158366.fb2 Piratenblut - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 2

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Die »Trueno« stürmte nach Süden, immer hinter den beiden Schiffen her, die ihre Flagge nicht zeigen wollten.

Marina stand auf der Kommandobrücke. Ihr Haar flatterte im Wind. Ihr Gesicht war mit starrem Ausdruck auf die Fliehenden gerichtet. Sie wollte kämpfen.

Die »Trueno« hatte alle Segel gesetzt. Aber die Schiffe da vorn schienen leicht wie Papier zu sein. Die »Trueno« konnte keinen Meter aufholen. Erst in der Nacht gelang es ihr, auf Schußweite heranzukommen.

Die Kanonen brüllten. Aber von drüben blieb die Antwort nicht aus. Es mußten ganz moderne Schiffe sein, denn sie feuerten, ohne sich auf Breitseite zu legen.

Und das schlimmste war, die Reichweite ihrer Rohre war größer. Trotz ihrer Überlegenheit flohen sie weiter. Das stachelte den Zorn und den Ehrgeiz der andalusischen Gräfin an, stimmte aber Senor Virgen nachdenklich. Er tat zwar so, als hole er mit seinen Manövrierbefehlen das Beste aus der »Trueno« heraus, steuerte aber so, daß sich die Distanz vergrößerte. In diesem Augenblick schlugen zwei Kugeln auf dem Deck der »Trueno« ein und rissen einige Segel herunter. Virgen hatte genug.

»Wir schaffen es nicht, Senorita Capitan«, rief er ihr zu. »Wir können nicht schnell genug manövrieren. Unsere Ladung hindert uns.« Marina antwortete nicht.

Die beiden flaggenlosen Schiffe vergrößerten ihren Abstand so weit, daß auch ihre Kanonen die »Trueno« nicht mehr erreichen konnten.

Virgen atmete auf. Und die Mannschaft war nicht böse über die mißglückte Jagd.

Als es tagte, waren von den Gegnern gerade noch die Masten zu sehen. Unerreichbar waren sie jetzt. Nach einer weiteren Stunde verschwanden sie gänzlich am Horizont.

Marina stieg mit schweren Schritten in ihre Kajüte hinunter und brütete stundenlang vor sich hin.

War das Glück von ihr gewichen? Sie holte Wein herbei und begann zu trinken.

Nach Stunden klopfte jemand an die Tür. Sie antwortete nicht. Aber Senor Virgen nahm sich die Freiheit, unaufgefordert einzutreten.

Marina hob den schönen Kopf. Ihre Augen waren feucht.

»Ah, Virgen«, meinte sie, »ich mag nicht mehr. Befehligt Ihr das Schiff. Ich habe keine Lust mehr, habe dieses Leben satt. Laßt mich jetzt allein.«

Virgen blickte sie lange an. Was war aus dieser einstigen Teufelin geworden! War ihre Kraft, war ihre Vitalität an der unerfüllten Liebe zu El Silbador zerbrochen? Sah die Strafe des Schicksals so aus? Er zog sich leise zurück.

Draußen gab er mit Ruhe seine Befehle. Das Schiff wendete und kreuzte gegen den Wind. Fünf Tage waren verloren.

Virgen dachte daran, daß man unter Kontrakt fuhr und daß es einen schlechten Eindruck in Kalkutta machen würde, wenn man Tage später als die übrige Flottille eintraf. Aber mit den Zinnbarren an Bord war an der Geschwindigkeit nicht viel zu ändern. Sollte man das Zinn einfach irgendwo im nächsten Hafen verkaufen? Die Leute von der Kompanie würden zwar dumm dreinschauen, wenn man leer ankam. Aber schließlich fuhr man auf eigene Rechnung, und der Gesamteindruck blieb gewahrt. Er, Virgen, würde schon eine glaubwürdige Ausrede finden.

Und den Mast wollte er auch reparieren lassen. Er rechnete den Stand des Schiffes aus und stellte anhand der Karte fest, daß sie sich gar nicht weit von Pasangan auf Sumatra befanden. Pasangan war eine kleine Hafenstadt und gehörte zu Niederländisch-Ostindien. Es dauerte nur einen Tag, bis die »Trueno« einlief. Virgen ging von Bord und verhandelte mit dem einzigen Reeder über die Reparatur.

