158087.fb2 Die Schatzh?hle - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 68

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»Es ist unglaublich.« Die Stimme Harun ál Walans war verschleiert.

Der Bej wandte sich an die beiden Männer, die den Sack hereingeschafft hatten.

»Wieviel solcher Säcke konntet ihr erbeuten?« fragte er.

»Sieben«, sagte einer der beiden.

»Hörst du, Harun ál Walan, sieben solcher Säcke ! Dafür kann man eine ganze Stadt bauen oder zwanzig Moscheen oder hundert Schiffe.«

Die beiden Boten warfen sich einen Blick zu. Sie jubelten innerlich vor Freude, daß der Bej die Zahl sieben ohne weiteres akzeptierte, voraussichtlich, ohne eingehendere Nachprüfung anzustellen. Sie hatten also sieben Säcke abzuliefern, das hieß, daß für alle anderen zusammen ein Sack übriggeblieben war, von dem der Bej nichts wußte. Ein schöner Lohn für die verhältnismäßig leichte Arbeit. Sie durften sich zurückziehen.

Diesmal ließen sie es nicht an dem nötigen Respekt fehlen und verbeugten sich mit äußerster Höflichkeit, ehe sie den Saal verließen.

»Morgen früh breche ich auf.«

»Wenn ich nicht eine wichtige Regierungsmission zu erfüllen hätte«, sagte Harun ál Walan,

»würde ich mich deinem Zug anschließen. Aber ich wünsche dir auch so viel Glück. Es wird tatsächlich das beste sein, wenn du keine unnütze Zeit mehr verstreichen läßt.«

»Und du wirst daran denken, daß der Gouverneursposten in Sansibar dereinst nur von einem loyalen Untertanen des Imam besetzt werden kann?«, fragte Imi Bej mit lauernden Augen.

»Sei dessen sicher, ich werde daran denken. Ich versprach es dir ja bereits.«

»Allah akbar«, sagte Imi Bej mit frommem Augenaufschlag.Wieder herrschte eine Zeitlang Schweigen zwischen ihnen.

»Mit wieviel Leuten wirst du deinen Zug unternehmen?« fragte Harun ál Walan.

»Es sind über dreißig«, antwortete Imi Bej.

»Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß du so viele Männer in deinen Diensten stehen hast«, wunderte sich Hanin ál Walan.

Der Bej lächelte verschmitzt.

»Es sind nicht alles meine Männer. In den letzten Tagen bedrängte mich immer wieder Abu Sef.

Er wollte mir unbedingt Kapital, sich selbst und die besten seiner Jäger zur Verfügung stellen.

Nun, ich habe angenommen.«

»Ist das nicht gefährlich? Wird Abu Sef nicht einen Teil von den Schätzen haben wollen?«

»Das werde ich zu verhindern wissen. Ich habe vor, mich zu gegebener Zeit von Abu Sef zu trennen. Den — eigentlichen Sklavenfang führen die Sklavenhändler im allgemeinen nie gemeinschaftlich aus. Man tut sich nur zusammen, um auf der Marschstrecke eine größere Streitmacht zu besitzen. Daran wird Abu Sef nichts besonderes finden. Es ist Brauch, und er kennt diesen Brauch.«

Harun ál Walan schenkte dem Bej einen Blick, der nicht gerade sehr schmeichelhaft für ihn war; dennoch lag unverhohlene Bewunderung in seinen Worten, als er sagte:

»Du bist klug, Imi Bej — sehr klug. Und wir schätzen die Klugheit über alles, wenn sie in unseren Diensten steht.«

Es war fast, als hätten die letzten Worte ein wenig drohend geklungen. Und wenn sie keine Drohung enthielten, so drückten sie doch eine deutliche Warnung aus.

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Die »Dreizehn Verlassenen« mit ihrem Führer Abd el Ata, dem Pfeifer, Ojo und Tscham, hatten sich nach Mkwaja übersetzen lassen, um von dort aus abermals die schon bekannte Route nach dem Kilimandscharo einzuschlagen. Der Pfeifer, Abd el Ata und Hassan waren der festen Überzeugung, daß Imi Bej und Abu Sef versuchen würden, von Tanga aus in die Gegend des Kilimandscharo vorzudringen. Es war anzunehmen, daß Ugawambi, den sich die beiden Sklavenhändler zum Führer ausersehen hatten, kein Stillschweigen über die reichen Jagdgründe am Fuß des »Bergs der bösen Geister« bewahren würde.

