158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 26

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Michel fragte die jüngere der beiden Frauen, wo er ihn finden könne.

Die Frau schrie und gurgelte etwas, gestikulierte wild mit den Händen; aber keiner der drei konnte auch nur ein Wort verstehen.

Nach längerer, mühevoller Verständigung in Zeichensprache wurden die Männer aufgefordert, auf den feudalen »Stühlen« Platz zu nehmen.

»Vorsicht«, warnte Ojo leise, »vielleicht gibt's hier Wanzen oder Läuse!«

Sie setzten sich wie vornehme Damen ganz vorn auf die Kante, um nicht beleidigend zu wirken.

Fast eine Stunde verstrich, da kam ein riesiger, wohl zwei Meter langer Neger durch die niedrige Tür gekrochen. Er sah so groß aus, daß man unwillkürlich die Befürchtung hatte, er müsse jeden Augenblick in der Mitte durchbrechen; denn er war spindeldürr und hatte Beine, die nicht dicker waren als die Arme eines normalen, kräftigen Mannes.

Er trug ein Hemd, das ihm fast bis zu den Knien reichte. Darüber eine rote Schärpe, die von irgendeinem Orden stammen mochte und jetzt als Gürtel diente. Die modernste Errungenschaft allerdings, auf die er ganz besonders stolz zu sein schien, war eine weiße, völlig zerfranste und strähnig gewordene Perücke, die er sich über die eigenen Kraushaare auf den schwarzen Hinterkopf gestülpt hatte. Sie verlieh ihm ein groteskes Aussehen.

Die Frauen überfielen den Ankömmling mit kreischenden Worten und deuteten auf die Besucher.

Der Neger schaute sie mißtrauisch an. Seine Blicke galten besonders Ojo, der ihm, trotz seiner eigenen Länge, am meisten zu imponieren schien.

Er fragte etwas in dem hier unter den ostafrikanischen Eingeborenen gebräuchlichen Kisuaheli.

Der Pfeifer schüttelte den Kopf und meinte auf arabisch:

»Sprichst du nicht die Sprache der Gläubigen? Ein Anhänger des Propheten hat uns zu dir geschickt.«

Der Schwarze nickte eifrig und erwiderte in einem entsetzlichen Arabisch:

»Oh, ich reden alle Sprachen von der Welt ganzes. Ich sein Ugawambi, großes Führer, reiches Mann und haben schönstes Frau von Welt.« Bei den letzten Worten machte er eine galante Verbeugung zu der jüngeren der beiden Frauen hin, die zwar nicht gerade abschreckend häßlich, aber gewiß nicht schön war.

»Sprichst du auch spanisch?«

»Nein. Nur Sprachen von große Völker.«

Michel lächelte. Was würde Ojo wohl gesagt haben, wenn er das verstanden hätte!

»So vielleicht englisch?«

Ugawambi strahlte.

»Englisch sein meine Lieblingssprache. Ich viel Engländer geführt. Sie alle glücklich, wenn mit mir an der Küste gehen. Engländer sein feines Mensch und viel tapfer Mann.«Mit seinem Englisch war es also auch nicht viel besser bestellt, als mit dem Arabischen. Aber englisch verstand auch Tscham. Das war schon ein Vorteil.

»Gut, mein Freund, bleiben wir bei englisch! Du sollst uns auf einer langen Reise führen.«

»Ich euch führen durch ganze Welt. Ich kennen alle Länder«, warf sich Ugawambi in die Brust.

Er hielt die Hand auf.

»Ah, du willst einen Backschisch?«

»Nix Backschisch. Ich will haben meine Lohn für Führung.«

»Du weißt ja noch gar nicht, ob du uns führen wirst.«

»Natürlich ich wissen. Ugawambi wissen, wo viel gut Sklaven fangen. Ugawambi kennen alle Dörfer.«

»Wir wollen keine Sklaven fangen«, sagte Michel.

Ugawambi sah ihn verständnislos an.

»Nix Sklaven? — Wozu dann brauchen Führer?«

»Wir suchen den Schneeberg. Er kann nicht weit im Innern Afrikas liegen, vielleicht zwanzig bis dreißig Tagesreisen.«

Ugawambi riß vor Schrecken die Augen auf.

»Berg mit weißem Dach?«

»Ja.«

»Dann Ugawambi nix führen.« Er zog die Hand wieder zurück. »Ugawambi nix gehen zu böse Geister.«

»Weißt du, wo er liegt?«

»Ich noch nix dagewesen. Aber ich wissen Richtung. Aber nix gehen dahin.«

»Wieviel Lohn erhältst du sonst für eine Sklavenführung?«

Der Schwarze war klug. Er blickte die Besucher abschätzend an. Sie schienen keine Erfahrung zu haben.

»Fünf Tage eine Rupie«, meinte er lauernd.

Michel zog den Beutel mit den letzten paar tausend Gulden hervor.

»Kennst du diese Münzen?«

Der Neger nahm eine in die Hand, wog sie und biß hinein. Dann ließ er sie auf den Boden springen und lauschte auf ihren Klang. Er nickte, schien aber noch nicht befriedigt.

»Gib mir andere.«

Michel griff wahllos in den Beutel. Jede einzelne wurde auf die vorher beschriebene Weise geprüft.

»Alles gut«, sagte Ugawambi dann. »Ich nix kennen diese Münze; aber gut. Gold nix schlecht. Ich nehmen. Eine für anderthalb Rupien.«

»So gehst du also mit uns?«

»Wo? Zu Berg von böse Geist? Nein. Ich zeigen, wo du fangen Sklaven, Massa.«

»Ich sagte schon, wir wollen keine Sklaven! Wir müssen zum Berg mit dem weißen Dach.«

»Ich nix gehen dort.«