158421.fb2 Schreckensnacht am Golden Gate - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 17

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»Das wirst du nicht tun!« blaffte Henry Black. »Ich bin nicht bereit, meinen Kopf noch einmal für deine Fehler hinzuhalten.«

Und schon gar nicht meine Hand! fügte er in Gedanken hinzu.

»Dann hau doch auch ab!« riet ihm Bremer und wollte sein Pferd herumreißen.

»Du bleibst hier!« fauchte Black, griff in die Zügel und hielt sie fest. »Das ist ein Befehl!«

Plötzlich hielt Bremer seine Pepperbox in der Rechten und richtete sie auf den korpulenten Geschäftsmann.

»Ich habe soeben beschlossen, keine Befehle mehr entgegenzunehmen, Henry. Weder von dir noch vom Hai.« Er stieß den sechsläufigen Revolver vor. »Geh zurück!«

Zögernd gehorchte Black.

Bremer schlug die Hacken in die Flanken des kräftigen Braunen und trieb das Tier über den Hof.

Black wollte ihn nicht entkommen lassen. Erst als seine Rechte vergeblich nach dem 36er Warner tastete, fiel ihm ein, daß die Waffe im Büro des Hais geblieben war.

Fluchend drehte er sich zu einem der Wachtposten um. Die Männer standen unschlüssig herum.

Louis Bremer war einer von ihnen. Deshalb versuchte keiner, den Flüchtenden aufzuhalten.

Als Black das erkannte, zog er einem der Männer den Revolver aus dem Hosenbund und legte rasch auf Bremer an.

Aber nicht zu rasch. Er zielte sorgfältig, weil er wußte, daß er keine zweite Chance haben würde.

Der dichte Regen hatte den Reiter schon halb verschluckt. Und Bremer würde das Tor, das vom Hinterhof hinaus auf die Straße führte, gleich erreichen.

Blacks Augen blickten starr auf die nur noch schemenhaft erkennbare Gestalt des fliehenden Unterführers, als er den Abzug durchzog.

Dann blendete ihn die Stichflamme. Die Detonation hallte in seinen Ohren wider. Pulverrauch biß in seine Augen und kitzelte seine Nase. Er mußte niesen.

Als er wieder zum Tor sah, lief das Pferd vom Hof.

Ohne seinen Reiter!

Der lag im Schlamm, von Blacks Standort aus nur eine undeutliche Erhebung auf dem Boden.

»Stanford, sieh nach ihm!« befahl der massige Mann.

Der Angesprochene verließ den trockenen Platz unter dem Vordach und trottete in den Regen hinaus. Vor dem Tor beugte er sich über Bremer.

Als er sich wieder aufrichtete, rief er: »Volltreffer, Mr. Black. Der ist hinüber.«

Black nickte befriedigt und brummte: »So geht es jedem, der sich meinen Befehlen widersetzt!«

Die Macht über Leben und Tod, die er verspürte, tat ihm gut. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, für den Hai von Frisco zu arbeiten.

*

»Wer hat da draußen geschossen?« fragte der Hai kurz darauf, als Henry Black vor ihm stand.

Sieh mal an, dachte der Geschäftsführer des Golden Crown, verwundert und erleichtert zugleich, der verdammte Krüppel ist also doch nicht allwissend!

»Ich war es«, antwortete Black. »Ich habe Louis Bremer erschossen.«

Der Hai beugte sich vor, lag halb auf der Schreibtischplatte.

»Warum?«

»Weil Bremer wieder versagt hat. Er hat Susu Wang hergeschafft, aber nicht diesen Adler. Außerdem hat er fast alle seine Männer bei einem Gefecht mit der Armee verloren. Kann sein, daß die Blaujacken ein paar Gefangene gemacht haben und sie jetzt ordentlich ausquetschen.«

»Das ist wirklich unangenehm«, sagte der Hai und richtete seinen Blick auf den massigen Geschäftsmann. »Aber ich allein entscheide über Leben und Tod meiner Männer!«

»Ich hatte keine Wahl. Bremer wollte sich absetzen. Es war die einzige Möglichkeit, ihn zurückzuhalten. Außerdem kann er uns als Leiche noch viel nützen.«

»Wie meinen Sie das, Henry?«

»Wir können die Schuld an dem Feuer auf ihn schieben, falls die Sache auffliegt. Zumal er wirklich ohne Befehl gehandelt hat - jedenfalls in dieser Nacht. In seinem Zustand kann Bremer nichts Gegenteiliges behaupten.«

»Eine gute Idee«, lächelte der Hai nach kurzem Überlegen. »Wirklich, der Plan gefällt mir.« Sein Gesicht wurde wieder ernster. »Was ist mit Jacob Adler? Wo steckt er?«

»In dem Hotel, wo Bremer die Chinesin aufgegabelt hat. Das Santa Rosa. Stanford hat berichtet, Adler sei überraschend dort aufgekreuzt, zusammen mit den Blaujacken. Vermutlich hat Adler die Armee auf Bremers Spur gebracht.«

»Adler!« stieß der Hai hervor, und sein gutgeschnittenes Gesicht wirkte auf einmal verzerrt, erinnerte an die Fratze eines Teufels. »Immer wieder kommt er mir in die Quere.« Er ballte eine Hand zur Faust und schlug heftig auf den Tisch. »Aber ich werde ihn kriegen, bei Gott, das werde ich!«

Black erwiderte nichts. Wenn der Hai einen Wutanfall hatte, hielt man sich besser zurück.

Der Mann hinter dem Schreibtisch beruhigte sich schnell wieder und sagte mit der für ihn typischen geschäftsmäßigen Höflichkeit: »Danke, Henry. Halten Sie weiterhin die Augen offen! Ich will über alles sofort unterrichtet werden, was in dieser Nacht geschieht.«

»Natürlich.«

»Bringen Sie die Chinesin zu mir!« verlangte der Hai. »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß ich mich eingehend mit Miß Wang befasse.«

*

»Sie sollten da nicht allein hineingehen, Mr. Adler«, sagte Lieutenant Wannaker mit Blick auf das Golden Crown, das verschwommen hinter dem Regenschleier lag. »Wenn es tatsächlich das Hauptquartier des Hais ist, haben Sie schlechte Karten. Wie man hört, ist der Hai mit allen Wassern des Pazifiks und sonstiger Ozeane gewaschen.«

»Wer ist das nicht in dieser Nacht«, seufzte Jacob und blickte hinauf in den Himmel, der das Wasser noch immer wie aus Kübeln niedergehen ließ.

Die Schwärze der Nacht hatte sich zu einem tiefen Blau verändert. Die Sterne, soweit sie überhaupt zwischen den großen Wolken durchschimmerten, wirkten seltsam blaß: Das erste Anzeichen des hereinbrechenden Morgens.

Nach der brennenden Hölle, die die letzte Nacht gewesen war, erwarteten ihn die Bewohner San Franciscos so sehnsüchtig, wie sie vielleicht noch nie einem anbrechenden Tag entgegengesehen hatten.

»Ich verkenne das Risiko keineswegs«, fuhr der Auswanderer fort. »Aber ich muß es tun, für Miß Wang!«

»Ihnen liegt sehr viel an der jungen Dame, wie?«

»Was soll das heißen?« entgegnete Jacob schroff.