158489.fb2 T?dliche Feindschaft - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 21

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Don Hernán hatte ein eigenartiges Gefühl im Halse. Es war ihm, als wolle er einen Bissen hinunterschlucken, den er nicht genügend zerkaut hatte. Die Verblüffung der feindlichen Partei war grenzenlos.

Jetzt schaltete sich Michel ein.

»Wie ist es, hat mein Freund gewonnen?«

Da weder der General noch sein Sekundant auch nur im entferntesten an einen solchen Ausgang gedacht hatten, blieb der Major einen Augenblick die Antwort schuldig. Doch dann stotterte er:

»Ihr... Ihr, das heißt, Euer Freund, kann doch nicht einen wehrlosen Mann erstechen.«

»Erstechen?« fragte Michel. »Wieso erstechen?«

»Dem Sieger gehört das Leben des Besiegten.«

»Ah, bah, mein Freund hat ganz andere Sorgen, als die um das Leben eines Generals. — Können wir nun gehen?«

»Würde Euer Freund weiterkämpfen?«

»Gewiß, wenn es die Regeln so erfordern.«

Über das Gesicht des Majors ging ein Blitz des Verstehens. Aha, diese Fremden kannten die Regeln eines portugiesischen Zweikampfes nicht. Um so besser. Von den eigenen Offizieren würde es niemand wagen, die Wiederaufnahme des Zweikampfs zu kritisieren. Der General stand in hohem Ansehen bei ihnen.

So lief er denn hastig dorthin, wo die Klinge im Boden steckte, zog sie heraus und brachte sie dem General.

Der zweite Gang begann.

Ojo setzte zu einer Quart an. Dann aber sank sein Degen plötzlich so blitzschnell, daß der Blick des Generals nicht folgen konnte, fuhr von unten nach oben —, und das Verblüffende von vorhin wiederholte sich. Das Ganze war so schnell gegangen, daß man überhaupt nicht von Fechten sprechen konnte.

Michel und Tscham taten sehr uninteressiert. Sie ließen sich, wo sie standen, im Gras nieder und blickten in den Himmel.

Als der Major fassungslos auf seiner Stelle verharrte, weil er nicht wußte, ob der Sekundant des Gegners etwas dagegen haben würde, wenn er dem General den Degen abermals reichte, folgte Ojo dem Beispiel seiner Freunde und setzte sich, wo er stand.

Der General war bleich wie der Tod. Die Begleitoffiziere traten von einem Fuß auf den anderen.

Der Garnisonarzt begann, seinen Verbandskasten langsam wieder zusammenzupacken. Niemand sprach. Die Stille war beklemmend.

Da meldete sich Ojo.

»Steht nicht herum, Señores, weiter, bitte. Ich will zurück ins Hotel. Ich bin müde.«

Der Major zuckte die Achseln und reichte dem General abermals den Degen. Und dieser nahm ihn in der festen Absicht, ihn sich auf keinen Fall ein drittes Mal aus der Hand schlagen zu lassen.

Ojo erhob sich. Während der General auf seinen Angriff wartete, ließ er den Degen spielerisch um seinen Mittelfinger wirbeln.

»Nun fangt doch endlich an«, sagte Ojo.

Der General stürmte vor — und schon steckte sein Degen wieder in der Erde.

Diesmal wartete er nicht ab, bis sein Sekundant ihn wieder holte. Er stürzte selbst dorthin, zog ihn heraus und griff gleich darauf Ojo zum vierten Male an.

Die nächsten fünf Minuten spielten sich so ab, daß der General alle paar Sekunden seinen Degen aus der Erde zog, wieder gegen Ojo anrannte, und die Waffe abermals verlor.

Die Zuschauer mochten denken, daß dies ein für einen General unwürdiges Spiel war. Manche murrten schon.

Da fragte Michel den Major:

»Wie lange soll das nun so weitergehen?«

Der Sekundant hob den Degen zum Zeichen, daß der Kampf zu unterbrechen sei.

Niedergeschlagen meinte er:

»Ich verkünde hiermit feierlich, daß Don Hernán vom Gegner besiegt wurde.«

Das war praktisch das Todesurteil für den General.

Ojo aber nahm seine Waffe auf, ging zu dem Hauptmann, der sie ihm geliehen hatte, und gab sie ihm zurück.

»Hört, Señor«, wandte er sich an den General, »ich habe eine Bitte an Euch.«

Don Hernán stotterte irgend etwas.

»Ich möchte nicht, daß der Geschäftsführer des Hotelsauf die Straße gesetzt wird. Versprecht Ihr mir, alles zu tun, damit er seine Arbeit behält?«

Der General nickte und schluckte. »Gracias«, sagte Ojo, schlug ihm auf die Schulter, wandte sich um und winkte seinen Freunden.

»Können wir gehen, Señor Doktor? Ich bin müde wie ein Hund.«

»Ist das Duell beendet?« wandte sich Michel an den Major.

»Ja. — Natürlich, wenn ihr meint — — ?«

»Bueno, wir meinen.«

Ojo wandte sich noch einmal zu den wartenden Offizieren um, hob die Hand und rief: »Adiós, Señores!«

Noch am Vormittag wußte bereits das gesamte Hotel über den Ausgang des Duells Bescheid.

Weder der General noch seine Damen ließen sich irgendwo blicken. Und am Abend kam Tscham, der in der Stadt einige Besorgungen erledigt hatte, in das Zimmer gestürzt und rief aufgeregt:

»Denkt euch, was mir der Empfangschef erzählt hat, der General hat sein Abschiedsgesuch eingereicht. Er will den Dienst bei der Armee quittieren. Die Leute behaupten, er werde diese Schande nie mehr abwaschen können.«

»So eine Dummheit«, brummte Ojo. »Nun ist nicht der Empfangschef, sondern der General seinen Posten los. Was wird er nun machen? Um noch etwas Vernünftiges zu lernen, ist er sicher schon viel zu alt.«

Michel lachte.

»Ich wußte gar nicht, Diaz, daß du dich so um andere sorgen kannst.«

Ojo machte sich an seinem Gepäck zu schaffen. Endlich hatte er den kleineren Sack mit den Edelsteinen herausgefischt. Er öffnete ihn, griff hinein und holte eine Handvoll Diamanten heraus.