158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 56

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»Von mir?« wunderte sich der lange dürre Schwarze.

»Natürlich; denn ohne dich — das heißt, ohne deine Hilfe — kann dieses Geschäft nicht zustande kommen.«

»Dann mußt du mir aber auch einen entsprechend hohen Preis bezahlen.«

»Das hatte ich vor. Ich will dich an dem ganzen Geschäft beteiligen.«

»Gut«, sagte Ugawambi. »Wieviel bekomme ich von deinem Gewinn?«

»Sagen wir, den zehnten Teil«, entgegnete Imi Bej und blickte Ugawambi erwartungsvoll an.

»Den zehnten Teil?« empörte sich der Neger. »Wo du doch selbst gesagt hast, daß das Geschäft ohne mich überhaupt nicht zustande kommen kann!«

»Nun gut, dann gebe ich dir den fünften Teil.«

»Auch das ist nicht genug.«

»Du bist unverschämt.«

»Und du bist ungerecht, wenn du mich unverschämt nennst!«

Das Gespräch verstummte. Imi Bej rechnete in Gedanken aus, daß er zugunsten des Negers auf einen beträchtlichen Teil seines Verdienstes würde verzichten müssen.

»Ein Fünftel, das sind zwanzig Rupien von hundert Rupien. Ist es nicht ein gutes Angebot?«

»Nein«, sagte Ugawambi, »gib mir die Hälfte. Dann will ich dich führen.«

Der Bej war sprachlos. Seine Verblüffung drückte sich deutlich in seinem Gesicht aus. Doch dann wurde er wütend. Wie kam dieser verdammte Schwarze dazu, frechen Gesichtes eine solche Summe zu fordern? Am liebsten hätte Imi Bej ihn hinauswerfen lassen. Aber schließlich brauchte er seine Dienste. Jedermann in Sansibar wußte, daß Ugawambi einer der fähigsten Expeditionsführer war. Auch die seltsame Perücke, die er auf dem Kopf trug, tat seiner Leistung keinen Abbruch.

Der Bej machte gute Miene zum bösen Spiel.

»Nimm Verstand an!« sagte er. »Wenn ich dir die Hälfte meines Gewinnes abtrete, so bleibt für mich höchstens der zehnte Teil übrig; denn schließlich muß ich ja die Karawane ausrüsten, die Jäger bezahlen und die Munition und die Verpflegung kaufen. Ich schlage dir daher vor, daß ich dir freiwillig ein Viertel des Gesamtgewinnes ablasse. Aber keine Rupie mehr.«

»Gut«, sagte Ugawambi und versetzte dem Bej zum Zeichen des Einverständnisses einen kräftigen Schlag auf die Schulter.

Imi Bej, der sich schon halb erhoben hatte, fiel mit einem Wehlaut auf sein Kissen zurück. Der lange Schwarze stand mit grinsendem Gesicht vor ihm und reichte ihm nun die Hand hin.

Wieder hatte Imi den verständlichen Wunsch, den langen Kerl aus dem Haus werfen zu lassen, bezähmte sich jedoch und ergriff die dargebotene Rechte.

»Halte dich denn für morgen abend bereit. Ich werde meine Leute zusammenrufen, und wir werden gemeinsam die Route festlegen, die ich zu nehmen gedenke. In spätestens drei Tagen brechen wir auf.«

»In drei Tagen?« fragte Ugawambi.

»Ja, ist dir das nicht früh genug?«

»Das schon; aber ich möchte dich bitten, mir einige hundert Rupien im voraus zu geben; denn auch ich muß meine Vorräte auffrischen.«

»Einige hundert Rupien im voraus? Bist du wahnsinnig? Wir sind ab heute Teilhaber und müssen beide zu gleichen Teilen das Risiko tragen. Ich kann dir überhaupt keinen Vorschuß bezahlen!«

»Nun gut, dann kann auch aus unserem Geschäft nichts werden. Ich brauche Geld zum Leben.«

Nach einigem Hin und Her blieb Imi Bej nichts weiter übrig, als seinen Beutel zu zücken und dem Schwarzen die Summe von zweihundert Rupien zu zahlen. Lachend steckte Ugawambi die Rupien zu den Gulden, klimperte mit dem Beutel, drehte sich um und verließ das Zimmer.

