158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 41

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»Der Mann von dem kleinen Mädchen, das wir getroffen haben, als wir an das Dorf kamen.«

Ojo zog das Messer und zerschlug den Halssteg der Leiter.

Der Neger dachte nicht anders, als daß der Schlag ihm gelte, und schrie in Todesängsten auf.

Der riesige Spanier war — daran gab es keinen Zweifel — für jeden, der ihn nicht kannte, eine furchteinflößende Erscheinung. Aber als er dem Neger dann auch noch die Handfesseln durchschnitt, ließ dessen Angst nach.

»Wo Unogi?« fragte Michel und bedeutete ihm, dorthin zu gehen, wo Unogi lag.

Unogi bekam einen furchtbaren Schreck. Was wollte man von ihm?

Ojo wiederholte seine Art der Befreiung. Auch hier wieder der Schrei, als sollte ein Tier geschlachtet werden. Und dann das Erstaunen, als Michel nur sagte :

»Komm mit!«

Sie gingen mit den beiden Negern zu jenem Platz, wo Abu Sefs Feuer noch immer schwelte.

»Setzen«, sagte Michel.

»So«, meinte er dann, »ich bringe Grüße von Zapa.«

Unogi wurde aufgeregt. Ein Schwall von Worten ergoß sich über den Pfeifer. Der wehrte ab und sagte:

»Ich kenne deine Sprache nicht. Ich habe Zapa getroffen. Ich habe die Worte gelernt, die ich jetzt sage. Wir kamen und haben euch befreit. Morgen früh seid ihr alle frei. Wir gehen zu euerm Kral zurück. Wir sind keine Sklavenjäger.«

»Wir sollen frei sein«, schrie Unogi, »richtig frei wie früher und ich soll Zapa wiedersehen?«

Michel war hilflos. Er hatte nur die Worte »frei« und »Zapa« herausgehört. Er nickte und wiederholte :

»Ich bringe Grüße von Zapa. Ich habe Zapa getroffen. Morgen früh seid ihr alle frei. Wir gehen zu euerm Kral zurück. Wir sind keine Sklavenjäger.«

Wieder sprudelte es aus Unogis Mund. Aber der andere Neger schien begriffen zu haben, daß die Männer nichts von dem verstanden, was er sagte. Er legte Unogi die Hand auf den Arm und sagte :

»Es hat keinen Zweck, in unserer Sprache mit ihnen zu reden. Sie verstehen uns nicht. Sie haben nur die Worte gelernt, die sie eben sagten. Ich werde sehen, ob ich mich in Zeichensprache mit ihnen verständigen kann.« Erwandte sich, nachdem er Unogi zum Schweigen gebracht hatte, mit einer weitausholenden Geste an Michel. »Frei?« fragte er abermals und deutete auf alle Gefangenen.

»Frei«, sagte Michel.

Der Neger erklärte, ob er und Unogi jetzt darangehen könnten, den Brüdern die mörderischen Halsleitern abzunehmen.

Statt einer Antwort überreichten ihnen Michel und Ojo ihre Messer.

Sie betrachteten die Waffen neugierig. Sie hatten Stahl schon bei den Arabern gesehen, aber noch nie eine solche Klinge in den Händen gehalten.

Zögernd erhoben sie sich. Sie schienen dem Frieden noch nicht ganz zu trauen. Aber als sie niemand störte und auch keiner Anstalten machte, nach dem Gewehr zu greifen, stürzten sie schreiend zu den anderen und sprachen mit wilden Gesten zu ihnen. Dabei fuchtelten sie mit den Messern in der Luft herum.

Das Gebrüll der Befreiten verstärkte sich von Minute zu Minute. Zuerst machten die Schwarzen ein paar Freudenschritte. Eine Frauenstimme sang irgendwo im Hintergrund ein klagendes Lied.

Die erschöpften Menschen tanzten plötzlich. Sie tanzten den Freudentanz, wie ihn ihre Väter getanzt hatten, wenn sie einen guten Fang heimgebracht hatten.

Michel war in den Anblick der Tanzenden versunken. Tscham saß schweigend da. Und Ojo lachte. Er fand den Tanz einfach komisch.

Der Mond hüllte die gespenstische Szene in seinen bleichen Schein.

