158366.fb2 Piratenblut - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 75

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Es wurde Mittag, ohne daß auch nur annähernd so etwas wie eine Fahrtrinne entdeckt wurde. Der Schweiß lief den Männern in Strömen von den Körpern.

»Es sieht so aus«, meinte Marina, »als sei unsere Sorge, die Muskatnußinsel zu finden, ganz ohne Belang gewesen. Solange wir hier festsitzen und nicht einfahren können, ist selbst Mutatullis Hund nutzlos.«

Senor Virgen stieg nach geraumer Zeit selbst in ein Boot und nahm ein Lot mit. Er befahl seinen Ruderern, ihn stets in steilem Winkel auf die Küste zuzurudern. Immer und immer blieb die Leine irgendwo hängen. Selbst wenn sie einmal glatt nachgezogen werden konnte, war doch einen halben Meter neben dieser Stelle wieder ein Hindernis. Stunde um Stunde verrann. Als es dunkelte, war man nicht weiter gekommen. »Wie wäre es, wenn wir den Plan aufgäben?« fragte Marina.

»Auch unsere Meinung«, schlossen sich Virgen und die Kapitäne der beiden anderen Schiffe an. »Wir richten hier nichts aus.«

Der Pfeifer spielte mit seinem Becher. Es schien, als starre er gedankenverloren vor sich auf die Tischplatte. Aber es schien nur so. In Wahrheit kam sein Kopf nicht eine Minute zur Ruhe. Er blickte auf. In seinen Augen stand großer Ernst. »Gut«, meinte er, »wir brechen ab. — Aber was dann?«

Niemand antwortete ihm auf diese Frage. Jeder wußte ja, daß sie unbedingt irgendein Handelsgut haben mußten, wenn sie weiter bestehen wollten.

»Wir können nicht aufgeben. Wir haben auch schon schwierigere Aufgaben bewältigt.«

»Vielleicht ist diese versteckte Muskatnußinsel nur ein Produkt der Phantasie Mutatullis«, wandte Marina ein. »Ich kann mir nicht recht vorstellen, daß die Holländer ausgerechnet auf dieser Insel vergessen haben, die Bäume auszurotten.«

»Man kann annehmen, daß sie sie bestimmt nicht übersehen haben!«

»Na also. — Was hat das Ganze dann für einen Zweck?«

»Daß wir doch welche finden werden«, sagte der Pfeifer. »Nach allen Erfahrungen, die ich bisher mit Eingeborenen gemacht habe, entstehen solche Legenden niemals aus dem Nichts. Leider oder Gott sei Dank messen die meisten Weißen solchen Erzählungen keinerlei Bedeutung bei. Und doch bin ich davon überzeugt, daß alle diese Geschichten ihre Richtigkeit haben.« »Aber Ihr stimmtet mir doch bei, als ich äußerte, daß die Holländer mit hoher Wahrscheinlichkeit reinen Tisch gemacht haben.«

»Ja. Nur vergeßt Ihr eins, Marina. Oft genug haben wir gehört, daß am Leben gebliebene Reste der Bandanesen nach den Kei-Inseln geflüchtet sein sollen. Stellt Euch einmal vor, Ihr flüchtet in diesem Zustand. Ihr könntet nichts mitnehmen, was Beständigkeit behält. Das einzige, dessen Wert Euch durch die Weißen klargemacht worden ist, wären Muskatnüsse gewesen. Hättet Ihr keine mitgenommen, um sie in neuem Boden zu säen?«

Die anderen sahen ihn überrascht an. Dieser Gedankengang hatte durchaus etwas Glaubhaftes für sich.

»Vielleicht«, spann Michel seinen Faden fort, »wissen die Nachkommen dieser Flüchtlinge heute nichts mehr von dem Wert der Nüsse. Vielleicht haben sie seit dieser Zeit ängstlich jede Berührung mit den Weißen vermieden. Wenn es diese Insel gibt, dann ist es als sicher anzunehmen, daß nur hin und wieder einmal ein Weißer dorthin verschlagen wurde. Auch der,

der Mutatulli davon erzählt hat, gehört dazu. Ein Beweis übrigens, daß diese Leute, sofern überhaupt Menschen dort wohnen, friedlich sein müssen. Stellt Euch vor, wir finden dieses Paradies wieder und — — und — —«

Er zögerte, denn selbst ihm schien dieser Gedanke reichlich kühn——und wir könnten zu einem regelrechten Handelsabkommen mit diesen Eingeborenen kommen!«

Er redete sich in Feuer. Er sprang auf. »Die Kompanie wäre nicht mehr alleinige Besitzerin des Monopols! Eine ganze Flotte könnte uns nichts anhaben! Wahrscheinlich könnte sie innerhalb des Archipels gar nicht operieren. Wir sind gut bewaffnet. Wir wären die Entdecker der Insel. Und keine Macht der Welt brächte uns von dort wieder fort, dasheißt, könnte uns das Recht streitig machen, diese Insel für unser Eigentum zu erklären.«

Die anderen kannten den Pfeifer nicht mehr wieder. In einer solchen Erregung hatten sie ihn noch nie gesehen. Ihre Zweifel schwanden allmählich dahin. Die Aussichten waren schließlich auch zu verlockend.

»Euer Programm ist gut, Miguel«, sagte Marina. »Wir hätten auf diese Weise unser ganzes Problem gelöst.« Virgen griff zum Becher.

»Wenn wir nur erst einmal eine Durchfahrt durch die Korallenriffe gefunden hätten!« »Wir werden morgen unsere Bemühungen fortsetzen. Wenn es nicht gelingt, nun, dann können wir uns später keinen Vorwurf machen, daß wir die Chance ungenutzt gelassen haben.« »Dann ist auch noch die Frage«, fuhr Virgen fort, »ob die vor uns liegende Insel ihrer Bodenbeschaffenheit nach schon zum eigentlichen Archipel gehört, ob wir nicht dauernd, auch innerhalb des Archipels, mit den gleichen Hindernissen zu kämpfen haben, ob wir nicht — —« »Hört auf«, sagte der Pfeifer. »Mit diesem Ob-wir-nicht hätte Kolumbus nicht Amerika entdeckt und wäre Marco Polo nie nach China gekommen.«

»Ich meine ja nur«, brummte Virgen. »Schließlich bin ich kein Kolumbus.« Michel lachte und schlug ihm auf die Schulter.

»Ihr seid ein guter Steuermann, der beste, den ich kenne. Das wiegt einen ganzen Kolumbus auf.«