158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 46

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Von allen Seiten schossen sie auf das Bleßhuhn zu. Aber keines kam von der Mitte des Stromes her. Sie schienen sich also wirklich nur im Uferschlamm aufzuhalten.

Die drei Jäger rissen zu gleicher Zeit die Gewehre an die Wangen. Ojo und Tscham schössen zuerst. Und sie hatten getroffen. Jeder eins. Jetzt feuerte Michel. Sechsmal krachte die Villaverdische Muskete, und ebenso viele Krokodile legten sich auf den Rücken.

Es war gräßlich mitanzusehen, wie sich die anderen auf ihre Artgenossen stürzten. Man hörte das Schnappen der Kiefer und das Krachen der Gebisse.

Binnen kürzester Zeit war von den acht getöteten Tieren nichts mehr zu sehen. Das eine oder andere der gesättigten Biester zog schon wieder davon, als die Jäger geladen hatten.

Diesmal schoß Michel zuerst. Mit dem gleichen Erfolg wie vorher. Ojo und Tscham folgten.

Und Michel lud schon wieder.

Das Fressen wurde schon gemütlicher. Die Trägheit der Satten gewann langsam die Oberhand.

Und als sie das fünfzehnte verspeist hatten, interessierten sie sich für das sechzehnte nicht mehr.

Einige schnappten wohl danach; aber keines machte ernstlich Anstalten, es zu verschlingen. Das Wasser wurde wieder ruhiger.

Dennoch gab sich Michel nicht zufrieden. Er schoß jedes der Untiere ab, das er noch irgendwo erkennen konnte. Dann ging der Pfeifer zum Häuptling und machte ihm begreiflich, daß er als erster hinüberwaten werde.

Ojo und Tscham sollten von hier aus den Übergang decken. Vom anderen Ufer würde Michel dann ein Gleiches tun.

Baluba versuchte ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Michel rief den vor Angst schlotternden Ugawambi herbei und meinte:

»Sag dem Häuptling, daß der Führende immer vorangehen muß, wenn die anderen ihm folgen sollen. Es gibt keine Gefolgschaft ohne Beispiel.«

Das genau wiederzugeben, schien selbst dem redegewandten Ugawambi zu schwierig. Aber Baluba hatte verstanden.

»Ich stimme dir bei«, ließ er sagen. »Aber wenn doch noch eine der Bestien Hunger hat, was dann?«

»Sie wird sich an mir den Magen verderben«, lache Michel. »Ich bin ungenießbar.«

Der Häuptling gab den letzten Satz an die angetretenen Männer und Frauen seines Stammes weiter. Irgendwo stieg zaghaft ein Lachen auf. Aber es reichte nicht, um die allgemeine Furcht zu bannen.

Michel stieg auf sein Pferd, hielt die Büchse hoch und ritt los. Allein, das treue Tier stampfte mit den Hufen und wieherte ängstlich, als es mit den Vorderbeinen in den Fluß ging. Es scheute und wollte zurück. Aber Michel zwang es ins feuchte Element. Er selbst war klatschnaß; aber nicht nur vom Regen. Der Schweiß perlte auf seiner Stirn.

Mit hochgereckten Nüstern ging das Tier voran.

Und jetzt machte Michel eine erstaunliche Entdeckung. Er ritt über eine Furt. Der Fluß war auf einem schmalen Querstreifen von etwa zwei Metern nicht tiefer als einen Meter.

Er wandte sich um und rief Ugawambi zu :

»Sage allen, sie sollen genau auf meinen Weg achten. Dann werden sie nicht weiter als bis zum Gürtel im Wasser versinken.«

Über zweihundert Augen verfolgten den Ritt des Pfeifers. Gleich war der mutige Mann drüben.

Man wartete geradezu darauf, daß am anderen Ufer das Wasser jetzt in Wellenbewegung geraten würde. Aber nichts geschah, Das Ufer war frei von Alligatoren.

Michel zitterte an allen Gliedern, als sein Pferd endlià auf dem Trockenen stand.