»Wird immerhin einen Tag dauern. Habt Ihr Ladung an Bord?« »Yes«, erwiderte Virgen auf englisch; denn der Holländer verstand kein Spanisch. »Was für eine Ladung? Vielleicht kann ich sie Euch abkaufen?« »Zinn in Barren und Pfeffer.«

»Ah«, sagte der Holländer, »das paßt gut. Gestern war ein Türke hier, der hatte ebenfalls Zinn und Pfeffer. Ich würde die Vorräte gern ergänzen; denn wir erwarten in den nächsten Tagen einige niederländische Frachter, die das Zeug nach Rotterdam bringen können. Zinn ist immer gut. Pfeffer haben wir zwar selbst genug; aber wenn er nicht zu teuer ist, können wir auch darüber sprechen.« Virgen nannte seinen Preis.

»Hallo, mein Lieber, da müßt Ihr runtersteigen. Das Zinn ist richtig im Kurs. Aber den Pfeffer verkaufte mir der Türke gestern zu einem Drittel Eures Preises.«

Virgen staunte.»Das ist doch unmöglich! Ich habe für den Pfeffer lediglich den Einkaufspreis plus Frachtzuschlag genannt. Der Pfeffer kostet überall so viel.«

»Hoffentlich kommen noch mehr von der Sorte des Türken«, schmunzelte der Holländer. »Der Bursche schien von den Marktpreisen keine Ahnung zu haben. Auch das Zinn gab er so billig her, wie ich es noch nirgends bekommen habe.«

»Wie kommt ein Türke überhaupt in diese Gewässer?« wunderte sich Virgen. Der Holländer zuckte mit den Achseln. »Wie kamen die Türken nach Wien?« »Gute Frage, Mr. van Brincken.«

»Ehrlich gestanden, habe ich mich auch gewundert. Das Schiff hatte Kanonen wie Eures. Irgendwie dunkel schien die ganze Angelegenheit zu sein. Der Kapitän war ein dicker, fetter Kerl. Aber er troff vor Wohlwollen. Und das Schiff war nicht schlecht. Lag gut im Wind, als es wieder auslief.« »Wie hieß es?«

»Komischen Namen hatte es. »Maleika« oder so ähnlich.«

Virgen riß die Augen auf.

»Doch nicht etwa »Mapeika«?«

»Doch, doch. Ganz recht. Kennt Ihr es?«

»Yes. Und wer, sagtet Ihr, war der Kapitän?«

»Er hieß Mustapha. Ein dicker Kerl mit einem schwarzen Bart und kleinen Schweinsäuglein.« »Diablo! Waren auch Weiße an Bord?« »Habe keine gesehen.«

»Entschuldigt mich für einen Augenblick. Ich muß aufs Schiff. Sorgt dafür, daß die Fracht so schnell wie möglich entladen wird, und schickt ein paar Zimmerleute, um den Mast zu reparieren. Wir werden am Abend schon wieder in See gehen.« Er wandte sich ab und ließ den verblüfften Reeder stehen.

Als er an Bord kam, rief er die Mannschaft zusammen.

»Fangt an, die Ladung an Deck zu schaffen. Ich habe das Zeug verkauft. Die Boote mit den Eingeborenen werden bald kommen, um die Barren und Säcke an Land zu bringen. Beeilt euch, companeros, wir laufen vielleicht abends schon wieder aus. Eine tolle Jagd steht uns bevor.« Die ehemaligen Piraten riefen ole und machten sich an die Arbeit. Einer rief froh: »Gott sei Dank, daß der verdammte Pfeffer vom Schiff kommt! Ich habe ihn in der Nase, in den Augen und in den Nähten meines Hemdes.«

Virgen lachte. »Du mußt dein Hemd und dich selbst öfter waschen, Juan.« Die Trägheit der Mannschaft war mit einem Schlag wie weggeblasen. Alles wimmelte durcheinander. Aber dieses Durcheinander hatte Sinn und Zweck und förderte die Waren aus den Laderäumen zutage. Virgen ging in Marinas Kabine.