Den »Dreizehn Verlassenen« war es verhältnismäßig gleichgültig, an welcher Stelle sie auf den verhaßten Abu Sef treffen würden. Sie waren nur von dem einen Wunsch beseelt, sich an ihrem ehemaligen Herrn zu rächen.

Michel, Ojo und Tscham dagegen hielten es für gut und nützlich, der ganzen Bande bereits den Weg vor Erreichung der Gefilde des Kilimandscharo abzuschneiden. Hassan und Abd el Ata waren insgeheim froh, daß ihre Vermutungen bezüglich der Gemeinsamkeit des Vorgehens von Abu Sef und Imi Bej bestätigt worden waren. Ihre ständigen Späher hatten es ihnen gestern abend berichtet. Und so war aus ihrem Glauben, daß es so und nicht anders sein müsse, begründetes Wissen geworden.

Der Weg, den die siebzehn Leute gewählt hatten, war so schwer und mühselig wie eh und je.

Nachdem der schmale Küstenstreifen hinter ihnen lag, führte ihre Marschroute wieder durch Mangrovensümpfe, dicht verwachsene tropische Wälder, die nur mittels der Macheten gangbar gemacht werden konnten, durch Schlamm, Dreck und Hitze.

Die stickige Luft mit ihrem achtzigprozentigen Feuchtigkeitsgehalt machte, daß auch in den Stunden, in denen es nicht regnete, die Kleider am Körper klebten. Die ehemaligen Sklavenjäger, gewöhnt an dieses Klima, hielten sich verhältnismäßig gut. Der erste, der diesmal schlapp machte, war Tscham. Und Michels ärztliche Kunst versagte hier.

Damals, 1781, kannte man zwar die Symptome des Wechselfiebers bereits, hatte aber keine Ahnung, wodurch es hervorgerufen wurde, und konnte ihm also nicht zu Leibe gehen. Erst vierzig Jahre später wurde das einzig wirksame Fiebermittel, das Chinin, von den Franzosen Pelletier und Caventou entdeckt. Und erst gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts hatte man eine Vorstellung davon, wie man die Malaria wirksam bekämpfen konnte.

So war es nicht verwunderlich, daß Michel dem Fieber machtlos gegenüberstand.

Die Anfälle Tschams häuften sich bald derartig, daß an einen ungehinderten Weitermarsch nicht mehr zu denken war. Dennoch weigerte sich der tapfere Junge, nach Sansibar zurückzukehren.

Er wollte nicht, daß der Zug durch ihn eine Unterbrechung erfuhr.

Michel ordnete an, daß eine Bahre hergestellt würde, auf der man Tscham weitertransportieren konnte, wenn die Anfälle kamen.

Obwohl der Weg Michel und Ojo bekannt war, benötigten sie doch fast fünfzehn Tage, um die lange Lavaschneise zu erreichen, die sich fast wie eine natürliche Straße durch das ganze Gebiet zog.

»Ich glaube fast«, sagte Abd el Ata. »daß wir zu spät kommen. Es könnte doch immerhin sein, daß Abu Sef und Imi Bej bereits weiter vorgestoßen sind.«

»Ausgeschlossen ist es nicht«, antwortete Michel.

»Wir müssen uns Sicherheit verschaffen.«

»Der Meinung bin ich auch. Ich möchte daher vorschlagen, daß ich mit Hassan auf Erkundung gehe.«

Michel hatte bewußt Hassan und nicht Ojo als seinen Begleiter vorgeschlagen, um nicht unnötig Mißtrauen zu erwecken.

Abd el Ata nickte. Er schien damit einverstanden zu sein.

»Es wäre gut, wenn ihr inzwischen auf dieser Straße weiterzieht. Solange ihr hierbleibt, kann ich euch nicht verfehlen. Von dir persönlich, als dem Anführer der »Dreizehn Verlassenen«, fordere ich dein Ehrenwort, daß du dich genauso um Tscham kümmern wirst, als gehörte er zu euch.

Außerdem belasse ich dir meinen Freund Ojo, der die Sorge um den Kranken übernehmen wird.«

Abd el Ata schwor beim Bart des Propheten, daß er sich Tschams annehmen werde, als sei er sein eigener Sohn.

Hassan wurde gerufen. Der Junge war begeistert, als er hörte, zu welch waghalsigem Unternehmen er ausgesucht worden sei. Ihm imponierte es gewaltig, daß er den weißen Sayd begleiten durfte.

Etwas abseits der Straße schlugen sie für diese Nacht ihr Lager auf. Am nächsten Morgen ritten Hassan und Michel von dannen.

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