158366.fb2 Piratenblut - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 64

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Marina und der Pfeifer verließen fast zu gleicher Zeit ihre Kabinen. »Was gibt es?« fragte die Gräfin.

»Ich weiß nicht mehr als Ihr. Ich hörte den Kanonendonner und zog mich sofort an. Kommt, wir wollen sehen.«

Auch Tscham war bereits auf den Beinen. Senor Virgen, Ojo und Jardin standen schon an Deck. »Man hat die »Mapeika« überfallen, Senor Doktor«, rief Ojo.

»Die »Mapeika«?« rief Michel zurück.»Ja. — Dort draußen schwimmen die Burschen.«

»Es waren mehrere?«

»Ein weißes Schiff und noch eins.«

»Also zwei.«

In diesem Augenblick rief Marina:

»Seht dort hinüber, Miguel, der Franzose ist weg!«

Michel wandte seine Augen dem Liegeplatz von Leon de Mussets Schiff zu. Es war verschwunden.

»Ich denke, Monsieur Musset ist eingesperrt«, wunderte sich Marina. »Das wird er auch sein. Vielleicht haben Piraten das Schiff gekapert.« »Dieuxdonne ! ?«

»Möglich; aber nicht wahrscheinlich. Weshalb sollte Dieuxdonne unsere »Mapeika« angreifen? Man sagt, daß er nur Schiffe der Reederei van Groot aufs Korn nimmt.« Er wandte sich an Ojo. »Mach ein Boot klar, amigo, ich will hinüberfahren zur »Mapeika«, um selbst zu sehen, was los ist.«

Ojo gab seine Anweisungen.

»Sollen wir inzwischen klarmachen zum Auslaufen, Senor Doktor?« ließ sich die Stimme des kleinen Jardin vernehmen.

Der Pfeifer überlegte. Sollte er einfach den Hafen verlassen, ohne mit van Groot gesprochen zu haben? Vielleicht würde dieser ihm die Aktion auf eigene Faust verübeln. Ach was, er mochte den Reeder nicht. Er war schließlich Zeuge gewesen, wie dieser mitsamt seinen Leuten das Recht gebeugt hatte, gebeugt kraft seines Geldes und seines Ansehens, als er zuließ, daß Leon de Musset, dessen Unschuld für ihn, Michel, feststand, ins Gefängnis geworfen wurde. »Ja«, meinte er, »bereiten wir uns auf sofortiges Auslaufen vor. Ich werde gleich feststellen, wieweit die »Mapeika« operationsfähig ist.« Er blickte durch das Rohr hinüber. »Die Beschädigungen scheinen geringfügig zu sein.« Er ließ sich am Tau hinab und sprang ins Boot.

Auf der »Mapeika« war der Teufel los. Das Schiff glich einem Bienenhaus, in das ein fremdes Insekt eingedrungen war. Vor allem fand niemand eine Erklärung für das merkwürdige Benehmen der flüchtenden Schiffe.

Kapitän Porquez sprach mit Don Hidalgo, seinem Steuermann.

»Es sind nur kleinere Schäden, Capitan«, meinte Don Hidalgo, »es sah schlimmer aus, als es tatsächlich ist. Ein paar Segel, ein Stück vom Toppmast und die Flagge. Es ist nichts.« Kapitän Porquez schüttelte den Kopf. »Und niemand verletzt?« fragte er. »Nein.«

»Bueno, gehen wir wieder schlafen. Es ist noch sehr früh. Aber weshalb uns die Burschen eine Breitseite auf den Hals geschickt haben, ist mir unbegreiflich.«

Er wandte sich ab. Da meldete ihm ein Matrose, daß der Senor Doktor auf dem Weg zur »Mapeika« sei. Porquez trat an die Reling und reichte dem an Bord Kletternden die Hand. »Nun, Senor Porquez, was ist geschehen?«

Der Kapitän berichtete. Er sprach von der Angelegenheit, als ginge sie ihn nichts an. »Habt Ihr Euch Gedanken darüber gemacht, wer der Angreifer sein könnte?« »Nein. — Vielleicht irgendwelche von der englischen Ostindien-Kompanie gedungene Wasserbanditen.«

