158185.fb2 Im Land der B?ffel - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 13

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»Das hat bei diesem Sturm keinen Sinn. Wir könnten dicht an ihm vorbeireiten und würden ihn trotzdem nicht sehen.«

Als Martin hinaus auf die Prärie schaute, erkannte er, daß der Sohn des Treck-Captains recht hatte. Der Sturm wurde ständig stärker. Jacob konnte ganz in der Nähe sein oder sonstwo. Die wind- und regengepeitschte Prärie hatte ihn verschluckt.

*

Der Schemen des Reiters, der vor Jacob auftauchte, konnte kaum einem Auswanderer gehören. Zu weit war er von der Wagenburg entfernt.

Der Deutsche hielt den Grauschimmel an und bemühte sich, den Mann vor sich deutlicher zu erkennen. Aber es war zwecklos. Der Sturmwind trieb immer neue Regenschwaden zwischen Jacob und den anderen.

Der schemenhafte Reiter spornte sein Pferd an und war jetzt kaum noch zu sehen. Auch Jacob setzte den Grauen wieder in Marsch. Falls der Reiter vor ihm der Pferdedieb war, durfte er den Anschluß nicht verlieren.

Jacob wollte seinen Freund auf den Schemen aufmerksam machten. Aber Martin, der immer an Jacobs Seite geritten war, war plötzlich verschwunden. Der junge Zimmermann sah rings um sich herum nichts mehr als das nasse, vom Wind gepeitschte Gras, herabprasselnde Regenbäche und ihr schier unerschöpfliches Reservoir: die finsteren Wolken, die den Himmel bedeckten, soweit der Blick reichte.

Allein ritt Jacob dem schemenhaften Reiter nach, fast eine halbe Stunde lang. Immer wieder verschwand er aus seinem Blickfeld und tauchte plötzlich wieder auf. Abhängig davon, wie dicht der Regen fiel.

Jacob hatte das Gefühl, daß die Gestalt vor ihm ständig kleiner wurde. Falls es der Pferdedieb war, den er verfolgte, wunderte ihn das nicht. Jacobs Grauschimmel war ein kräftiges, ausdauerndes Tier, aber seine Schnelligkeit reichte bei weitem nicht an die von Black Thunder, Sieger des Pferderennens von Kansas City, heran.

Einen Augenblick überlegte Jacob, ob er sein Pferd anhalten und versuchen sollte, den anderen durch einen gezielten Schuß aus seinem Karabiner aufzuhalten. Er entschied sich aus mehreren Gründen dagegen.

Er war sich nicht sicher, ob der schemenhafte Reiter wirklich das Halbblut war. Vielleicht war es doch einer der Auswanderer.

Auch konnte er wegen des Wetters und der Entfernung keinen sicheren Schuß anbringen. Weder wollte er den Reiter töten noch das Pferd treffen.

Als der Reiter gänzlich aus seinem Blickfeld verschwunden war, bereute der Verfolger seine Entscheidung fast. Aber es war zu spät. Der Fremde war endgültig eingetaucht in den grauen Regendunst. Das schwache, an eine beständige Dämmerung erinnernde Tageslicht bot ihm zusätzliche Sicherheit vor der Entdeckung.

Trotzdem ritt der Deutsche weiter in die bisherige Richtung, von der schwachen Hoffnung beseelt, doch noch eine Spur von Black Thunder zu entdecken.

Etwa zehn Minuten, nachdem Jacob den anderen Reiter aus den Augen verloren hatte, scheute der Graue plötzlich und stieg mit den Vorderhufen in die Luft. Jacob konnte sich gerade noch im Sattel halten.

»Absteigen!« hörte er da eine Stimme, die hart an sein Ohr klang. »Eine falsche Bewegung, und ich schieße!«

Da entdeckte er den Sprecher - das Halbblut. Es lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und richtete den schußbereiten Revolver auf den Deutschen.

Jacob stieg langsam aus dem Sattel, den Blick fest auf den anderen gerichtet.

Der Halbindianer war noch jung, jünger als der Deutsche. Der Hut war ihm vom Kopf gerutscht und enthüllte ein dunkles, schmales Gesicht mit dazu passenden dunklen, schmalen Augen, die jetzt zu gefährlichen Schlitzen zusammengezogen waren. Das schwarzglänzende Haar hing ihm bis auf die Schultern.

Er trug keinen Regenmantel und war völlig durchnäßt. Die braune Wildlederjacke, das blaue Baumwollhemd darunter und die schwarze Leinenhose, alles klebte an seinem Körper.