Doch Michel ließ sich keine Sekunde gehen. Sofort prüfte er die Muskete. Dann stellte er sich ans Ufer, bereit, sofort sechs Kugeln aus dem Lauf zu jagen.

Zögernd noch und mit Gesichtern, als würden sie aufs Schafott geschickt, stiegen die ersten ins Wasser. Die nächste Reihe folgte. Niemand sprach ein Wort. Nirgends geriet das Wasser in Unruhe.

Da schrie, als sie mitten im Fluß waren, einer auf. Eine Panik setzte ein. Einer trampelte über den anderen hinweg. Die Schwächeren rutschten von der Furt ab ins tiefere Wasser, das ihnen bis zum Halse reichte. Verzweifelt versuchten sie, den erhöhten Grund wiederzugewinnen. Es gelang allen. Die vordersten hetzten aufs Ufer, blieben stehen und wurden von den Nachfolgenden umgerannt.

Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei. Im Wasser rührte sich nichts.

Nun sollten Ugawambi und die Träger folgen. Sie wollten nicht. Tscham versuchte Ugawambi klarzumachen, daß der Schrei des einen Eingeborenen durch etwas anderes ausgelöst worden sei als durch ein Krokodil. Aber das glaubte Ugawambi nicht.

Ojo wurde das Zetern der fünf zu bunt. Er nahm sein Gewehr an die Wange und setzte eine grimmige Miene auf. Die Mündung zeigte auf Ugawambi.

»Ich nix gehen.«

»Du gehst«, kommandierte Ojo. Er nahm das Pferd beim Zügel und führte es ans Wasser.

Plötzlich gab er ihm einen Schlag auf die Hinterhand, der einen Ochsen hätte fällen können. Das erschrockene Tier raste mit seinem schreienden Reiter ins Wasser. Und da das Pferd ein Herdentier ist, folgten die anderen dichtauf.

Tscham lachte seinen riesigen Freund an.

Ojo nickte; denn nun folgten auch die Packtiere.

»Santa Maria, seht, wie sie laufen! Eine wahre Pracht!«

Der letzte war kaum drüben, und Ojo wollte geradeaufsitzen, als ihn Tscham am Arme zurückhielt. An ihrem Ufer wurde es jetzt wieder lebendig. Die Biester schienen neuen Appetit zu verspüren.

»Demonio«, fluchte Ojo. »Konnten sie nicht noch einen Augenblick warten?«

»Was gibt's?« rief Michel.

»Sie sind wieder da, die lieben Tierchen«, antwortete Ojo.

»Bueno, dann schießt ! Einmal müssen sie doch satt werden.«

Ojo zuckte die Schultern und legte an. Tscham schoß gleich nach ihm. Zwei — drei Wasserkreise bildeten sie. Großen Hunger schien die Meute nicht mehr zu haben; denn diesmal ließen sie ihre Artgenossen unberührt, blieben aber, lauernd neben, ihnen liegen.

Die beiden Zurückgebliebenen schössen immer wieder, Aber diesmal mit dem umgekehrten Erfolg. Immer mehr kamen und paddelten neben ihren toten Brüdern oder legten sich mit aufgesperrtem Rachen in den Schlamm.

»Maldito, ich kann doch nicht meine ganzen Kugek verschießen!« Er drückte ab, hatte in einen aufgesperrten Rachen gezielt, der wie auf Kommando zuklappte, als die Kugel eingedrungen war.

Das Tier peitschte das Wasser mit dem Schwanz im Todeskampf. Noch zwei oder drei verendeten auf dieselbe Weise. Das schien den anderen denn doch zuviel des Guten. Sie drehten ab und schwammen in ihre Jagdgründe zurück.

»Jetzt reiten wir los«, rief Ojo Tscham zu. Er saß schon auf dem Rücken seines Pferdes und stieß ihm die Hacken in die Weichen.

Tscham folgte ein paar Meter hinter ihm.

Ojos Brauner nahm das Ufer in schnellem Anlauf, ohne ein Zeichen der Angst von sich zu geben.

Bei Tscham ging es nicht so glatt.