»Senorita«, sagte er, »ich habe eine Neuigkeit, die Euch sicher interessieren wird.« Marina winkte ab.

»Mich interessiert gar nichts. Lassen wir es dabei, daß Ihr der Kapitän seid.« »Aber so hört doch erst. Gestern war die »Mapeika« hier.«

»Die »Mapeika«? Was soll das heißen? Die anderen Schiffe müßten doch längst viel weiter nördlich sein.«

»Das ist noch nicht alles. Die »Mapeika« hat ihre Waren verkauft und zwar zu Schleuderpreisen. Und wißt Ihr, wer der Kapitän der »Mapeika« ist?«

»Haltet Ihr mich für irre, daß Ihr mir eine solche Frage stellt. Ich kann schon noch klar denken. Was ist mit dem alten Porquez?«

»Das möchte ich auch wissen. Zumindest ist er nicht mehr Kapitän. Das Schiff wurde von Mustapha befehligt und war auch mit dessen Leuten bemannt.«

Marina schüttelte den Rest ihrer Gleichgültigkeit ab und sprang auf.

»Weiter, weiter! Was wißt Ihr noch darüber?«

»Leider gar nichts. Nur soviel, daß sie gestern ausgelaufen sind.«

»Por Dios! Was haltet Ihr davon?«

»Ich denke, die Burschen haben sich auf irgendeine Art und Weise befreit und die Mannschaft überwältigt.«

»Richtig, Porquez schleppte sie ja noch immer im Kielraum mit. Maldito! Der Teufel soll sie holen. Wißt Ihr, welchen Kurs sie genommen haben?«

»Van Brincken, der Reeder an Land, sprach davon, daß sie nach Nordwesten ausgelaufen seien.« Marina nahm ihren Gürtel, an dem der Degen hing, von der Wand und legte ihn um ihre schmalen Hüften. Fest zog sie die Schnalle zu. In ihren Augen war der alte Glanz zurückgekehrt. Sie zog den Degen aus der Scheide und hieb ein paarmal durch die Luft, daß es pfiff. »Bueno, Senor Virgen, ich übernehme ab sofort wieder das Kommando. Was habt Ihr bis jetzt veranlaßt?«

»Ich habe das Zinn und den Pfeffer verkauft und die Handwerker bestellt, damit sie den Mast in Ordnung bringen. Wollt Ihr die Abrechnung mit van Brincken nun übernehmen?« »Nein, nein. Erledigt nur alles, was Ihr in die Wege geleitet habt, und seht zu, daß wir so schnell wie möglich fertig werden.«

Das Entladen dauerte immerhin Stunden. Der defekte Mast und die Rahen waren längst wieder in Ordnung, als die Boote immer noch unermüdlich zwischen Schiff und Land zogen. — Aber noch bevor die Sonne unterging, hißte die »Trueno« die Segel und zog in großem, elegantem Bogen davon.

Marina und Virgen standen tief über die Karten gebeugt im Steuerhaus. Die Gräfin setzte die Spitze des Zirkels auf Pasangan und zog einige Kreise. Der Steuermann hatte den Rechenschieber in der Hand und schrieb immer neue Zahlen auf ein Blatt Papier. Das Rechnen nahm kein Ende. Der Möglichkeiten waren zu viele.

»Weiß der Teufel, wir müßten zwischen den Nikobaren und Malakka die ganze See absuchen. Ich habe wenig Hoffnung, sie zu finden.« Er warf den Bleistift auf den Tisch.

Marina hatte noch immer den Zirkel in der Hand. Ihre Finger spielten damit, und es gab klickende Geräusche. Eine steile Falte stand über ihrer Nase. Der Ausdruck in ihren Augen war grüblerisch.

