158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 55

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Aber Ugawambi schlief gern, hatte außerdem vom Whisky noch immer einen schweren Kopf und dachte gar nicht daran, den Sklavenhändler jetzt noch zu besuchen.

Er streckte sich vielmehr auf seinem Lager aus, ließ sich eine Bastmatte über die schweren Glieder legen, nahm, kurz bevor er einschlief, seine Perücke vom Haupt, drehte sich der Lehmwand zu, schloß die Augen und träumte von großem Reichtum und einem schönen Leben.

53

Imi Bej saß in einem der wunderbar ausgestatteten Säle seines Palastes und spielte mit zwei kleinen siamesischen Kätzchen. Er war von mittelgroßer Statur, hatte dunkle, verschlagen wirkende Augen und trug einen gestutzten Vollbart.

Unter den vornehmen Arabern der Stadt nahm er eine Sonderstellung ein. Manche fürchteten, manche liebten ihn. Die, die ihn fürchteten, sahen in ihm den gefährlichsten Feind der Portugiesen, und die, die ihn liebten, die graue Eminenz des Imam von Maskat, als dessen Wegbereiter für den Machtanspruch des Fürsten sie ihn betrachteten.

Imi Bej selbst hatte sich bisher weder als das eine noch das andere zu erkennen gegeben. Er spielte die Rolle des Sklavenjägers vorzüglich und mit willkommenem Gewinn. Gleichgültig, welche Funktionen er tatsächlich noch nebenher ausführte, waren seine Sklavenjäger, die er meist selbst befehligte, die Gefürchtetsten entlang der ganzen Küste.

Seine beringten Finger fuhren zärtlich über die Köpfe und Rücken der Katzen. Imi Bej machte sich nichts aus Frauen. Er liebte Tiere und war ein Menschenverächter.

Durch die hohe bronzebeschlagene Tür trat ein schwarzer Diener ein und brachte eine Schale mit frischer Ziegenmilch, die er vor Imi Bej niederstellte. Er warf sich zur Erde, berührte sie dreimal mit der Stirn, zog sich kriechend zurück und war wieder verschwunden. Die Katzen stürzten sich auf die Schale mit Milch. Ihre Zungen schleckten begierig. Der Araber hatte glänzende Augen;es freute ihn jedesmal, wenn seine geliebten Tierchen Appetit zeigten.

Das so freundlich anmutende Idyll wurde bald gestört. Wieder öffnete sich die Tür, und ein anderer Diener trat ein. Diesmal war es ein Araber. Er kreuzte die Hände über der Brust und verbeugte sich ziemlich lässig dreimal. »Was willst du?« fragte Imi Bej, sein Ton klang nicht sehr freundlich.

»Allah behüte das Spiel deiner Katzen und deine Freude«, sagte der Diener in leichtem, nicht sonderlich respektvollem Ton. »Ich muß dich leider stören; denn draußen wartet ein hoher Herr, den du um seinen Besuch gebeten hast.« »Wer?«

»Es ist einer deiner Konkurrenten, Abu Sef, der Sklavenjäger.«

»Ah, das ist gut. Nimm die Katzen hinaus und schicke den Sayd herein.«

Der Diener tat, wie ihm befohlen war. Die Kätzchen miauten zwar, als sie von ihrem Herrn fort mußten, aber sie konnten diesmal sein Mitleid nicht erwecken; seine Züge waren gespannt, und ein Beobachter hätte bemerken können, daß er diese Unterredung geradezu herbeigesehnt hatte.

Es dauerte nur kurze Zeit, bis der Diener Abu Sef ins Zimmer ließ.

Die beiden reichen Araber tauschten einige Höflichkeiten. Wasserpfeifen wurden gebracht.

Kurze Zeit später standen dampfende Täßchen mit Mokka auf einem kleinen Schemel vor ihnen.

»Ich freue mich, daß du meiner Einladung gefolgt bist, Sayd«, sagte Imi Bej.

»Bei Allah«, erwiderte Abu Sef polternd, »wie könnte ich wagen, die Einladung eines so großen Mannes auszuschlagen!«

Imi Bej nickte ironisch.

»Nun, du wirst doch meine Freundschaft nicht gar so nötig haben; denn ich habe nie gehört, daß du dich besonders gut mit den Portugiesen vertragen hättest.«

Abu Sef war zwar ein ebenso verschlagener Händler wie Imi Bej, aber diese Verschlagenheit war nicht mit Feigheit gepaart. Er hatte Mut. Es gab eigentlich niemanden, den er wirklich fürchtete. Er hatte ein seltenes Zutrauen zu sich selbst. Die Begriffe »maalisch« und »Kismet« gab es für ihn nicht.

