158124.fb2 Flu?piraten - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 18

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Jacob berichtete ihm in groben Zügen, was sie mit Max Quidor in New York erlebt hatten.

»Soso, in New York«, murmelte der Marineoffizier. »Es sieht ganz so aus, als sei Ihr Mr. Quidor einer der ganz großen Waffenschieber.«

»Ob er selbst an Bord ist?« überlegte Martin laut.

»Kaum anzunehmen«, sagte Slyde. »Solche Leute sitzen für gewöhnlich bei einem Glas Wein am Kamin und überlassen den riskanten Teil ihrer Geschäfte ihren Handlangern. Leuten wie diesem Tom da.«

Das Ruderboot war nur noch achtzig Yards von der RAVAGER entfernt. Slyde und die deutschen Auswanderer stiegen hinunter aufs Hauptdeck, um mit dem Parlamentär zu sprechen.

Sie standen auf dem Vorschiff und sahen dem Boot entgegen. Hinter ihnen hatte der Entertrupp mit gezogenen Revolvern Aufstellung genommen, und über ihnen auf dem Promenadendeck standen schußbereit die Scharfschützen.

Auf den letzten Yards zogen die Männer im Boot die Ruder ein, und ihr Fahrzeug trieb gegen die Bordwand der RAVAGER. Tom warf Jacob und Martin einen finsteren Blick zu.

»Wie geht es Max Quidor?« fragte Jacob.

»Er schickt mich, um mit dem Kapitän zu verhandeln!«

Also ist er doch an Bord, schoß es durch Jacobs Kopf, wenn er sich diese kaum vorstellbare Fügung des Schicksals auch vergebens zu erklären versuchte.

»Ich verhandle nicht mit Piraten«, sagte Slyde hart.

»Piraten?« echote Tom.

»Ja, ihr seid nichts anderes als gemeine Flußpiraten. Mit solchen Leuten verhandelt man nicht. Man nimmt sie fest oder erschießt sie!«

»Das würde ich mir an Ihrer Stelle noch einmal überlegen, Kapitän«, erwiderte Tom. »Wir haben schließlich dieses Dutchgirl und das Kind an Bord. Wenn Sie auf die ONTARIO schießen, sind die beiden zuerst dran. Schauen Sie nur mal durch Ihr Fernrohr!«

Slyde folgte der Aufforderung und erbleichte.

»Leute wie Sie müßte man tatsächlich erschießen wie tollwütige Hunde!« zischte er, als er das Fernrohr wieder absetzte.

»Was ist denn?« fragte Jacob.

Wortlos reichte ihm Slyde das Rohr. Jacob sah, wie Irene in diesen Sekunden mit einem Seil um ihre Brust ans Geländer des Promenadendecks gebunden wurde. In ihren Armen hielt sie den kleinen Jamie. Ihr Gesicht sah gefaßt aus, aber selbst auf die große Entfernung glaubte Jacob die Sorge um das Leben ihres Kindes zu erkennen. Die Absicht Quidors, der neben Irene stand, war klar. Die Männer auf der RAVAGER mußten mit jedem Schuß, den sie auf die ONTARIO abfeuerten, damit rechnen, Mutter und Kind zu töten.

»Der Lieutenant hat recht«, sagte Jacob voller Zorn, während er das Fernrohr an Martin weitergab. »Sie und Ihr Boß sind nicht besser als tollwütige Hunde!«

Tom ging nicht darauf ein und sagte: »Wenn Sie das Leben der Frau und des Bastards schützen wollen, sollten Sie unsere Bedingungen erfüllen.«

»Was sind das für Bedingungen?« fragte Slyde zähneknirschend.

Tom lächelte siegesgewiß. »Sie geben keinen einzigen Schuß auf uns ab. Und Sie schleppen die ONTARIO mit Ihrem Schiff ins Freie. Danach fahren Sie zurück nach Louisville.«

»Was ist mit der Frau und dem Kind?«

»Wir setzen sie irgendwo an Land ab, wenn wir uns in Sicherheit fühlen.«

Slyde schüttelte energisch den Kopf. »Das ist unannehmbar.«

»Wenn Sie nicht darauf eingehen, läßt Mr. Quidor das Kind töten, hat er gesagt. Und danach ist das Dutchgirl dran, wenn Sie immer noch nicht Spuren.«

Slyde wollte wütend etwas erwidern, aber Jacob legte eine Hand auf seine Schulter. »Lassen Sie uns die Sache in Ruhe beraten, Lieutenant.«

Slyde nickte. »Sie haben recht.«

Er wandte sich an Tom. »Wir müssen über Ihren Vorschlag beraten.«

»Tun Sie das. Sie haben zehn Minuten Zeit.«

Slyde zog sich mit den beiden Deutschen in seine Kajüte auf dem Promenadendeck zurück, und Jacob unterbreitete ihm seinen Plan.

