158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 62

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Als die Dunkelheit hereingebrochen war, befand sich auch der letzte Sack mit den Diamanten und Perlen an Ort und Stelle. Der Kapitän hatte im Laderaum, gleich hinter den anderen Waren, eine kleine Ecke räumen lassen, in der Ojo und Paulus Krämer die Kostbarkeiten stapelten.

Bevor sie das Schiff verließen, fragte Michel den Kapitän :

»Dürfen wir Paulus Krämer zu einer Flasche Wein einladen?«

Kapitän Weber nickte.

»Natürlich dürfen Sie. Bloß achten Sie darauf, daß der gute Paulus sein Schiff wiederfindet. Er trinkt gern und viel und kann selten Maß halten.« Michel übersetzte das Gesagte für Ojo. »Por Dios«, freute sich dieser, »so scheint der lange Kerl ein guter Saufkumpan zu sein. Nun, wir werden schon einigen Flaschen den Hals brechen. Wenn er nachher nicht mehr stehen kann, so trage ich ihn an Bord.«

Sie suchten ein spanisches Weinlokal auf. Lustig klangen die Becher. Ojo pokulierte kräftig. Als es auf Mitter-nacht zuging, wollten Michel und Tscham aufbrechen. Aber der lange Spanier protestierte heftig.

»Es ist nicht nur deinetwegen, Ojo. Wir haben uns verpflichtet, Paulus Krämer wieder wohlbehalten auf dem Schiff abzuliefern!«

»Maldito!« Ojo war ungehalten. »Ich sage Euch doch, Señor Doktor, daß ich den Burschen eigenhändig aufs Schiff tragen werde, wenn er nicht mehr gehen kann! So laßt uns noch ein wenig hier sitzen; denn bald dürfte ja die Zeit wieder vorbei sein, in der man einen anständigen Tropfen über die Zunge laufen lassen kann.«

»Meinetwegen«, stimmte Michel zu. »Wenn du heimkommst, sei leise. Du brauchst uns nicht unbedingt aus dem Schlaf zu reißen.«

»Bueno, Señor Doktor, wir trinken weiter auf Euer Wohl.«

Stunde um Stunde verrann. Krug auf Krug wurde leer. Und Ojo staunte. Er sah schon doppelt, während sein Zechkumpan Becher um Becher mit einem Zug leerte.

Als die Nacht zur Neige ging, erhob sich Paulus und machte Ojo begreiflich, daß er nun gehen müsse. Ojo nickte mit schwerem Kopf. Nachdem sie sich die Hand geschüttelt hatten, langte er in seine Tasche und zog einen der großen ungeschliffenen Diamanten hervor.

»Hier, compañero, nimm, und wenn du nach deinem Hamburg zurückkommst, so mach deiner Braut ein schönes Geschenk«, meinte er in einem Anflug von Gönnerhaftigkeit.

Paulus nahm den Stein und steckte ihn achtlos in die Tasche. Er hatte nicht verstanden, was Ojo sagte; da er aber nicht beleidigend werden wollte, wies er die Klamotte, wie er sie heimlich bei sich nannte, nicht zurück.

Seine Laune besserte sich entschieden, als Ojo auch noch ein paar Gulden springen ließ. Das war ein Trinkgeld, mit dem auch Paulus Krämer etwas anzufangen wußte.

Als die frische Nachtluft um seine Stirn strich, wurden seine Schritte etwas unsicherer. Aber er war keineswegs so betrunken, daß er den Weg nicht gefunden hätte. Als er eine Weile so dahingegangen war, immer in Richtung auf den Hafen, fuhren seine Finger wie zufällig in die Tasche. Sie berührten den Stein. Er zog ihn heraus und betrachtete ihn im Mondschein.

»Daß mir der bärtige Kerl fünf Gulden gegeben hat, finde ich großartig«, murmelte er vor sich hin. »Aber was ich mit der ollen Klamotte soll, das mag der liebe Himmel wissen.«

Er wog sie noch einmal in der Hand, holte aus und warf sie in großem Bogen fort.

»Ich werde doch keine Steine von Sansibar nach Hamburg schleppen«, sagte er zu sich selbst.

Als er durch die dunklen Hafengassen ging, traten ihm aus einer Seitenstraße plötzlich zwei Gestalten entgegen.

