158412.fb2 San Francisco in Flammen - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 22

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Elihu tat alles, um dieses Rennen zu gewinnen.

Für sich.

Für den Reverend und Mrs. Goldridge.

Und vor allem für die Waisenkinder, die sonst sterben würden.

*

Als sie die Treppe hinuntergingen, erzählte Bremer den Gefangenen, was sich in Sun Chengs Wäscherei ereignet hatte. Fast genüßlich berichtete er von der Folter, die den alten Mann zum Reden gebracht hatte, von dem Mord an Sun Cheng und von dem Feuer, das Bremers Leute überall in Chinatown gelegt hatten. Es bereitete dem kleinen Mann offenbar Befriedigung, das wachsende Entsetzen auf den Gesichtern der Gefangenen zu beobachten.

»Ich wußte es«, sagte Shu-hsien fast tonlos. »Ich wußte, daß Sun Cheng tot ist, gestorben für uns.«

Jacob hätte sie gern getröstet, aber ihre Lage ließ es nicht zu.

»Hier brennt es ja schon!« stieß Frenchy überrascht aus, als die Männer des Hais und ihre Gefangenen im Erdgeschoß ankamen. »Wird höchste Zeit, daß wir die Bude verlassen!«

»Sag ich doch«, raunzte Tom.

Der Eingangsbereich stand in Flammen.

Noch nicht so, daß ein Durchkommen unmöglich war.

Aber es war absehbar, daß das ganze Gebäude innerhalb weniger Minuten brennen würde wie eine Fackel.

Alles war hier aus Holz und damit ein leichtes Opfer für die Flammen: Wände, Böden, Möbel.

Mit Schrecken dachte Jacob an das Schicksal, das die ahnungslosen Waisenkinder erwartete.

Noch einmal versuchte er, Bremer und seine Begleiter dazu zu bewegen, die Menschen im Haus zu retten. Er konnte sich nicht vorstellen, daß jemandem das Leben vieler unschuldiger Kinder derart gleichgültig war.

Die Männer des Hais belehrten ihn eines Besseren -vielmehr eines Schlechteren.

Sie hatten nur höhnischen Spott und einen schmerzhaften Hieb in Jacobs Rippen für sein Ansinnen übrig.

Als sie auf die Bolding Street traten, herrschte dort heller Aufruhr.

Die Menschen verließen ihre Häuser, schrien um Hilfe oder versuchten, mit Wassereimern das Feuer einzudämmen.

Vergebens.

In Richtung Chinatown stand alles in Flammen. Der Himmel war nicht mehr nachtblau, sondern rot.

Wie an den Spätherbstabenden in Deutschland, die Jacob als Kind so geliebt hatte.

Eine Glocke übertönte das Chaos.

»Die Feuerwehr!« rief jemand.

»Macht Platz für den Löschzug!« bellte ein anderer.

»Hurra!« schrie eine dritte Stimme. »Es sind die Jungs von Social Three. Sie kommen uns zu Hilfe. Social Three wird das Feuer löschen!«

Jacob sah die seltsam protzigen Uniformen der Freiwilligenkompanie. Vergoldete Helme und golden glänzende Umhänge.

Die Spritze, die von den Männern durch die Bolding Street gezogen wurde, war von vorn bis hinten und von oben bis unten versilbert.

Das Ganze wirkte mehr wie eine Parade als wie ein ernsthafter Einsatz.

Doch so waren sie, die berühmten Feuerwehrleute von San Francisco. Jede der vielen Freiwilligenkompanien pflegte ihre eigene Macke. Aber das beeinträchtigte nicht ihre Leistungsfähigkeit.

Die Männer der Kompanie Social Three bewiesen es. Ihr Captain hob das Megaphon an die Lippen und erteilte routiniert seine Anweisungen.

Da die Megaphone der Feuerwehrleute üblicherweise versilbert waren, war seines natürlich vergoldet.

Die Männer gehorchten wie ein einziger und brachten die im Feuerschein glänzende Spritze mit geübten Griffen in Stellung.

Von allen Seiten liefen Bewohner dieses Viertels, Männer und Frauen, auf den Captain zu und bestürmten ihn, ihr Haus oder ihren Straßenzug zuerst unter Wasser zu nehmen.

»Das Waisenhaus geht vor«, knurrte er nur und kümmerte sich nicht weiter um sie.

Die aus dem Waisenhaus kommenden Männer und die Chinesin gerieten mitten in den Trubel. Ohne auf die Waffen der Gangster zu achten, liefen die aufgeschreckten Menschen zwischen ihnen hindurch.

Jacob sah seine Chance gekommen.

Vielleicht die einzige, die er noch hatte, um die Menschen im Waisenhaus zu retten.

Er stieß seine Ellbogen gegen die Männer, die ihn gepackt hielten.

Sie waren so überrascht, daß er tatsächlich freikam.

Einem von Shu-hsiens Bewachern hieb er die Faust mitten ins Gesicht.

Er hörte das Knirschen, als die Nase des Mannes brach.

Dem anderen trat er gleichzeitig dahin, wo es einem Mann am meisten weh tat.

Der Getroffene krümmte sich zusammen und ließ die Gefangene los. Der Gangster benötigte seine Hände, um die schmerzende Stelle vor weiteren Mißhandlungen zu schützen.

Aber darauf war Jacob gar nicht aus.

Er packte Shu-hsien an der Hand und riß sie mit sich fort.

»Komm!« rief er ihr zu und zog sie mitten in den Haufen der Feuerwehrleute hinein.

Der schießwütige Frenchy jagte ihnen ein paar ungezielte Schüsse nach.

Sie trafen niemanden. Aber eine Kugel schlug mit einem hellen Geräusch gegen die Feuerspritze und hinterließ eine häßliche Schramme auf der glänzend polierten Oberfläche.