158412.fb2 San Francisco in Flammen - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 12

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Sein alter Freund, der Schuhmacher Shi Tai-Po, besaß ein ähnliches.

Doch es blieb Sun Cheng rätselhaft, weshalb der Anführer der weißen Gangster ein Schusterwerkzeug mit sich herumtrug.

Mit der Erkenntnis, um was für ein Messer es sich handelte, kam auch die Erkenntnis, daß es keineswegs die Absicht des Weißen war, den Chinesen loszuschneiden.

Der kleine Mann war kein Menschenfreund, sondern einer, dem das Unglück anderer Vergnügen bereitete.

Sun Cheng sah es an dem Gesicht des anderen, das seine Vorfreude ausdrückte.

Die Vorfreude auf den Genuß, den hilflosen Chinesen sterben zu sehen.

Als sich die Klinge des Krummessers in seinen Hals grub, starb Sun Cheng mit einem seligen Lächeln auf den Lippen.

Ein schöner Gedanke verdrängte die Angst. Vielleicht, dachte er, würde er in der anderen Welt seine Frau wiedertreffen.

Fei-yen schrie bei dem Anblick ihres verblutenden Großvaters auf, als sei sie selbst von dem Messer getroffen worden.

Es war ein schreckliches Bild: Sun Chengs Kopf hing durch den eingeklemmten Zopf noch immer an der Wäschemangel, während das Blut aus der großen Halswunde strömte. Es benetzte seinen Kittel und bildete auf dem Boden eine ständig größer werdende Pfütze.

»Halt's Maul, du Schlampe!« schrie Charley Wagner und versetzte Fei-yen einen schmerzhaften Schlag mit dem Handrücken.

Doch er brachte die Chinesin nicht zum Verstummen. Zu tief saß der Schock über den sinnlosen Tod des Großvaters, der ihr in den letzten Jahren Vater und Mutter ersetzt hatte.

»Ich werde sie schon zum Schweigen bringen«, meinte Louis Bremer und ging, das Messer mit der blutigen Klinge noch in der Rechten, auf Fei-yen zu.

Bevor er das Mädchen erreicht hatte, erstarrte er. Von draußen drang Lärm herein.

Schreie und Schüsse.

Dann stürzte einer seiner neuen Männer in die Waschküche. Der kugelbäuchige Frenchy, der Steuermannsmaat auf dem gesunkenen Walfänger LUCIFER gewesen war.

Eine frische Wunde in Form einer blutigen Furche zog sich quer über seine Stirn. In der rechten Faust hielt er einen Joslyn-Revolver.

»Die verfluchten Chinesen kommen!« meldete Frenchy aufgeregt. »Von allen Seiten greifen sie uns an. Sieht so aus, als sei ganz Chinatown auf den Beinen.«

Bremer stieß einen obszönen Fluch aus und knurrte mit einem haßerfüllten Blick auf den toten Wäschereibesitzer: »Wir haben zuviel Zeit mit dem alten Narren vertrödelt. Die Schlitzaugen haben derweil den Gegenangriff organisiert.«

»Was machen wir jetzt, Boß?« fragte Al Winkler.

»Abhauen natürlich! Aber vorher räumen wir mit dem Pack hier auf!«

In dem Moment, als er das aussprach, kam Bewegung in die bis dahin so starren und fügsamen Gefangenen.

Vielleicht war es der Schock über Sun Chengs Ermordung, der sie aus ihrer Lethargie riß.

Vielleicht auch die Angst vor dem eigenen Tod.

Oder das Eingreifen ihrer Freunde draußen gab ihnen ein Beispiel und neue Hoffnung.

Einer der beiden chinesischen Männer entriß seinem überraschten Bewacher den Revolver und eröffnete das Feuer auf die weißen Eindringlinge.

Der Chinese war kein geübter Schütze, wie sein unbeholfener Umgang mit dem schweren 44er Colt verriet. Aber auf die kurze Entfernung war er auch so gefährlich genug.

Die erste Kugel zerteilte noch wirkungslos die Luft zwischen Wagner und Winkler. Aber die zweite traf Eichen-Als linke Schulter.

Der Getroffene stöhnte auf und preßte die rechte Hand auf die Wunde. Es dauerte keine fünf Sekunden, und Blut rann zwischen den Fingern hervor.

Fast gleichzeitig feuerte Louis Bremer mit seiner Pepperbox, die er mit einer raschen Bewegung gezogen hatte. Zwei Kugeln verließen kurz hintereinander die drehbaren Läufe und trafen den Chinesen in die Brust.

Der gelbhäutige Mann ließ den 44er fallen und taumelte nach hinten.

Die jüngere der beiden Frauen schrie entsetzt auf. Offenbar gehörte sie zu ihm.

Sie sprang an seine Seite, konnte ihn aber nicht mehr festhalten.

Er sank zu Boden, einen gurgelnden Laut ausstoßend. In seinen Augen lag der gebrochene Blick eines Toten.

Auch der andere Mann wehrte sich. Zwar ohne Waffen, aber sehr geschickt und erfolgreich.

Er wirbelte so schnell durch den Raum, daß die Weißen ihn vergeblich zu fassen oder mit ihren Waffen zu treffen versuchten.

Mit bloßen Händen und mit den Füßen teilte er Schläge und Tritte aus, die immer wieder trafen.

Der Kampflärm von draußen wurde lauter. Dann drangen Menschen in die Waschküche ein.

Chinesen!

Sie hielten so ziemlich alles an Werkzeugen in den Händen, was man als Waffe benutzen konnte.

Das war vielleicht nicht so gefährlich wie die Feuerwaffen der Weißen, aber die Übermacht der Gelben war erdrückend.

Der schlaue Louis Bremer erkannte das sofort und rief seine Männer zum Rückzug auf.

Immer wieder sandten die durch einen noch freien Durchgang die Waschküche verlassenden Weißen Kugeln in die Menge der nachrückenden Chinesen.

Einige der Gelben sanken getroffen zu Boden.

Aber das hielt die anderen nicht auf.

Der Zorn trieb sie an und ließ sie jede Lücke in ihren Reihen sofort wieder schließen.

»So werden wir sie nicht los!« erkannte Winkler, der noch immer die Hand auf seine Schulterwunde preßte. »Wenn wir uns nicht schnell etwas einfallen lassen, machen die Schlitzaugen mit uns kurzen Prozeß!«

»Mir ist gerade etwas eingefallen!« grinste Bremer und zeigte auf ein kleines Faß mit der Aufschrift >Petroleum<, das an einer Wand des Ganges stand. »Ich weiß nicht, wofür sie das Petroleum brauchen, ob für die Beleuchtung oder in der Wäscherei. Ist auch egal. Gießt das Faß hinter euch aus, schnell!«

Wagner reagierte schnell und führte den Befehl aus.

Gleichzeitig riß Bremer eine brennende Öllampe von der niedrigen Decke.