158489.fb2 T?dliche Feindschaft - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 43

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»Und im übrigen«, fuhr Hirschfelder unberührt fort, »bringe ich das Jawort meiner Tochter. Den Termin der Verlobung mögen die Herren selbst bestimmen. Ihr werdet euch vorstellen können, daß meine Tochter die Aufregung nicht ohne jeden Schaden überstand. Sie war nahe an einem Nervenzusammenbruch. So schickte ich sie hinaus in unser Jagdhäuschen, wo sie sich in der Einsamkeit erholen kann. Ich möchte die Herren bitten, den Termin nicht zu früh zu setzen.«

Ohne guten Abend zu sagen verließ Hirschfelder das Haus.

Rudolf von Eberstein riß die Augen auf. Völlig verdutzt starrte er seinen Vater an. Auch dem Alten hatte es die Sprache verschlagen.

»Das geht ja Schlag auf Schlag«, meinte er.

»Das ist ein schöner Schlag«, sagte Rudolf von Eberstein nervös. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich diese Rachel heirate !«

»Hm, was sonst? Mit ihr erheiratest du ein Vermögen.«

»Du standest doch vorhin noch auf dem Standpunkt, daß eine eheliche Verbindung nicht unbedingt nötig sei.«

»Ja, vorhin, da dachte ich auch, daß der Alte es nicht so weit kommen lassen würde. Ich wollte nur, daß er bezahlt.«

»Und was jetzt?«

»Nun, um so besser. Nehmen wir die kleine Unannehmlichkeit mit in Kauf. Die Summen, die uns dann zur Verfügung stehen, werden dafür erheblich größer sein.«

»Zum Teufel«, rief Rudolf von Eberstein aufgebracht.

»Ich mache diesen Unsinn nicht mit. Ich werde Charlotte Eck heiraten, und wenn du dich auf den Kopf stellst !«

Der alte Graf kniff die Lippen zusammen. Dann ging er langsamen Schrittes auf seinen Sohn zu, bis er ihm Gesicht an Gesicht gegenüberstand.

»Du heiratest Rachel. Und damit basta. Nicht einen Dukaten von diesem Beutel bekommst du, wenn du deinen albernen Launen folgst.«

Rudolf war einen Schritt zurückgewichen. Er griff nach einem in der Nähe stehenden Weinglas und warf es auf den Boden, daß die Scherben klirrten. Dann wandte er sich um und rannte aus dem Zimmer.

Als er später im Bett lag, gingen und kamen die Gedanken. Er haßte die Mesalliance, die er eingehen sollte. Andererseits war er nicht Mann genug, um ernsthaft gegen die Wünsche seines Vaters zu opponieren. Von ihm war er abhängig. Nur mit seiner Hilfe war er ein Jemand, den die Gesellschaft achtete. Und er wußte, daß auf der anderen Seite der Vater auch alles für den Sohn tun würde. Der alte Eberstein liebte ihn eben auf seine Art. Die Liebe zu einer Frau war für den verbrecherischen Verstand des Alten eine solche Absurdität, daß er sie als Argument überhaupt nicht ernstlich in Betracht zog.

Als der Morgen graute, kam Rudolf von Eberstein eine Idee. Jawohl, so mußte es gehen. Hatte der Premierleutnant Baum seinem Vater geholfen, so mußte er jetzt ihm helfen. Rudolf von Eberstein bildete sich ein, doch klüger zu sein als sein Vater. Er würde jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: mehr Geld vom alten Hirschfelder einheimsen — und dabei die Tochter loswerden. —

35

»Erstes Détachement, rechts brecht ab, marsch!« kommandierte Richard Baum auf dem Exerzierfeld.

Die Reiter vollführten eine Schwenkung.

In diesem Augenblick kam ein Ordonnanzoffizier herangeritten. Er salutierte kurz vor dem Premierleutnant und sagte:

»Der Herr Major wünscht Euch zu sehen, Herr Premierleutnant.«

»Danke.«

Richard Baum übergab seinen Zug einem anderen Offizier. Dann setzte er seinem Pferd die Sporen in die Weichen und sprengte hinüber zu dem Hügel, auf dem Major Rudolf von Eberstein im allgemeinen hielt, um das Exerzieren seiner Abteilung zu überwachen.

»Befehl gehorsamst befolgt, Herr Major. Premierleutnant Baum zur Stelle«, meldete er sich.

Eberstein nickte.

»Begleitet mich ein Stück, Herr Baum. Ich habe mit Euch zu sprechen.«

Er lenkte sein Pferd von dem Hügel hinunter, und Baum setzte sich an seine Seite.

Als sie außer Hörweite der anderen waren, fragte Baum:

»Was gibt's?«

»Du mußt mir einen Gefallen tun, Richard. Es ist zwar eine heikle Sache, die ich mir da ausgedacht habe, aber es nützt nichts, sie muß durchgestanden werden.«

»Ich bin zu allem bereit«, lachte Baum. »Werde deinem alten Herrn nie vergessen, daß er mir vierhundert Dukaten geschenkt hat.«

»Hast sie reichlich verdient, alter Junge.«

»War weiß Gott nicht schwer, den alten Juden aus der Fassung zu bringen. Ist aber auch ein starkes Stück, daß er den Ring geklaut hat.«

Eberstein war verblüfft. Dann lachte er schallend auf. Teufel, sein alter Herr war doch aus ganz besonderem Holz geschnitzt. Er hatte es also fertiggebracht, Richard Baum glauben zu machen, daß der alte Abraham Hirschfelder tatsächlich ein Dieb war.

»Ein noch stärkeres Stück ist«, fuhr Eberstein fort, »daß mir mein Alter unbedingt diese Rachel als Frau aufzwingen will.«

»Ein hübsches Mädchen«, konstatierte Richard.

»Der Teufel soll sie holen! Ich will sie nicht. Aber ich will auch nicht riskieren, daß mich der alte Herr rausschmeißt. Ich habe hin und her überlegt, wie ich es deichseln könnte, daß ich dieser Ehe entgehe.«

»Ah, und dabei soll ich dir helfen?«

»Ja. Du mußt mir einfach helfen. Ohne dich bin ich aufgeschmissen.«

»Na, dann schieß mal los. Was an mir liegt, wird getan.«

»Paß auf . ..« Er entwickelte dem gespannt Lauschen-den einen raffiniert ausgedachten Plan, der dazu führen mußte, daß der alte Eberstein seinen Wunsch nach einer Verbindung zwischen ihm und Rachel Hirschfelder nicht aufrechterhalten konnte.

Überraschung spiegelte sich in den Zügen des jungen Baum.

»Ist das nicht eine sehr gewagte Sache, Rudolf?«

»Natürlich ist sie gewagt. Aber wenn du es recht bedenkst, was soll schon passieren?«

»Man könnte mich wegen Nötigung verklagen.«

»Ach, Unsinn«, lachte Eberstein. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß das Wort dieser Rachel vor Gericht — wenn es überhaupt dazu kommen sollte — mehr gilt, als das eines landgräflichen Offiziers?«

»Ich habe meine Zweifel.«

»Verlaß dich drauf, es wird gar nicht erst bis vors Gericht kommen. Wir haben ja immer noch den gestohlenen Ring als letzten Trumpf. Es wird ihnen nichts übrigbleiben, als zu schweigen.«

»Gut denn. Du bist mein Freund, und dein alter Herr ist mein Gönner. Ich mache mit. Wenn's schief geht, mach ich es genauso wie mein Vetter Michael und verziehe mich. Mit vierhundert Dukaten im Sack hat man für eine ganz schöne Strecke Wegzehrung.«