41

Ugawambi und die Träger hatten sich einen faulen Tag gemacht. Nachdem der Pfeifer sie verlassen hatte, waren sie in die vom Feuer verschont gebliebenen Hütten gekrochen, hatten sich ausgestreckt und die Hände über dem Bauch gefaltet.

Sie dachten nicht daran, dem Befehl des Pfeifers zu folgen, der ihnen gesagt hatte, daß sie die halbzerstörten Hütten wieder instand setzen sollten.

Es kam ihnen geradezu lächerlich vor, an derartig primitive Behausungen Hand anzulegen. Für sie waren die Schwarzen des Innern genauso Wilde wie für die Weißen oder die Araber. Wie konnte man ihnen, zivilisierten Negern aus Madagaskartown in Sansibar, solche Arbeit zumuten?

Sie waren jedoch zu klug gewesen, um sich offen zu weigern. Soviel hatten sie in der fragwürdigen Zivilisation schon gelernt: immer ja zu sagen zu dem, was der Brotherr verlangte, und dann abzuwarten und sich nur nicht zu überstürzen.

Und Ugawambi? Dem fiel es gar nicht ein, den Befehlen Michels Geltung zu verschaffen. In seinen Augen war dieser Weiße absolut verrückt. Wenn er, Ugawambi, bedachte, nach welch seltsamen Wörtern ihn der Weiße gefragt hatte, so schüttelte er noch nachträglich den Kopf.

Wozu ritten die drei Herren überhaupt der Sklavenkarawane nach? Wollten sie den Händlern vielleicht die Schwarzen abkaufen? Aber wozu? Und weshalb hatte man das unglaubliche Ansinnen an die Träger gestellt, die zerstörten Hütten zu reparieren?Ugawambi warf begehrliche Blicke auf Zapa, das schöne Mädchen mit dem unschuldigen Gesicht.

Zapa schuftete unermüdlich. Sie drang in die Hütten ein, besserte die Dächer aus, flocht neues Schilf hinein, wenn der Regen durchdringen konnte, versteifte die Seitenwände mit frischen Zweigen und warf alles Angekohlte fort, denn es verbreitete einen widerlichen Gestank.

Oft hatte Ugawambi den fast unwiderstehlichen Wunsch, das Mädchen zu küssen; aber er dachte an den Pfeifer und dessen drohende Gebärde, als er sie alle warnte, das Mädchen auch nur in irgendeiner Weise zu belästigen.

Und Ugawambi konnte das verstehen. Es gab genügend Weiße, die sich eine schwarze Geliebte hielten. Wahrscheinlich wollte der Pfeifer Zapa für sich behalten. So ließ man also lieber die Finger von ihr.

»Was glaubst du, wie lange sie wegbleiben werden?« fragte einer der Träger.

»Sie müßten heute noch wiederkommen. Der Massa sagte so«, antwortete Ugawambi.

»Meinst du, daß er uns schlagen wird, weil wir die Hütten nicht ausgebessert haben?«

»Wie kann er das? Wir sind doch keine Bauarbeiter! Ihr seid seine Träger und habt euch zu nichts weiter verpflichtet, als seine Lasten zu tragen. Und ich, Ugawambi, bin als Führer angeworben. Ich trage auch keine Lasten.«

Sie waren es zufrieden. Ugawambi stand hoch bei ihnen im Ansehen; denn er lebte schon viel länger in Mada-gaskartown und kannte alle wichtigen Persönlichkeiten in der Stadt Sansibar.

Plötzlich hörten sie in der Ferne Stimmengewirr. Es klang wie das Schnattern von Gänsen und kam immer näher.

»Was ist das?« fragte einer der Träger ängstlich.

»Geh hinaus und sieh nach«, meinte Ugawambi.

»Warum gehst du nicht selbst?«

»Ich gehe nur, wenn der Massa wiederkommt. Aber das ist nicht der Massa. Er schnattert nicht.«

»Wer kann es sein?«

»Ich bin kein Zauberer. Geh hinaus und sieh nach.«

Zögernd erhob sich der Träger. Er kam gerade in dem Augenblick ins Freie, als die vor Freude heulenden Eingeborenen, die Michel befreit hatte, ins Dorf liefen.