»Ich weiß nicht«, sagte sie, »ob wir Erfolg haben werden, wenn wir zwischen den Inseln suchen. Wenn ich Mustapha wäre, dann würde ich versuchen, soviel Wasser wie möglich zwischen mich und etwaige Verfolger zu bringen. Und ich glaube, er wird diesen Gedanken auch gehabt haben, als er die Fracht verschleuderte. Es gibt immerhin zu denken, daß er das kleine Pasangan anlief, um Zinn und Pfeffer hier loszuwerden. Weshab sollte erdann nicht auf die Spitze von Sumatra, bei Rondo oder Wai etwa, den Kurs auf West ändern, um den freien Ozean zu gewinnen. Dort unten hat er Spielraum und guten, stetigen Ostwind.«

»Ihr dürftet recht haben, Senorita. Wollten wir ihn aber in den Ozean verfolgen, so bleibt immer noch die Frage offen, ob er südlich um Ceylon herumgeht oder durch die Palkstraße segelt.« »Er geht mit Sicherheit südlich um Ceylon; denn er muß ja versuchen, das Kap der guten Hoffnung zu gewinnen. Ziehen wir eine Linie von der Spitze Sumatras bis zum Kap, dann haben wir die Route. Ich bin dafür, daß wir mit vollen Segeln auf diesen Kurs gehen.« »Bien, Senorita, Ihr werdet wahrscheinlich recht haben.« —

Tag und Nacht war der Mastkorb abwechselnd von den fähigsten Leuten besetzt. Unablässig suchten die Fernrohre den Horizont ab. Tag um Tag verrann, ohne daß man den Türken gewahrte.

Drei Tage waren so vergangen. Am Morgen des vierten schrie der Mann im Ausguck: »Schiff Steuerbord voraus!«

Wie ein Funke am Pulverfaß zündete dieser Ruf bei den Männern. Sie schrien und tobten durcheinander. Messer wurden gewetzt. Die Kanoniere schleppten Kugeln und Pulver an die Geschütze. Die »Trueno« lag mit voller Fahrt vorm Winde. Sie durchschnitt die Wellen wie eine Sportjacht. Kein Schiff konnte ihr entkommen.

Virgen drehte das Rad im Schweiße seines Angesichts, um die größtmögliche Geschwindigkeit herauszumanövrieren. Marina ließ das Glas nicht mehr vom Auge. Doch wie groß war die Enttäuschung, als man die britische Flagge erkannte!

Marina setzte resigniert das Glas ab und stieg voller Enttäuschung von der Kommandobrücke. »Wir werden uns auf eine lange Jagd gefaßt machen müssen«, sagte sie zu Virgen, der jetzt an der Reling stand und das Steuer für eine Weile an einen der Leute abgegeben hatte. Virgen antwortete nicht zugleich, er setzte dann aber mit einem Ruck das Rohr ab und meinte: »Wißt Ihr, wen wir da vor uns haben? Es ist die »Unicorn« mit Kapitän Grearson. Es hat den Anschein, als seien sie unterwegs nach Europa.«

»Kapitän Grearson? Was tut der hier, so weit östlich? Seit wann segeln die Schiffe von Kalkutta auf direktem Südkurs, um dann auf 8 ° erst nach Westen zu gehen?«

»Das ist in der Tat ein wenig seltsam. Es bedeutet ja einen Umweg von gut sechshundert Meilen!«

»Eben«, meinte Marina. »Jeder vernünftige Europafahrer segelt durch die Palkstraße, wenn er aus Kalkutta kommt.«

»Nun, geben wir uns zu erkennen und fragen ihn, was er hier treibt.«

Sie drehten einige Strich bei und zogen Signalwimpel auf.

Die Antwort kam sofort. Sie lautete merkwürdigerweise :

»Streicht Flagge. Müssen euch leider verhaften. Nehmen euch ins Schlepp.«

Marina und Virgen sahen einander erstaunt an.

Marina befahl dem Signalgast zurückzuwinken:

»Verrückt geworden? — Kapitän Grearson an Bord?«

Die Antwort kam.

»Captain Grearson an Bord. Handeln im Auftrag des Generalgouverneurs. Bitte leistet keinen Widerstand!«»Warten. — Kommen auf Sprechweite heran. — Wenn ihr Feuer eröffnet, bohren wir euch in den Grund. Wollen wissen, was los ist.« »Wir warten.«

Die »Trueno« manövrierte so lange, bis sie Deck an Deck mit der »Unicorn« lag. Auf der »Unicorn« machte aber niemand Anstalten, herüberzukommen.