55

Abu Sef humpelte unruhig durch den Palast. Die Wunde, die er von seinem letzten Sklavenzug mitgebracht hatte, schmerzte zuweilen noch.

Im Lauf des Tages überdachte er noch einmal das Gespräch, das er mit Imi Bej gehabt hatte.

Erst jetzt kam es ihm so recht zu Bewußtsein, wie er von dem reichsten Araber der Stadt abgekanzelt worden war. Die graue Eminenz des Imam von Maskat hatte eine Art, mit den Besuchern umzugehen, die zumindest unschön zu nennen war.

Aber da Abu Sef ein dickes Fell hatte, überlegte er, ob es nicht vielleicht ganz vorteilhaft wäre, wenn man zu einem Übereinkommen mit Imi Bej gelangte. Vielleicht hätte man ja wirklich einen Vorteil davon?

Wie wäre es, wenn er, Abu Sef, sich dem Zug des Bej anschlösse? Helfer, die zu dem Unternehmen Kapital beisteuern konnten, mußten auch einem reichen Mann genehm sein. Und Abu Sef hatte zudem immer noch seine Scharte vom letzten Sklavenzug auszuwetzen, der ihm keinen Gewinn gebracht hatte.

Am frühen Nachmittag entschloß er sich, Imi Bej noch einmal aufzusuchen.

Auf dem Weg zum Palast ließ er sich Zeit, um sich die richtigen Formulierungen für seinen Vorschlag im Kopf zurechtzulegen. Er war so in Gedanken, daß er nicht bemerkte, daß ihm unausgesetzt zwei Gestalten folgten, die ihn beschatteten.

Im Palast angekommen, wurde er vom Bej sofort empfangen.

»Nun, ist dir vielleicht doch noch etwas eingefallen?« fragte Imi Bej nicht ohne Spott.

»Beim Barte des Propheten, ich habe dir alles erzählt, was ich wußte! Ich möchte etwas anderes mit dir besprechen.«

Imi Bej ließ sich nieder und bedeutete seinem Gast, ein Gleiches zu tun.

»Ich höre.«

Es war zweifelsohne eine Unhöflichkeit, daß der Bej seinem Gast keinen Mokka und auch keinen Tabak anbieten ließ. Dennoch unterdrückte Abu Sef das Gefühl einer Kränkung und begann:

»Wenn ich dich heute morgen recht verstanden habe, so willst du einen großen und gewinnbringenden Sklavenzug unternehmen.«

»Du hast mich recht verstanden.«

»Nun denn, ich möchte dir meine Begleitung anbieten. Du weißt, ich habe bei meiner letzten Expedition große Einbußen erlitten. Es würde mich freuen, mit einer starken und unschlagbaren Karawane ins Innere des Landes zu ziehen. Selbstverständlich könntest du auch auf eine Beteiligung meinerseits an den Auslagen rechnen. Ich bin nicht kleinlich. Ich würde nicht sparen. Und zudem kenne ich den Weg, den wir nehmen müßten, um einen Stamm überfallen zu können.«

»Ich glaube, den Weg kennt Ugawambi besser als du.«

Abu Sef blickte auf. Er hätte sich denken können, daß Imi Bej für seine Unternehmungen den besten Führer, dessen er habhaft werden konnte, anwerben würde.

»Du hast mich mißverstanden, Sayd«, fuhr Abu Sef fort, »ich wollte mich dir nicht als Führer anbieten, sondern als Teilhaber. Sicher ist dein Kapital sehr groß; aber kein Mensch, der mit Geld umzugehen versteht, schlägt eine Investierung aus.«

»Ich werde mir deinen Vorschlag überlegen.« Imi Bej erhob sich und beendete die Unterredung genauso formlos wie am Morgen.

Abu Sef zuckte die Schultern und ging.

Erst auf dem Heimweg fiel ihm ein, daß der Bej am Vormittag nach den Schätzen gefragt hatte, die der fremde Weiße angeblich in Innerafrika gefunden haben sollte.