»Was wollt ihr?« fragte Krämer auf deutsch.

Zwei Pistolen richteten sich drohend auf seine Brust.

»Du wirst uns unauffällig folgen«, sagte der eine in Pidgin-Englisch, »oder du bist ein Kind des Todes.«

Es war nicht ausgeblieben, daß selbst ein Paulus Krämer im Lauf der Jahre, die er der Seefahrt gewidmet hatte, einige Brocken Englisch gelernt hatte.

»Kommen? Wohin?«

»Das wirst du sehen.«

Mit einem flinken Sprung war der kleinere von den beiden in Krämers Rücken und drückte ihm den Lauf der Pistole spürbar zwischen die Schulterblätter.»Nun geh«, zischte er dabei.

Paulus Krämer schwankte plötzlich ein wenig. Jetzt machte sich der genossene Alkohol doch bemerkbar. Wäre er nüchtern gewesen, so hätte er die beiden wahrscheinlich mit zwei wohlgezielten Faustschlägen zu Boden gestreckt. Aber in diesem Zustand wußte er nicht, was er tun sollte, und folgte gehorsam wie ein kleines Kind.

62

Durch enge Gassen und winklige Treppen führte ihr Weg. Nachdem eine halbe Stunde vergangen war, erreichten sie den Teil der Stadt, in dem in erster Linie Araber ansässig waren.

Plötzlich fühlte sich Paulus Krämer von einer unübersehbaren Menge von Gestalten umringt und zu Boden gerissen.

Der unerwartete Überfall machte ihn nüchtern. Wie ein Rasender schlug er um sich. Aber jetzt war es zu spät. Seine Kräfte waren denen der vielen nicht gewachsen.

Nervige Fäuste rissen ihn hoch. Sie hielten ihn fest, so, daß er kaum die Arme bewegen konnte.

Und dann stülpte ihm einer einen Sack oder etwas Ähnliches über den Kopf.

»Los, geh weiter«, zischte eine Stimme in Pidgin-Englisch.

Er folgte. Es kam ihm vor, als müsse er viele Treppen steigen, und die gleiche Anzahl von Stufen wieder hinuntergehen. Nach zehn Minuten hatte er alle Orientierung verloren. In seiner Umgebung roch es muffig. Dann erhielt er einen Stoß und taumelte gegen eine Wand. Eine Tür fiel ins Schloß, und ein Schlüssel drehte sich quietschend um.

Paulus Krämer war gefangen.

Sterne tanzten vor seinen Augen. Das fortwährende Hin und Hergerissenwerden hatte ihm in Verbindung mit dem genossenen Wein Übelkeit bereitet. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich der Kapuze zu entledigen, bevor er sich erbrach.

Dann lehnte er sich mit der Stirn gegen die kühle Wand. In dieser Stellung verharrte er eine Weile, bis er hörte, daß draußen abermals der Schlüssel umgedreht wurde. Dann drang Lichtschein in sein Verließ. Er sah, wie sich zwei Gewehre auf ihn richteten. Zwischen den Gewehren stand ein mittelgroßer, in kostbare Gewänder gehüllter Mann, der ihn von oben bis unten fixierte.

Der Mann bediente sich einer ausgesucht höflichen Sprache, als er jetzt fragte :

»Ihr gehört zu dem Schiff »Delphin«, nicht wahr?«

Paulus Krämer nickte.

Der Mann, der ihm gegenüberstand, beherrschte die englische Sprache mit großer Vollkommenheit. Jetzt fuhr er fort:

»Ihr habt heute geholfen, Säcke auf Euerm Schiff zu verstauen, nicht wahr?«

Du lieber Gott, dachte Paulus Krämer, seit wann interessieren sich Araber für die Gesteinssammlungen von deutschen Professoren. Die sollen sich doch um ihren eigenen Dreck kümmern. Laut sagte er:

»Ja, das stimmt. Weshalb fragt Ihr?«

»Wißt Ihr, was in den Säcken war?«

»Natürlich, daran ist nichts Geheimnisvolles. Es waren Steine, nichts als Steine.«

»Ja, Steine. Ihr habt ganz recht. Und wißt Ihr auch, was für Steine?«

»Ja, der deutsche Professor sagte es.«