»Das ist verrückt!« entfuhr es dem Offizier.

»Fällt Ihnen so schnell etwas Besseres ein?«

Slyde schüttelte den Kopf. »Aber Sie und Ihr Freund riskieren dabei Ihr Leben.«

»Das geht nicht auf Ihre Verantwortung. Wir tun es aus freien Stücken.«

»Also gut«, gab Slyde nach und seufzte. »Ich habe gleich gewußt, daß es Schwierigkeiten geben wird, als Zivilisten an Bord kamen.«

Sie gingen wieder hinunter aufs Hauptdeck und teilten Tom mit, daß Quidors Bedingungen angenommen waren.

»Dann lassen Sie mich und meine Begleiter an Bord«, verlangte der Mann mit der Stirnnarbe.

»Wieso?« fragte Slyde bestürzt.

»Als Beobachter. Mr. Quidor will sichergehen, daß Sie sich an die Abmachung halten.«

Widerstrebend gab Slyde nach. Das erschwerte die Ausführung von Jacobs Plan.

*

Sobald die drei Männer an Bord genommen waren und das Boot auf die RAVAGER gehievt war, setzte sich das Kanonenboot erneut in Richtung Ockermill-Bank in Bewegung. Slyde hatte halbe Fahrt voraus befohlen. Tom und seine Begleiter, alle drei mit Revolvern bewaffnet, gesellten sich zu ihm auf die Brücke.

Jacob und Martin blieben auf dem Hauptdeck und setzten sich unauffällig nach achtern ab. Dort entledigten sie sich ihrer Stiefel und machten ihre Oberkörper frei. Sie steckten lange Messer in ihre Gürtel; die einzigen Waffen, die sie auf ihrer Mission mitnehmen konnten.

Als sich die RAVAGER der ONTARIO auf eine Viertelmeile genähert hatte, glitten sie am Heck ins Wasser und entfernten sich mit kräftigen Schwimmstößen ein kleines Stück von der RAVAGER, um nicht in den Sog des Schaufelrades gezogen zu werden. Aber sie durften die Distanz zwischen sich und dem Kanonenboot auch nicht zu groß werden lassen, damit sie nicht von Quidors Männern entdeckt wurden.

Ein kurzes Stück schwammen sie im Kielwasser des Kriegsschiffes. Als die Ockermill-Bank nahe genug schien, holten sie noch einmal tief Luft und tauchten unter, um sich der Sandbank unter Wasser zu nähern. Ihr Atem reichte für die Strecke gerade aus. Als sie am Rumpf der ONTARIO wieder auftauchten und gierig nach Luft japsten, konnten sie auf dem Sand knien.

Die RAVAGER hatte sich in der Zwischenzeit vor den Frachter gesetzt und lief jetzt in langsamer Rückwärtsfahrt auf ihn zu. Während aller Augen auf der ONTARIO auf das Kanonenboot gerichtet waren, kletterten Jacob und Martin am Schaufelrad hoch und schlichen aufs Hauptdeck. Unten auf dem Achterdeck standen erwartungsgemäß keine Wachen, da Quidor seine Männer vorn brauchte. Ein paar mußten die Taue befestigen, mit denen die ONTARIO von der Sandbank gezogen werden sollte. Die anderen hockten hinter den Revolverkanonen, deren Läufe auf das Kriegsschiff gerichtet waren.

Während die Taue zwischen den beiden Schiffen gespannt wurden, kletterten die beiden Freunde über die Decksaufbauten aufs Kesseldeck und schlichen von dort nach vorn zum Promenadendeck. Dabei hielten sie sich im Schatten der Kajüten, um von den Männern oben bei den Revolverkanonen nicht entdeckt zu werden.

Irene sah sie kommen und riß ihre Augen ungläubig auf.

Da erscholl ein Schrei. Tom hatte ihn drüben auf der RAVAGER ausgestoßen, als er die beiden Deutschen, die er noch auf dem Kanonenboot wähnte, bemerkte. Slyde brachte ihn zum Schweigen, indem er ihm den Lauf seines Revolvers über den Kopf zog. Toms Begleiter wurden von bewaffneten Matrosen festgenommen.