Aber das schien ihn genauso wenig zu kümmern wie der Schmerz, den das krampfhafte Zucken seiner Züge verriet. Konzentriert sah er Jacob an, und der schwere Colt Dragoon in seiner Faust folgte jeder Bewegung des Deutschen.

»Vom Pferd gefallen?« fragte Jacob, als er abgestiegen war.

»Yeah«, knurrte das Halbblut. »Der verfluchte Rappe ist in das Loch eines Präriehundes getreten und gestolpert.«

»Wo ist Black Thunder?«

»Keine Ahnung«, antwortete der am Boden liegende Mann gepreßt und kämpfte eine weitere Schmerzwelle nieder. »Weggelaufen, als ich gestürzt bin. Ich werde ihn suchen, sobald ich auf Ihrem Gaul sitze.«

»Nicht nötig«, meinte Jacob und sah über den anderen hinweg. »Da kommt Black Thunder schon angetrabt.«

Das Halbblut fiel auf seinen Bluff herein und blickte kurz zur Seite. Diese knappe Sekunde nutzte Jacob aus, um sich mit einem gewaltigen Satz auf den anderen zu stürzen. Als er auf das Halbblut fiel, krachte der Schuß.

Jacob spürte etwas sengend Heißes an seiner linken Wange, aber der erwartete Schock des Treffers blieb aus. Die Kugel war ganz dicht an seinem Gesicht vorbeigeflogen.

Zu einem zweiten Schuß kam der Halbindianer nicht. Jacob versetzte ihm einen mächtigen Fausthieb an den Kopf und entwand ihm die Waffe, um sie auf den anderen zu richten. Er hockte auf dem Halbblut und hielt ihn mit dessen eigener Waffe in Schach.

»So, Freundchen, das Spiel ist aus«, sagte der Deutsche übellaunig.

»Das war ein ziemlich gemeiner Trick«, keuchte das Halbblut und faßte an den schmerzenden Schädel.

»Nicht gemeiner, als Black Thunder zu stehlen und auf mich zu schießen«, erwiderte Jacob ohne Mitleid. »Du hast Glück, daß wir so weit von Kansas City entfernt sind. Sonst würde ich zurückreiten und dich Marshal Webb übergeben. Wie heißt du überhaupt.«

»Billy Calhoun.«

»Weshalb wolltest du unbedingt Black Thunder stehlen, Billy Calhoun?«

»Mr. Asquith hat mir fünfhundert Dollar versprochen, wenn ich ihm Black Thunder bringe. Er haßt es, bei seinem eigenen Pferderennen geschlagen zu werden.«

»Also will er Black Thunder für seinen Rennstall.«

Das Halbblut nickte.

»Für fünfhundert Dollar nimmst du es in Kauf, erschossen zu werden?«

»Ich habe nicht damit gerechnet, daß man mich erwischt. Außerdem habe ich bei Mr. Asquith immer gut verdient. Er hat gesagt, ohne Black Thunder brauche ich mich bei ihm nicht mehr sehen zu lassen.«

»Tja«, meinte Jacob und stand von dem jungen Halbindianer auf. »Du hast dir eine Menge Ärger eingehandelt. Unser Captain wird entscheiden, was mit dir geschieht.«

»Was ist schon mein Ärger gegen den, den Sie und Ihre Freunde bald bekommen werden.«

Jacob sah ihn irritiert an.

»Wie meinst du das?«

»Ihr Scout führt nichts Gutes im Schilde.«

»Oregon Tom?«

»Ich weiß seinen Namen nicht. Ich weiß auch nicht, was er mit den Männern besprochen hat, die er mehrmals heimlich aufsuchte. Aber ich glaube nicht, daß diese Männer Ihre Freunde sind. Sonst hätte er sich nicht heimlich mit ihnen getroffen.«

»Was weißt du von der Sache?« fragte Jacob hastig, erregt darüber, daß Sam Kelleys leiser Verdacht gegen den Scout so plötzlich bestätigt wurde.

»Nichts. Nur das, was ich eben sagte. Ich hatte viel Zeit, während ich dem Treck folgte. Ein paarmal bin ich dem Scout heimlich nachgeritten, weil mir sein Verhalten merkwürdig vorkam. Immer, wenn er außer Sichtweite des Trecks war, änderte er seine Richtung. Er besprach sich mit Männern, die ich nicht kenne. Wahrscheinlich ist er jetzt auch wieder bei ihnen.«

»Warum glaubst du das?«

»Erst ritt er den Big Blue hinauf nach Norden. Aber als er weit genug vom Treck entfernt war, schwenkte er nach Nordwesten ab und ritt in die Prärie hinein.«