Der Segler, der vorhin auf sie zugefahren war, änderte seinen Kurs ein wenig und fuhr, ohne die drei Schiffe zu beachten, in einem großen südlichen Bogen um die Insel herum. Bald darauf war er wieder außer Sicht. —
Der Pfeifer und seine Freunde waren für den Rest dieses Tages in bester Stimmung. Die Durchfahrt gelang vorzüglich. Ein Schiff hinter dem anderen zog nun seine Bahn. Dicht am Gestade der Insel, jenseits der gefährlichen Korallen strichen sie über das hellschimmernde Wasser.
Es dauerte bis zum Abend. Dann erst erreichten sie den Bogen, den die Insel jetzt genau nach Osten machte. Im letzten Dämmerschein sahen sie noch, daß ihr vorsichtiges Loten, das stundenlange, tagelange Suchen nach einer Durchfahrt zu dieser Vulkaninsel, unnütz gewesen war. Denn als sie den Bogen umschifft hatten, lag der eigentliche Archipel frei und offen vor ihnen. Inselchen an Inselchen, große und kleine, weit verstreut, eng zusammen. Im Hintergrund, als langgestreckter Küstenstrich, die größte von allen. Die Schiffe refften die Segel. In der Nacht wollten sie nicht weiterfahren.
Michel blickte, als sie in der Messe saßen und zu Abend aßen, in das spöttische Gesicht Marinas.
Ohne auf die Bissen zu achten, die er in den Mund steckte und zerkaute, waren alle seine Sinne angespannt, weil er jeden Augenblick einen Angriff gegen seine Idee befürchtete.
Aber die Sorge war vergebens oder zumindest verfrüht. Marina widmete sich mit aufreizender Gründlichkeit den Speisen, die vor ihr standen. Jardin und Virgen schwiegen.
Niemand glaubte, so wenigstens schien es dem Pfeifer, an die Entdeckung der Muskatnußinsel.
»Guter Wein heute«, unterbrach Jardin das Schweigen nach einer Weile.
Virgen nickte und nahm einen Schluck. Marina meinte wie nebenbei:
»Unsere Vorräte gehen zur Neige. Wenn wir noch lange hier unten in dieser trostlosen Gegend spazierenfahren, werden wir bald wieder getrocknete Datteln essen und Wasser trinken.« »Wasser ist gesund«, meinte Michel. »Ich habe mir sagen lassen, daß es auf den Inseln herrliches Trinkwasser gibt.«
»Vor allem wahrscheinlich auf Eurer Muskatnußinsel«, warf Marina ein.
Michel legte das Besteck zusammen. Er hätte mit der Faust auf den Tisch schlagen mögen. Die Hitze im Raum war unerträglich. Unvermittelt stand er auf und sagte kurz:
»Buenas noches.« Dann ging er hinaus.Auf Deck fühlte er sich wohler.
Als er an der Reling stand, hörte er hinter sich ein Geräusch. Er wandte sich um und sah den Häuptling, wie er zwischen zwei Steinen irgend etwas zerrieb.
»Was tut Ihr da?« fragte Michel.
»Ich zerkleinere eine Muskatnuß zu Pulver. Ich brauche es für den Hund.« »Ah!«
Das reibende Geräusch verursachte Michel Schmerzen in den Ohren. Nach einer Weile meinte Mutatulli:
»Ich glaube, wir werden die Insel bald finden. Die Korallen haben wir hinter uns. Und das andere ist ein Kinderspiel.« »So? - Meint Ihr?«
»Aber ja. Karo ist ein äußerst gescheiter Hund.« »So. — Und wie stellt Ihr Euch das Suchen überhaupt vor? Sollen wir an jeder Insel anlegen, um den Hund die richtige Witterung aufnehmen zu lassen?«
»Nein, Herr. Das wäre sehr umständlich. Am besten wird es sein, Ihr gebt mir ein Boot. Karo wird sich in den Bug setzen. Wir werden rudern und Insel für Insel abstreifen. Es wird ein paar Tage dauern. Aber dann werden wir sie mit Gewißheit finden.«
»Ihr seid sehr zuversichtlich, wie?«
»Durchaus. Sonst hätte ich Euch ja nicht hierher geführt.«
»Na, wollen wir das Beste hoffen. Ich werde mit Euch in dem Boot fahren. Und dann wird uns Ojo begleiten. Wir können auf dem kleinen Beiboot übrigens ein Segel setzen. Das erspart uns viel Kraft.« Mutatulli nickte eifrig.
»Ojo ist stark und Ihr seid stark. Wir werden ein gutes Stück schaffen. Es wird sehr schnell gehen.«
Michel nickte. Irgendwie fühlte er sich von der Zuversicht des Eingeborenen beruhigt. Und Ojo würde bei ihnen sein. Sollten sie auf den Schiffen denken, was sie wollten.
»Welche Zeit wird am günstigsten sein, um aufzubrechen?«
»Sonnenaufgang, spätestens«, sagte Mutatulli.
»Gut, fahren wir, sobald es tagt. Ich bin zur Stelle.«