158185.fb2 Im Land der B?ffel - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 11

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»Ich habe ausprobiert, wie tief der Fluß ist«, antwortete Jacob, während er sich auf den Rücken legte, um in der Enge des Wagens seine wollene Nadelstreifenhose anzuziehen.

»Und?« fragte Irene gespannt.

»Zu tief.«

Jacob sprang wieder nach draußen, stieg auf den Grauschimmel und ritt zum vordersten Wagen, wo die Reiter mit Abner Zachary beratschlagten.

Der Prediger hob seine buschigen grauen Brauen, als Jacob angeritten kam, und rief: »Ich höre, Sie haben ein Bad im Big Blue riskiert, um herauszufinden, ob wir den Fluß durchqueren können. Ich danken Ihnen dafür, Mr. Adler.«

»Leider war es vergeblich«, erwiderte Jacob. »Von einer Furt ist nichts mehr zu sehen oder zu spüren. Und das Wasser ist so reißend wie der Big Muddy selbst.«

»Und was machen wir jetzt?« fragte Zachary ratlos und blickte den Scout an.

»Wir könnten versuchen, die Räder von den Achsen zu ziehen und die Wagen in Boote zu verwandeln«, antwortete Bidwell. »Bei der starken Strömung, die der Big Blue im Augenblick aufweist, wäre das allerdings ein sehr riskantes Unternehmen. Es wird zu lange dauern, bis ein Wagen am anderen Ufer ist. In der Zeit zieht sich der Wagenkasten voll Wasser. Wir haben wohl kaum genug Ölplanen, um alle Kästen abzudecken.«

»Dann müßte man die Planen von den Wagen, die bereits übergesetzt haben, wieder zurückbringen«, schlug Martin vor.

»Eine sehr langwierige Angelegenheit«, meinte der Scout. »Wir sind eh schon in Zeitnot.«

»Was dann?« schnaubte Abner Zachary.

»Flußaufwärts gibt es noch ein paar flache Stellen«, sagte Bidwell. »Ich könnte versuchen, dort eine Furt zu finden.«

»Ja, tun Sie das!« meinte der Prediger, froh über jeden halbwegs durchführbaren Vorschlag, den Treck aus der Misere zu führen.

»Dann gibt es da noch eine Möglichkeit«, fuhr der Scout fort, zögerte dann aber weiterzusprechen.

»Was denn?« fragte Zachary interessiert.

»Wir könnten die Überquerung des Big Blue vermeiden, indem wir unsere Route ändern.«

Der Prediger starrte Oregon Tom an wie einen Irren.

»Wollen Sie den Big Blue etwa hinter seiner Quelle umgehen?«

»Das nicht. Aber nordwärts müssen wir uns schon halten, um meinen Plan umzusetzen. Ich kenne nämlich ein Stück fruchtbares Land im Nebraska-Territorium, das genug Raum für Ihre Leute böte, sich dort niederzulassen.«

Abner Zachary sah den Scout schweigend an und blickte doch durch ihn hindurch. Der Prediger benötigte einige Zeit, um zu begreifen, was Bidwell damit anregte.

»Sie meinen«, begann Zachary schließlich schleppend, »wir sollen unseren Plan aufgeben, in Oregon zu siedeln?«

»Yeah. Genau das meine ich.«

»Aber, unser Plan, eine neue Stadt zu gründen, in der Weiße und Schwarze friedlich nebeneinander leben.«

»Das können Sie auch in Nebraska«, erwiderte der Scout. »Dort ist die Sklaverei verboten.«

»Ja. Aber wir wären in der Nähe des Krieges. Und was ist, wenn der Süden gewinnt?«

Der Scout zuckte nur mit den Schultern. Was heißen konnte, daß er darauf keine Antwort wußte. Oder daß sie ihm gleichgültig war.

»Was ist das überhaupt für ein Land, von dem Sie uns erzählt haben, Bidwell?« erkundigte sich der älteste Sohn des Predigers.

»Ehemaliges Indianerland, das die Roten abtreten mußten, als sie ins Reservat zogen. Die Regierung hat es zur Besiedlung freigegeben.«

»Das kommt alles ein bißchen plötzlich«, meinte Abner Zachary. »Wir müßten mehr über das Land in Nebraska erfahren, bevor wir eine Entscheidung fällen. Und das kann ich nicht allein. Das müssen alle entscheiden!«

»Errichten Sie hier das Lager und beraten Sie über die Frage«, schlug Bidwell vor. »Ich reite den Big Blue hinauf und suche eine Furt. Vermutlich werde ich erst gegen Abend wieder zurück sein. Falls ich eine Furt finde, erübrigt sich eine Entscheidung über meinen Vorschlag. Falls nicht, will ich Ihnen gern alle gewünschten Auskünfte geben. Dann sollten Sie sich allerdings entscheiden. Die Zeit drängt!«

Zachary nickte müde. »So sollten wir es halten.«

Der große, breitschultrige Prediger saß mit nach vorn hängenden Schultern auf dem Bock und wirkte gar nicht mehr so kräftig und energiegeladen wie in Kansas City, wo ihn Jacob und Martin zum erstenmal getroffen hatten. Die Verantwortung für fast zweihundert Menschenleben lastete immer schwerer auf seinen Schultern.

