158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 66

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»Ich kann ihn ja wecken, Käpt'n.«

»Nicht nötig, Paulus, laß ihn schlafen, das Murmeltier. Mir ist es gleichgültig, wer von euch Wache schiebt.«

Damit wandte er sich dem Heck zu und inspizierte den dortigen Posten. Kurz darauf war er wieder verschwunden.

Es war so still wie vorher. Oder doch nicht? Paulus lauschte angestrengt in die Nacht hinaus.

Aber da warr nur der ruhige, gleichmäßige Wellenschlag. Er wagte nicht, die Ladeluke noch einmal zu öffnen, sondern trat an die Reling und blickte an der Seitenwand des Schiffes hinunter.

Es rührte sich nichts. Er wandte sich wieder dem Laderaum zu.

Sollte er nicht doch versuchen, auch noch die beiden letzten Säcke zu bergen? Würden die Araber auch so mit ihm zufrieden sein?

»Dummheit«, murmelte er vor sich hin, »sich so aufzuregen wegen dieser blöden Steine.«

Er überlegte krampfhaft. Hatte Imi Bej ihm die Anzahl der Säcke genannt? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, glaubte jedoch, daß dies nicht der Fall gewesen sei.

Unschlüssig ging er zwischen Laderaum und Reling hin und her.

Da — war nicht soeben ein Husten aufgeklungen? Waren sie da, um die Steine zu holen?

Er blickte sich sichernd nach allen Seiten um.

Der Posten am Heck hatte aller Wahrscheinlichkeit nach nichts vernommen; denn Paulus Krämer sah, wie er weiter ruhig im Schein der Hecklaterne auf und ab ging.

Paulus starrte an der Bordwand in die Dunkelheit hinunter.

Jemand rief ihn in englischer Sprache an:

»Stones — stones — where are 'em stones?«

Ja, sie waren da.

Unten blinkte etwas auf. Irgend jemand in dem Boot mußte Funken geschlagen haben, um ihm den genauen Standort zu zeigen.

Paulus wandte sich hastig dem Versteck zu. So schnell er konnte, brachte er die Säcke zur Reling. Plötzlich durchschoß ihn eine Fieberwelle. Würde man das Aufklatschen nicht hören?

Und wenn er sie ins Boot warf, dann mußte der Aufschlag noch lauter sein.

Seine Sorge war umsonst. Von unten kam jetzt die Stimme wieder:

»Wirf sie hinab, genau dorthin, wo du den Lichtfunken gesehen hast. Wir haben ein Tuch gespannt.«

Der erste Sack schoß in die Tiefe. Es war kaum etwas zu vernehmen. Die Araber mußten geschickte Fänger sein. Sack auf Sack folgte. Als der achte unten war, fragte die Stimme wieder:

»Ist das alles?«

»Ja«, nickte Paulus Krämer. »Werdet ihr mich nun in Ruhe lassen?«

Er erhielt schon keine Antwort mehr. Ein leises, kaum wahrnehmbares Plätschern verriet ihm, daß die Araber im Dunkel der Nacht verschwunden waren und sich beeilten, mit dem Boot das Weite zu gewinnen.

Eine Stunde später wurde Paulus Krämer abgelöst. Seine Knie zitterten, als er in die Koje stieg.

Noch immer wußte er nicht, ob er recht oder unrecht getan hatte. Sollte er jetzt zum Kapitän gehen?

Nein, gestand er sich selber ein, zu retten waren diese Steine doch nicht mehr. Aber er, Paulus Krämer, hatte sein Leben gerettet und vielleicht auch das ganze Schiff. Er traute diesem Araber, dem er in jener Nacht der Trunkenheit gegenübergesessen hatte, durchaus zu, ein ganzes Schiff zu vernichten, um der heiligen Steine wieder habhaft zu werden.

Imi Bejs Gesicht erschien ihm im Traum. Hatte es nicht Hörner? Sah es nicht aus wie das Antlitz des Teufels?Mit einem erstickten Laut fuhr Paulus aus dem Schlaf auf.

»Was ist dir?« fragte ein Nachbar unwillig.

»Ah, mir ist noch immer nicht gut.

»Dann geh raus, an der frischen Luft vergehen dir die Flausen.«

65

Philip Weber, der Kapitän der »Delphin«, hatte eine schlechte Nacht hinter sich. Er hatte, was sonst selten vorkam, schwer geträumt. Sein Gesicht war mißmutig, als er gegen acht Uhr auf der Kommandobrücke erschien.

Zum Teufel, dachte er, ich habe mir etwas Schönes auf den Pelz gehängt, als ich dem Doktor Baum versprach, seine Diamanten sicher nach Hamburg zu bringen. Seit sie an Bord sind, habe ich keine Ruhe mehr.

Er stieg von der Kommandobrücke herab und schlenderte über Deck.

Da traf er auf den langen Hein.

»Hein«, fuhr er ihn an, »warum hast du heute nacht die Wache an Paulus gegeben?«

»Ich war zu müde, Käpt'n, und Paulus trieb sich sowieso an Deck herum.«

»Ich werde dir helfen, müde sein, du bist wohl ganz und gar von Gott verlassen?«

»Entschuldigen Sie, Käpt'n, ich hätte mich ja bei Ihnen abmelden können.«

»Abmelden können? Du hättest um Erlaubnis fragen müssen! Na, dafür machst du diese Nacht zwei Wachen. Und jetzt räume mir mal vom Ladeluk die Bretter weg.«

Hein machte sich an die Arbeit. Dann blickte er den Kapitän fragend an.

»Soll ich hinuntersteigen, Käpt'n?«

»Nein, nein, ist schon gut, ich gehe selbst.«

Kapitän Weber verschwand auf der Leiter. Unten beaugenscheinigte er die gesamte Ladung.

Dann kam er zu jener Ecke, in der die zehn Säcke hätten stehen müssen. Ein Ausruf des Schreckens entfuhr ihm. Die Säcke, in denen die Kostbarkeiten aufbewahrt wurden, waren aus Stroh und Bast geflochten. Sie waren daher gut von den anderen zu unterscheiden. Und da standen nur zwei.

Kapitän Weber fuhr sich mit der Hand über die Augen. War es Wirklichkeit, war es Traum? Er ging näher heran und tastete über die beiden verbliebenen Säcke. Tatsächlich, es waren nur zwei.

Wie von einer Tarantel gestochen war er die Leiter hinaufgestürmt.