158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 61

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Es herrschte eine diabolische Hitze. Mehr als einmal ließ Paulus Krämer den Schrubber ruhen, um sich mit dem Handrücken über die Stirn zu fahren. Der Schweiß rann ihm in Strömen vom nackten Oberkörper.

Ein Bootsmaat kam und überbrachte ihm den Befehl, in die Kapitänskajüte zu gehen.

Paulus Krämer begrüßte diese willkommene Unterbrechung seiner Arbeit. Von einer Taurolle nahm er sein Hemd, zog es über die schweißfeuchte Haut und wandte sich mit breitbeinigem Gang dem Mittelschiff zu.

»Paulus«, empfing ihn Kapitän Weber, »das hier ist Herr Doktor Baum.«

Krämer machte eine linkische Verbeugung.

Michel reichte ihm freundlich die Hand, die kräftig geschüttelt wurde.

»Tja, das ist nun so, Paulus, der Herr Doktor ist Forschungsreisender und hat mich gebeten, seine Gesteinsproben mit nach Deutschland zu nehmen. Obwohl du als Vollmatrose keine Verladearbeiten zu tun brauchst, möchte ich dich doch bitten, mit Herrn Doktor Baum in dessen Hotel zu gehen, um ihm behilflich zu sein, seine Gesteinsproben auf einen Eselskarren zu verpacken. Willst du das tun?«

»Tjawoll, Käpt'n«, sagte Paulus Krämer, »aber ich habe noch nie irgendwelche Steine auf einen Eselskarren geladen. Ich weiß nicht so recht, ob ich das kann.«

»Da mach dir keine Sorgen, min Jong, die Steine sind in Säcken.«

Michel nickte bestätigend.

»In Säcken? Na, dann ist das wohl dasselbe, als wenn ich sonst andere Säcke irgendwohin lege oder stapeln tu, Käpt'n?«

»Ja, Paulus, das denke ich auch.«

»Na, dann werde ich das ja wohl können, nich, Käpt'n?«

»Natürlich kannst du das, du bist doch ein patenter Kerl, Paulus.«

»Jetzt gleich?« fragte Krämer.

»Nö, du kannst wieder an deine Arbeit gehen. Ich rufe dich, wenn wir dich brauchen.«

Paulus Krämer nickte, reichte Michel die Hand und verließ mit einem breiten Grinsen die Kabine.

»Ein seltsamer Mensch«, sagte der Pfeifer zu Kapitän Philip Weber.

»Ja, Sie haben recht, Herr Baum, er ist ein wenig sonderbar; aber seine Arbeit tut er. Und sie glauben nicht,wie er sich freut, wenn er einmal ein kleines Trinkgeld hinzuverdienen kann.«

»Das geht schon in Ordnung, Herr Kapitän, das mit dem Trinkgeld, meine ich. Wann können Sie mir den Mann ins Hotel schicken?«

»Jederzeit.«

»Ich möchte vorschlagen, daß er bei Einbruch der Dämmerung zur Stelle ist. Mein Freund Ojo wird ihm helfen, die Säcke auf die Karre zu laden. Dann werden die beiden alles an Bord bringen. — Haben sie schon Möglichkeiten in Erwägung gezogen, wo man die Steine und Perlen am sichersten unterbringen könnte?«

Philip Weber nickte.

»Ich halte das Unsicherste für am sichersten.«

»Ich verstehe«, sagte Michel. »Sie werden die kleinen Säcke also einfach in den Frachtraum stellen.«

»Ganz recht, Herr Doktor.«

Michel lächelte.

