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Die Karimanen-Inseln liegen etwa hundert Meilen vor der javanischen Küste. Sie sind ein kleiner Archipel, der aus zwei größeren Hauptinseln und einem rundenDutzend kleiner, unbewohnter Eilande besteht. Vor der nördlichsten dieser Inseln, auf der es einen Vulkan, einige Kanarienbäume und eine Süßwasserquelle gab, kreuzte ein schlankes, pechschwarz gestrichenes Schiff, dessen Segel rot im Wind leuchteten. Es hatte keine Flagge gesetzt. Kein Name stand an seinem Bug.
Die Besatzung bestand aus vierzig Leuten, die sich der französischen Sprache bedienten. Es waren wildaussehende Gesellen, denen die Messer und Pistolen aus den Gürteln schauten. Sie lagen entweder faul an Deck herum und sonnten sich oder machten sich an der Takelage zu schaffen.
Oben auf dem Mast war der Ausguck angeseilt. Der Mann suchte ununterbrochen mit seinem Fernrohr den Horizont ab. Aber er konnte nichts entdecken.
Auf dem Vulkan der Insel, hoch droben am Kraterrand, stand eine andere Gestalt, die der gleichen Beschäftigung nachging wie der Ausguck im Mastkorb.
Vom Kraterrand aus hatte man einen viel, viel weiteren Blick; denn der Vulkan erhob sich fast tausend Meter aus dem Meer.
In der Kabine saß ein gutgekleideter, junger Mann. Ihm gegenüber ein alter, bärtiger Geselle. »Wo sie nur bleiben mögen, Pierre«, sagte der Junge. »Ich habe Hunger. Wir werden ihnen einige Schiffe wegschießen oder zumindest stark beschädigen, aber ständig unter Wind bleiben. Aufs Entern können wir uns nicht einlassen; denn es mit Sechsen aufzunehmen, möchte ich doch nicht wagen.«
Die Augen des Alten blinzelten listig.
»Schade, daß die Sache nur ein halbes Vergnügen wird. Seit den Muskatnußfahrern haben wir niemanden mehr vor die Rohre bekommen.«
»Mach dir nichts draus, mein Alter. Der Ozean ist weit, und van Groot hat noch viele Schiffe.« »Und was wird, wenn Eure Rache beendet ist, mon Capitain?« »Dann jagen wir Walfische, Alter; aber bis dahin hat es noch gute Weile.« Es klopfte.
»Entrez«, rief der Kapitän.
In der Tür erschien ein junger Bursche.
»Gustave winkt vom Vulkan, mon Capitain. Sie kommen.«
In den Augen des jungen Kapitäns blitzte es.
»En avant, mes amis, es ist soweit.«
Er griff hinter sich, hielt dann einen Tonkrug in der Hand, griff hinein, brachte die Hand, die voller Ruß war, wieder heraus, fuhr sich damit ein paarmal übers Gesicht, nahm aus einer Schublade eine rote Augenklappe und setzte sie auf. »Nun, Freunde, erkennt ihr mich noch?« Der Junge und der Alte lachten.
»Non, mon Capitain«, sagte Pierre. »Ihr seht aus, wie Dieuxdonne immer aussieht.« Sie gingen nach oben.
»Hallo, Ausguck, kannst du schon etwas erkennen?« »Non, mon Capitain.«
»Bien, komm herunter, damit dir die Zeit da oben nicht lang wird! Pierre, nimm Ostkurs! Wir verschwinden hinter dem Vulkan.«
Dieuxdonne sprang auf die Kommandobrücke, nahm einen Spiegel zur Hand, suchte die Sonnenstrahlen einzufangen und blinkte dann hinüber zu seinem Mann auf dem Vulkan.