Marina rief einigen Matrosen zu, daß sie Grearson zu sprechen wünsche. Nach einer Weile erschien der Kapitän mit ernstem, abweisendem Gesicht.

»Hallo, Grearson, how do you do«, rief Marina lachend, »was ist in den Gouverneur gefahren, daß er so verrückte Befehle gibt?«

»Ich bitte, Eure Worte besser zu wählen, Madam.«

»Ihr seid wirklich verrückt. Aber das macht nichts. Kommt herüber. Wir geben Euch freies Geleit. Ihr könnt unserem Wort vertrauen.« Grearson zögerte.

»Habt Ihr Angst?« neckte ihn Marina. »Wir haben ja keinen Auftrag, Euch zu verhaften! Wenn ich freies Geleit sage, dann meine ich auch freies Geleit.«

Von drüben wurde ein Laufsteg gelegt. Der Kapitän kam an Bord der »Trueno«. Er stand verlegen da und machte keine Anstalten, Marina oder Virgen zu begrüßen. »Nun, Ihr seht ja wirklich aus wie ein Feind! Ich will Eure Würde nicht verletzen und Euch deshalb nicht in meine Kabine bitten. Aber vielleicht sagt Ihr mir, wie Hastings auf die Idee kommt, uns verhaften zu wollen.«

»Ihr habt gegen die Interessen der Kompanie konspiriert, Madam. Ich wurde ausgeschickt, um die »Mapeika« und die »Trueno« zu suchen.«

»Nun, die »Trueno« habt Ihr ja gefunden. Wie steht es mit der »Mapeika«?« »Sie ist nicht in diese Breiten gekommen.«

»So, dann haben auch wir den verkehrten Weg; wir verfolgen sie nämlich seit Tagen.«

Jetzt horchte Grearson auf.

»Ihr verfolgt sie? Es sind doch Eure Freunde.«

»Eben darum, weil unsere Freunde an Bord sind oder besser waren. Ihr müßt nämlich wissen, daß die Türken sich aus dem Kielraum befreiten und das Schiff wieder in ihren Besitz bringen konnten. Unsere ganze Hoffnung ist, daß unsere Freunde noch unter den Lebenden weilen.« Grearson starrte sie ungläubig an.

»Komisch. Mir hat man gesagt, Ihr hättet den Verband zuerst verlassen, und die »Mapeika« sei erst nach Euch verschwunden. Ich verstehe das nicht ganz.« »So ganz ist es auch nicht zu verstehen. Stimmt schon, daß wir zuerst unsere eigenen Wege gingen. Heute sage ich: Gott sei Dank! Sonst wären wir nämlich nie hinter die Vorgänge auf der »Mapeika« gekommen. Wir haben durch Zufall erfahren, daß Mustapha in einem kleinen Hafen auf Sumatra die Ladung verkauft hat und daß keine Weißen mehr an Bord waren. Da sind wir aufgebrochen, um, wenn möglich, die Freunde noch zu retten.«

Der Kapitän der »Unicorn« blickte zu Boden. Er wußte ja noch nicht, daß Jardin inzwischen verhaftet worden war. Man hatte ihm Befehl gegeben auszulaufen, noch bevor Michel und Ojo mit Tscham nach Diamond Harbour kamen. Er hatte von den ganzen Vorgängen, von der Gerichtsverhandlung und dem Urteil des Obersten Gerichtshofes von Kalkutta keine Ahnung. »Hm«, sagte er jetzt und streckte Marina die Hände hin. »Ich bin zwar nicht befugt, Befehle selbständig ab-zuändern; aber wenn sich die Sache so verhält, wie Ihr sagt, dann wird mir der Generalgouverneur recht geben, wenn ich mit Euch gemeinsam Jagd auf den Türken mache.« »Das ist ein Wort.«

Grearson hatte jetzt keine Bedenken mehr, mit Virgen und Marina einen Willkommensschluck in der Kajüte zu trinken.