»So ganz wohl ist mir, offen gestanden, nicht dabei, Herr Kapitän. Stellen sie sich die ungeheuren Werte vor, die die »Delphin« bis nach Hamburg bringen soll.«

»Ich glaube«, sagte Kapitän Weber, »Sie können ganz beruhigt sein. Jedes Stück, was mir bei der Ankunft in Hamburg fehlen würde, ginge ja auch bei Berechnung der zehn Prozent Transportkosten ab, die ich von Ihnen bekomme. Ich habe schon eigens Paulus Krämer ausgewählt, weil ich glaube, daß er nicht so schnell erfassen wird, worum es sich bei der Ladung handelt. Die meisten anderen meiner Leute sind mir zu pfiffig. Und obwohl die Jungens ehrlich sind, wäre die Versuchung für sie doch ziemlich groß. Paulus Krämer jedoch wird, ahnungslos, wie er ist, gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sich etwas von den Gesteinsproben anzueignen. In dieser Hinsicht können wir also ganz beruhigt sein.«

»Ich möchte Ihnen noch einmal recht herzlich danken, Herr Kapitän, auch im Namen meiner Freunde. Es war schon ein sehr günstiger Zufall, der sie uns in den Weg geschickt hat.«

»Der Herr bestimmt alle Wege«, sagte Kapitän Weber überzeugt. In seinem Ton lag nichts Frömmelndes. Er war ein in hanseatischem Geist erzogener Seemann und Kaufmann, der außer dem Hamburger Senat nur noch den lieben Gott fürchtete.

Schon die Einrichtung seiner Kajüte machte einen vertrauenerweckenden Eindruck; auf einem kleinen Wandtischchen lag als schönste Zier eine große, schwere Bibel. Ober der Koje hing ein Kupferstich des Hamburger Michel. Und an der anderen Wand eine Elblandschaft. In den Wandschränkchen gab es nichts anderes als ein paar Flaschen guten Flensburger Rums, ein Getränk, das jeder Seefahrer zu schätzen weiß.

Auch die beiden Offiziere, die an Bord waren, machten einen vertrauenswürdigen Eindruck.

Nein, Michel brauchte eigentlich keine Bedenken zu haben. Er überhörte geflissentlich die innere Stimme, die ihn warnte. Er sagte sich, daß diesmal sein Ahnungsvermögen wohl doch einen Schritt zu weit gegangen war. So günstige Gelegenheiten kamen im Leben selten.

Mit herzlichem Händedruck verabschiedeten sich die beiden Männer.

61

Als es für Paulus Krämer Zeit wurde, von Bord zu gehen, ließ ihn der Kapitän rufen.

»Nun mach deine Sache gut, min Jong, und sei nicht neugierig. Du weißt, solche Professoren, die eigens in die Welt reisen, um Steine zu suchen, sind sehr eigenartige Menschen. Benimm dich anständig.«

»Is ja wohl klar Käpt'n, daß ich mich anständig benehme. Bin, soweit ich mich erinnern kann, immer ein anständiger Kerl gewesen.«

»Na, dann adieu, Paulus.«

»Adieu, Käpt'n.«

Als Paulus über die Gangway ging und sich der Stadt zuwandte, bemerkte er nicht, wie ihm zwei dunkel gekleidete Gestalten folgten. Sie hingen auch noch an seinen Fersen, als er das portugiesische Hotel erreichte.

Während er durch das Portal des Hotels in die Halle schritt, bezogen die beiden Verfolger auf der gegenüberliegenden Straßenseite Aufstellung und beobachteten weiter.

Ojo hatte im Lauf des Nachmittags eine kleine Eselskarre mieten können. Als Krämer anlangte, machten sie sich sofort daran, die Säcke aus dem Appartement auf das zweiräderige, gebrechliche Fahrzeug zu verladen. Geduldig stand das Grautier im Geschirr.

Die Karre befand sich im Hof des Hotels. Der Pfeifer beobachtete die Arbeit mit bereitgehaltener Büchse von seinem Fenster aus. Und auch Tscham ließ kein Auge von der Umgebung.

Das Beladen nahm nur wenige Minuten in Anspruch.

»He! Burro, lauf zu«, schwang Ojo die Peitsche. Das Eselchen setzte sich in Bewegung, und die beiden kräftigen Männer gingen rechts und links neben dem Wagen her.

Als sie sich bereits ein Stück entfernt hatten, verließen auch Michel und Tscham das Hotel.

Unauffällig begleiteten sie den Wagen in etwa hundert Schritten Entfernung. Die Villaverdische Muskete baumelte bedrohlich über der Schulter des Pfeifers.

Leider entging es auch Michel, daß sie beobachtet wurden. Jetzt allerdings nur noch von einem Mann.