»Ihr habt nicht an Dieuxdonne gedacht?«

»Dieuxdonne? Meine Wache sagte, es sei ein weißes Schiff gewesen.»Dieuxdonne«ist doch schwarzrot.«

»Hm. — Auf alle Fälle muß es ein tollkühner Pirat gewesen sein, der so einfach in den Hafen kommt, ein Schiff kapert, auf ein anderes das Feuer eröffnet und dann verschwindet.« »Ein Schiff kapert? Hat er ein Schiff gekapert?«

»Wahrscheinlich doch; denn schließlich ist ja Mussets Schiff ebenfalls ausgelaufen. Und ich kann mir vorstellen, daß es ein Racheakt des Piraten war, wenn dieser Pirat Dieuxdonne ist; denn Musset hat doch an dem Kampf gegen ihn in der Flotte van Groots teilgenommen.« »Demnach müßte es tatsächlich der Gefürchtete sein. Ich verstehe nur nicht, daß er sein Schiff dann weiß angestrichen hat.«

»Nun, er ist schließlich offen in den Hafen eingelaufen. Er wird nicht gerade gewollt haben, daß jeder auf ihn aufmerksam werden sollte.«

Ein Matrose kam heran.

»Ich hätte eine Aussage zu machen, Capitan.«

»Bueno, mach sie, amigo. Was ist's?«

»Ich hatte die letzte Wache und beobachtete, wie vom Kai her ein Boot abstieß und zu dem weißen Segler fuhr. Dort stieg ein Mann aus. Das Boot fuhr dann zu dem Franzosen, blieb dort eine Weile und kam dann wieder zum weißen zurück. Ob allerdings bei dem französischen Schiff jemand an Bord gegangen ist, vermag ich nicht zu sagen. Das Ganze fiel mir erst jetzt wieder ein. Vorher hatte ich dieser Angelegenheit keine Bedeutung beigemessen.« Michel überlegte.

»Und Ihr habt nicht bemerkt oder gehört, daß auf dem Franzosen etwas vorgefallen ist? Vielleicht ein Schrei oder auch nur das kleinste ungewöhnliche Geräusch?« Der Mann verneinte. Während seiner Wache jedenfalls sei bestimmt nichts vorgefallen. »Hm, immerhin eigenartig. Wenn Dieuxdonne den Franzosen gekapert hätte, müßten zumindest die Wachen etwas gehört haben. Ein völlig geräuschloses Kapern würde ich nicht einmal den Burschen von der »Trueno« zutrauen.«

Der Mann, der die letzte Wache gehabt hatte, ging, nachdem er berichtet hatte, daß auch seinen Vorgängern nichts aufgefallen war.

»Merkwürdig«, sagte Michel, »die ganze Sache ist mir höchst schleierhaft. Was hieltet Ihr davon, wenn wir aus-laufen würden, um die Burschen zu verfolgen?« »Wollt Ihr wieder Krieg anfangen?« murrte der alte Kapitän. Michel lächelte.

»Ihr seid ein wenig zu friedfertig. Es ist doch immerhin Euer Schiff, das sich der Gauner vorgeknöpft hat.«

»Nein, Doktor, mein Schiff ist die »Trueno«. Und die Leute auf der »Trueno« sind meine Jungen. Hier ist mir alles fremd. Hier wird mir alles fremd bleiben außer Don Hidalgo und seinen restlichen Männern.«

»Die »Trueno« ist Euer Schiff, gut. Und die Leute bezeichnet Ihr als Eure Jungen, auch gut. Daß aber Eure Jungen mal wieder nach einem Kampf lechzen, das bedenkt Ihr wohl gar nicht, wie?« Porquez winkte müde ab.

»Ich habe ja nichts dagegen. Lauft immerhin aus. Ich werde Euch folgen wie immer. Wenn wir das nächstemal an der spanischen Küste entlangkommen, dann steige ich aus. Ich habe keine Lust mehr.«

Michel wollte gerade etwas erwidern; aber in diesem Augenblick rief der Ausguck, daß man von der »Trueno« herüberwinke, der Kommodore möge sofort hinüberkommen. Er verabschiedete sich von Porquez und bat diesen noch, sein Schiff klar zum Auslaufen zu machen.