Mit einem Rest von Hoffnung sah er dem Scout nach, der wieder einmal auf Erkundung ritt. Sicher war es der wichtigste Erkundungsritt des ganzen Trecks.

Zacharys graue Augen blieben solange auf Bidwell gerichtet, bis dessen Regenmantel zwischen den vom Himmel stürzenden Bächen zu einem kaum noch erkennbaren Fleck verschwamm.

*

Nur durch die letzte Hügelwelle vom Big Blue River getrennt, fuhren die Auswanderer ihre Wagen zur Burg zusammen. Da Oregon Tom erst am Abend zurückkehren würde, war heute nicht mehr mit einer Weiterfahrt zu rechnen. Also konnten sie gleich das Nachtlager vorbereiten.

Der Vorschlag des Scouts, statt in Oregon in Nebraska zu siedeln, machte rasch die Runde und löste unter den Menschen erregte Diskussionen aus. Schnell bildeten sich Fraktionen heraus, und es fanden sich genauso gute Argumente für Oregon und gegen Nebraska wie für die gegenteilige Meinung.

Jacob, Martin und Irene beteiligten sich nicht an der hitzigen Debatte. Irenes Meinung stand unverrückbar fest: Sie wollte nach Oregon, weil Carl dort war. Nur kurz überfiel sie der Gedanke, nach Nebraska zu gehen und dort mit Jacob eine neue Existenz aufzubauen. Dann dachte sie an Carl und daran, daß Jacob seine Familie in Texas suchen wollte, und sie verwarf den Gedanken wieder.

Jacobs Ziel hieß Oregon, weil es Irenes Ziel war. Er hatte sich geschworen und ihr versprochen, sie und Jamie wohlbehalten bei Carl Dilger abzuliefern. Daran würde er sich halten, da gab es für ihn kein Überlegen.

Lediglich Martin wäre Nebraska so lieb wie Oregon gewesen. Er suchte einfach nur freies, fruchtbares Land, auf dem er sich als Farmer betätigen konnte. Aber da seine Freunde nach Oregon wollten, würde er sich nicht anders entscheiden.

Jacob half dabei, das Vieh auf die Weide zu treiben. Als solche diente eine flache Senke zwischen ein paar Felsen und baumbestandenen Hügelwellen. Der nahe Fluß ließ einige verstreute Bäume wachsen. Nach den baumlosen Weiten der Prärie wirkte es fast wie ein Wald.

Der junge Zimmermann gehörte zu den vier Männern, die sich für die erste Wache beim Vieh meldeten. Er wollte lieber heute abend im Lager sein, wenn Oregon Tom zurückkehrte.

Zu seinem Glück fand er ein paar Felsblöcke, die eine natürliche, nach drei Seiten geschlossene Schutzhütte bildeten. Die Felsen standen so dicht beieinander, daß kaum ein Windzug hindurchkam. Der ideale Platz für seinen Wachdienst.

Er breitete ein Stück Ölplane auf dem Boden aus, legte eine dicke Wolldecke darüber und hockte sich hin, den Regenmantel fest zusammenziehend. Jetzt war er einigermaßen geschützt vor dem draußen tobenden Sturm. Den SharpsKarabiner hatte er unter den Regenmantel genommen, um ihn vor der Nässe zu bewahren.

Als Wachtposten hatte er den Sharps mitzunehmen, auch wenn er nicht damit rechnete, ihn gebrauchen zu müssen. Was immer es war, auf das Jackson Harris in jener Nacht geschossen hatte, die Gefahr für den Treck, falls sie jemals bestanden hatte, schien die Auswanderer nicht mehr zu bedrohen.

Jacob konnte nicht wissen, wie sehr ihn seine Gedanken täuschten.

*

Der schlanke Reiter stieg von seinem Piebald und band ihn an einen Haselnußstrauch. Nur noch eine knappe Meile trennte ihn vom Treck. Eine Distanz, die er zu Fuß überwinden würde, um nicht bemerkt zu werden.

Das starke Anschwellen des Big Blue war für ihn wie ein Fingerzeig, jetzt zuzuschlagen. Hätten die Wagen den Fluß überquert und in Manhattan übernachtet, wäre es sicher schwerer gewesen, an die Pferde heranzukommen.

Außerdem war der Sturm so stark geworden, daß man kaum hundert Yards weit sehen konnte. Das verminderte die Gefahr, von den Wachen entdeckt zu werden.