158489.fb2 T?dliche Feindschaft - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 41

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»Ihr seid ein sehr kluger Mann, Herr Hirschfelder.«

»Wie meint Ihr das, Herr?«

Richard Baum gab seine Höflichkeit auf.

»Wo habt Ihr den Ring?« schrie er.

»Unverschämter!« antwortete Abraham. Dann wandte er sich um und ließ den Offizier mitsamt seinen Dragonern stehen. Zitternd vor Aufregung ging er ins Haus.

Noch ehe er zu Frau und Tochter gelangte, hörte er den Hufschlag der sich entfernenden Soldaten.

Dann brach er zusammen. —

Es dauerte immerhin eine Stunde, bis der alte Mann, von den Frauen zu Bett gebracht, aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte. Mühsam schlug er die Augen auf.

»Beim gerechten Gott«, murmelte er, »ich — ich — ahnte ja, daß irgendeine Teufelei mit der Einladung zusammenhing. Sie — sie — sie haben die Schachtel — des kostbaren Ringes — in unserer Kutsche versteckt.«

Er fuhr plötzlich aus den Kissen auf. »Aber wer wird das glauben? Müssen sie mich nicht für den Dieb halten?«

Seine Augen waren starr geradeaus gerichtet. Die beiden Frauen ahnten noch gar nicht, wovon er eigentlich sprach. Sie glaubten, er rede irre.

»Papa, Papa«, sagte Rachel, »was ist? Sprich!«

Der alte Abraham lachte plötzlich schrill. Es klang schaurig wie das Gelächter eines Wahnsinnigen.

»Sie haben es geschafft, ja, sie haben es geschafft. Nun werden sie mich zwingen, ihnen ihren Willen zu erfüllen.«

»Was haben sie geschafft?«

Irrlichternd blickte er seine Tochter an.

»Sie werden mich zwingen, meinen ganzen Einfluß aufzubieten, damit du des jungen Grafen Frau wirst.«

»Nein! — Niemals!« schrie Rachel auf.

»Nein, niemals«, murmelte der alte Mann. »Laßt mich aufstehen. Ich muß mich anziehen. Hilf mir, Judith, Herz.«

Abraham Hirschfelder war ein gebrochener Mann, als er hinter seinem Schreibtisch saß. Den Kopf in die Hände gestützt, grübelte er über das nach, was an diesem Morgen über ihn hereingebrochen war. Er wußte, daß er von dieser Minute an in Kassel ein ruinierter Mann war.

Kein Hund würde mehr ein Stück Brot von ihm nehmen. Sie hatten es geschafft, die Herrschaften aus der sogenannten vornehmen Gesellschaft, ihn kaputt zu machen.

Was würde nun werden?

Er hatte nicht lange auf die Antwort zu warten.

Ein Bote des Grafen erschien und überreichte ein Billett. In höflichen Worten bat der alte Graf darin, daß Abraham Hirschfelder ihn noch im Laufe dieses Vormittags aufsuchen möge.

Der alte Mann zögerte nicht lange. Je eher er der Einladung folgte, um so eher würde er wissen, was man von ihm forderte. Sein Gesicht wurde zu Stein.Ohne zu jemandem von der Einladung zu sprechen, machte er sich zu Fuß auf den Weg zum Haus der Ebersteins.

Der alte Eberstein schien schon auf ihn gewartet zu haben. Er trug ein bewußt finsteres Gesicht zur Schau, als Abraham Hirschfelder eintrat.

Völlig die bisher geübte Höflichkeit außer acht lassend, sagte er:

»Hat Er den Ring mitgebracht?«

Abraham mußte sich erst fassen. Auf eine solche Unverschämtheit war er nicht vorbereitet. Dann ermannte er sich.

»Ich habe Euern Ring nicht gestohlen. Das wißt Ihr so gut wie ich.«

»Hihihi«, lachte Eberstein, »nicht gestohlen, sagt Er? Der Tausend ! Verflucht von Roßbach !

Wie kam die Ringschachtel dann in Seine Kutsche?«

»Ich — ich — weiß es nicht.«

»So, Er weiß es nicht. Nun parbleu, Er schien mir so gierig auf den Schmuck, daß er vergaß, die Schachtel aus der Kutsche zu entfernen. Die Schachtel hat Ihn überführt.«

»Das — da — das ist doch alles Lüge!« schrie Abraham gequält auf. »Ihr wißt, daß ich mir hundert solcher Ringe kaufen kann. Seit dreißig Jahren wohne ich in Kassel. Ich habe in dieser Zeit noch nicht den Splitter eines Diamanten unrechtmäßig an mich genommen.«

»Nun, parbleu, sprechen wir mit dem Polizeidirektor. Wollen sehen, ob der den Dieb findet.«

Der alte Hirschfelder faltete nervös die Hände und öffnete sie wieder. Er wußte, daß er vollständig fertig war, wenn die Behörden diese Sache in die Finger bekamen.

»Das nicht, Herr Graf, das nicht! Es wäre mein Ende. Und das Ende meiner Familie.«

»Nun, so schaff Er den Ring herbei.«

»Ich kann es nicht, weil ich ihn nicht habe.«

»Papperlapapp. Nun gut, so mache ich Ihm einen anderen Vorschlag. Gebe Er meinem Sohn seine Tochter zum Weibe.«

»Sie mag ihn nicht.«

»Hihihi. Seid Ihr der Vater? Habt Ihr nicht Autorität?«

»Gewiß, Herr Graf. Aber ich möchte meine Tochter nicht zwingen.«

»Zwingt sie, zwingt sie zu ihrem Glück! Nicht jeder Jüdin ist es beschieden, eine Gräfin zu werden.«

»Ich — ich — werde es mir überlegen.«

»Da ist nichts zu überlegen. Wollt Ihr, daß ich Anzeige erstatte?«

Abraham Hirschfelder schüttelte langsam den Kopf. Sein Blick war verschleiert. In ihm war alles tot. Im stillen betete er. Aber er verspürte keine Erleichterung.

»Na also. Ich sehe von der Anzeige ab, Ihr sagt Eurer Tochter, daß sie sich mit dem Jawort möglichst beeilen möge. Und dann wäre da noch eine Kleinigkeit.«

Abraham sah fragend auf.