»Beim Barte des Propheten«, erwiderte er, »es ist mir gleichgültig, ob dir meine Freundschaften und Beziehungen gefallen oder nicht. Ich bin nicht gekommen, um mich bei dir und dem Imam, der ja wahrscheinlich sehr bald in Sansibar herrschen wird, einzuschmeicheln.«

Imi Bej lachte.

»Ich hätte dir eine solche Ergebenheit auch nicht zugetraut. Ich habe zuviel von deinen Taten vernommen, um nicht zu wissen, daß du ein mutiger Mann bist. Für heute ließ ich dich zu mir bitten, weil ich glaubte, daß es da eine Sache gibt, die uns beide gemeinsam interessieren könnte.«

»Ich wüßte nicht, was das sein könnte.«

»Spielen wir mit offenen Karten«, sagte Imi Bej. »Ich weiß zum Beispiel, daß dein letzter Sklavenzug, der etwas weiter in das Innere Ostafrikas ging, fehlgeschlagen ist.«

Abu Sef nickte und erwiderte mit dröhnendem Baß : »Bei Allah, ich bin davon überzeugt, daß sich diese Tatsache langsam auf der ganzen Insel herumgesprochen hat. Weshalb solltest du sie da nicht auch kennen?«

»Du hast recht. Leider aber wissen die Menschen, die darüber sprechen, nicht die Einzelheiten zu berichten. Und gerade diese sind es, für die ich mich brennend interessiere; denn — ich will offen sein — ich habe vor, einen großen Zug zu unternehmen.«

Abu Sef nickte. Er horchte auf. War hier vielleicht ein Mann, der ihm helfen würde, sich an dem Schurken, der seinen Sklavenzug vereitelt hatte, zu rächen?

»Frage!«

Imi Bej kannte erstaunlich viele Einzelheiten des mißglückten Sklavenzuges. Als er das, was er wußte, berichtet hatte, bestätigte ihm Abu Sef die Richtigkeit.

»Und glaubst du«, fuhr Imi Bej fort, »daß dieser Fremde tatsächlich bis zu dem Berg des ewigen Schnees vorgedrungen ist?«

»Das vermag ich nicht zu bestätigen; denn ich weiß es nicht.«

»Aber man spricht davon in der Stadt.«

»So?«

»Ja. Der Weiße soll märchenhafte Reichtümer von seinem Expeditionszug mitgebracht haben.«

»Mir machte er nicht den Eindruck, als jage er Sklaven. Er hat ja die, die bereits in meinem Besitz waren, wieder befreit.«

»Er soll seine Reichtümer auch nicht durch den Fang von Sklaven erworben, sondern ein Schatzlager entdeckt haben!«

»Davon weiß ich nichts.«

»Schade.« Imi Bej erhob sich zum Zeichen, daß er die Unterredung für beendet hielt.

»Vielleicht wendest du dich einmal an den Führer des Weißen«, wandte Abu Sef ein. »Er muß schließlich wissen, wohin er seinen Lohngeber begleitet hat. Er heißt Ugawambi und wohnt drüben in Madagaskartown.«

»Das wußte ich schon«, erwiderte Imi Bej mit Ironie.

Damit verabschiedete er den Besucher.

54

Imi Bej hatte keine Gelegenheit, sich wieder mit seinen Katzen zu beschäftigen; denn es währte nicht lange, bis ihm ein zweiter Besucher gemeldet wurde.

Der Ankömmling war Ugawambi. Imi Bej war dafür bekannt, daß er Neger, auch freie Eingeborene, stets sehr von oben herab behandelte. Das schien sich jedoch in bezug auf Ugawambi geändert zu haben. Der reiche und mächtige Araberfürst lud den armen Schwarzen höflich zum Sitzen ein. Ugawambi bewegte sich mit einer Sicherheit, als habe er bisher nur in Palästen verkehrt. Wie ein Pascha ließ er sich auf dem Sitzkissen nieder und schlürfte den dargereichten Mokka. Aber das Getränk schien ihm nicht besonders zu munden, denn er stellte die Tasse weg, nachdem er sie halb geleert hatte. Auch ein noch so guter türkischer Kaffee konnte ihm seinen geliebten Whisky nicht ersetzen.

Mit seinen großen, schwarzen Augen blickte er Imi Bej offen ins Gesicht. Er wartete nicht, bis er von diesem angesprochen wurde, sondern eröffnete selbst das Gespräch.

»Du wolltest mich sprechen. Ich bin hier. Was willst du?«

»Ich redete bereits gestern davon, daß wir gemeinsam ein gutes Geschäft tätigen können, Ugawambi.«

»Es kommt ganz darauf an, was dabei für mich herausspringt«, nickte Ugawambi. »Das hängt von dir ab.«