dort aus konnte er die ganze Wasserstadt übersehen.

»Haltet ein!« donnerte noch einmal seine Stimme über die Dächer hin. Er stieß eine Passage seiner bekannten Pfiffe aus.

Es kam im Augenblick wohl auch ein Stutzen unter den Piraten auf. Es hatte den Anschein, als träten sie alle aus den Hütten auf die Stege.

Gerade wollte Michel noch etwas sagen, da erscholl Marinas berauschte Stimme :

»Rache! Rache für Capitán Porquez!«

Ein markerschütterndes Lachen folgte diesen Worten, und die Piraten gingen daran, ihr schreckliches Menschenschlachten fortzusetzen.

Als der erste jedoch Anstalten machte, wieder eine Hütte zu betreten, warf ihn eine Kugel aus der Villaverdischen Muskete zurück.

Alle sechs Läufe feuerte Michel auf seine langjährigen Freunde ab. Sechs Getroffene schlugen stöhnend auf den Bambus der Stege.

Dann war der Bann gebrochen, und die übrigen wankten, halb benommen noch, zum Ufer, wo sie sich um Marina versammelten.

Der Pfeifer sprang vom Dach der Hütte. Mit hohlem Blick und ausgebrannten, starren Augen ging er auf die Meute zu, durch sie, die eine Gasse bildeten, hindurch und schritt, ohne sich auch nur einmal umzublicken, langsam den Weg zurück, den sie gemeinsam gekommen waren.

23

Ojo erblickte eine einsame, winkende Gestalt am Ufer. Als er das Glas zu Hilfe nahm, erkannte er Michel.

Er war bestürzt.

Was tat der Pfeifer dort allein? Waren die anderen etwa vernichtet worden?

Der Wartende zeigte aber keine Spur von Hast oder Unsicherheit. Er stand einfach da, und das Gewehr hing ihm über der Schulter.

Ojo schickte ein kleines Boot hinüber, und als Michel dann die Jakobsleiter erklommen hatte, wunderte sich der große, starke Spanier über sein Verhalten.

Der Pfeifer grüßte nicht, sagte nichts, gab keine Erklärung, sondern ging schweren Schrittes, als trüge er eine Zentnerlast auf den Schultern, zum Mittelschiff, stieg die Treppe hinab und verschwand in seiner Kabine.

Die zurückgebliebenen Leute sahen Ojo an. Dieser zuckte die Schultern, wandte sich ab und tat, als müsse alles so sein. Auch er fand keine Erklärung für das fremde Benehmen seines Señor Doktor.

Stunden vergingen, bis der Rest des Landkommandos eintraf.

Die Stimmung aller war gedrückt. Die Fragen der anderen wurden mit einem Ja oder Nein abgetan. Bei denen, die nicht wußten, was sich in der Wasserstadt abgespielt hatte, stieg die Wut auf die Wilden, als sie gewahrten, daß einige ihrer Kameraden verletzt und einer gar tot war.

Aber auf ihr Schimpfen und Toben hatten die Zurückgekehrten nur ein müdes Lächeln.Endlich wurde es Ojo zu bunt.

»Señorita«, wandte er sich an Marina, »wir haben ein Recht darauf, zu wissen, was geschehen ist.«

»Fragt Ernesto«, sagte Marina und ging in ihre Kabine.

»Laufen wir heute noch aus?« rief ihr Ojo hinterher.

»Ja. Gleich.«

Kopfschüttelnd ging Ojo zu Ernesto.

»Nun mach endlich das Maul auf!«

Ernesto hockte bei Fernando, dessen irre Augen verrieten, daß er wieder zu sich gekommen war.

Ernesto wies auf ein aufgeschossenes Tau in der Nähe, und Ojo setzte sich.

In stockenden Worten, mit vielen Unterbrechungen, gab der Maat von der »Mapeika« seinen Bericht. Als er geendet hatte blickte Ojo in die Runde. Überall standen Leute mit niedergeschlagenen oder neugierigen Gesichtern herum. Ein Teil von ihnen hatte Ernestos Schilderung mit angehört.

»Das dürfte das Ende sein«, meinte Ojo und erhob sich.

»Was meinst du mit Ende?«

»Ihr glaubt doch nicht im Ernst, daß der Pfeifer oder ich bei einem Haufen bleiben, der Frauen und kleine Kinder totgeschlagen hat ! Ihr seid Piraten und bleibt welche. Ihr seid noch schlimmer als Piraten, ihr seid Verbrecher, Mörder! Meint ihr, daß wir euch deswegen in Istanbul vom Galgen befreit haben, damit ihr wie eine Horde losgelassener Sträflinge haust? Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben.«

Damit wandte er sich um und verschwand ebenfalls unter Deck.

»Was soll nun werden?« fragte Jardín den Steuermann.