158489.fb2 T?dliche Feindschaft - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 46

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Sie ließ ihre Mutter nicht aussprechen. Sie riß die Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters auf und ließ sich dort erschöpft in einen Sessel fallen. Es währte nur Minuten, dann trat auch Abraham ein.

Ohne große Umschweife fragte er:

»Was ist?«

Kaum der Stimme mächtig, berichtete ihm Rachel, was sich zugetragen hatte.

»Das — das — ist doch nicht möglich!«

Abraham Hirschfelder krallte seine Hände in die weichen Sessellehnen. Ein plötzliches Schwindelgefühl überfiel ihn.

»Doch, Papa. Genauso ist es gewesen.«

»Die Schufte! — Das ist abgekartetes Spiel.«

»Du mußt sofort Anzeige gegen Premierleutnant Baum erstatten.«

»Ja — ja. — Anzeige? — Nein. Denke an den Ring. Wir — wir sind in ihrer Hand. — Es ist furchtbar. — Mein Gott, mein Gott, womit haben wir das verdient?«

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. Mit Anstrengung versuchte der alte Hirschfelder Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.

Sein Herz arbeitete wie rasend.

Bald war er innerlich so weit, daß er für die allernächste Zukunft noch mit ganz anderen Dingen rechnete. Es hatte den Anschein, als wollten die Ebersteins ihn systematisch ruinieren, ihn und seine Familie.

In diesem Augenblick trat die Mutter ins Zimmer. Aber noch bevor sie die Tür hinter sich zuzog, donnerte unten der Klopfer gegen die Hauspforte.

Frau Judith wollte gerade eine Frage äußern, als man auch schon eine entfernte Stimme vernahm:

»Parbleu, melde Sie mich ihrem Herrn, aber schnell! Ich habe keine Zeit zu versäumen. Los, los, Sie Satansbraten, beeil« Sie sich.«

Man hörte eilige Schritte die Treppe heraufkommen. Es wurde zaghaft gegen die Tür geklopft.

Abraham Hirschfelder antwortete nicht. Seine Frau jedoch rief:

»Herein.«

Ein Mädchen trat ein und meldete den Besuch des Grafen von Eberstein.

»Ich lasse bitten«, sagte Abraham Hirschfelder gefaßt.

Es wäre gar nicht nötig gewesen, denn hinter dem Mädchen tauchte bereits das grinsende Gesicht des alten Grafen auf.

»Na, ja großartig. Treffe also die ganze Familie zusammen. Hat gut geschmeckt, das Küßchen vom Herrn Leutnant, wie, Fräulein Schwiegertochter?«

Rachel schnellte auf. Das war zuviel.

»Ihr seid ein Schurke !« rief sie wild. »Wieviel habt Ihr dem Premierleutnant dafür bezahlt?«

Dem Grafen gelang es, ein erstauntes Gesicht zu machen. Mit entrüsteter Stimme entgegnete er:

»Ich muß doch sehr bitten, meine Liebe! Konnte nicht ahnen, daß Ihr trotz Eurer Zusage für meinen Sohn eine solche Liaison habt.«

»Herr... !« brauste Abraham Hirschfelder auf. Zum erstenmal ging er aus seiner Reserve heraus.

Zum erstenmal war es ihm gleichgültig, was geschehen würde. Er dürstete geradezu nach Vergeltung.

Aber in der selbstsicheren Art eines erfahrenen Spekulanten meisterte der alte Graf auch das.

»Papperlapapp, spielt Euch nicht auf, Hirschfelder! Wißt genau, daß Ihr im Unrecht seid. Habe gedacht, Eure Tochter wäre ein passables Kind. Scheint aber nicht so, wenn sie nebenhinaus geht.«

Jetzt konnte Rachel nicht mehr an sich halten. Mit einem Laut, wie ihn zu Tode getroffene Tiere ausstoßen, stürzte sie sich auf den Grafen. Mit ihren kleinen Fäusten versuchte sie, auf ihn einzuschlagen.

Eberstein war so verblüfft, daß er vergaß, sich zu wehren. Er taumelte, als ihn die ersten Schläge am Kopf trafen. Dann begann er zu zetern:

»Hexe . .. kleines Biest. . .«

Dann, als er ihre Handgelenke endlich zu fassen bekommen hatte: »Richtige Frau für einen Dragoner. Draufgängerisch, parbleu, hat festes Fleisch, Euer Töchterchen, lecker wie junger Gänsebraten. Verflucht von Roßbach, wenn ich dreißig Jahre jünger wäre...«

Er stieß sie zurück. Taumelnd fiel sie in den Sessel, in dem sie bis vorhin gesessen hatte.

Sie blieb nicht dort, sondern raffte sich wieder auf. Die Eltern, die nichts anderes dachten, als daß sie sich jetzt wieder auf den Grafen werfen würde, versuchten, sie zurückzuhalten. Aber sie ließ sich nicht halten. Sie riß sich los und stürzte an dem Grafen vorbei aus dem Zimmer.

Frau Judith stieß kleine spitze Schreie aus. Der Ausdruck maßlosen Entsetzens stand auf ihrem Gesicht. Angst um ihre Tochter würgte ihr die Kehle zu. Ohne den Grafen auch nur eines Blickes zu würdigen, verließ sie das Zimmer, um nach Rachel zu sehen.

Von einem der Dienstmädchen erfuhr sie, daß ihre Tochter auf die Straße gestürmt war.

»Hihihi«, lachte der Graf, als er mit Abraham Hirschfelder allein im Zimmer war. »Nun, alter Herr, wie stellt Ihr Euch das Weitere vor? Ist doch ein verdammtes Ding, was sich Euer Fräulein Tochter da geleistet hat. Maitresse von einem Premierleutnant! Unerhörte Zumutung für meinen Sohn, parbleu.«

Abraham Hirschfelders Herz schlug wie ein rasender Hammer. Die Schwäche, die er schon vorhin in den Knien gespürt hatte, ließ ihn nicht mehr los. Nur mit Mühe hielt er sich noch aufrecht. Auf die Kanten des Schreibtisches gestützt, murmelte er:

»Was wollt Ihr? Sagt, was Ihr wollt.«

»Nun, nun, fallt mir nicht gleich um, müßt doch ein offenes Wort ertragen, wenn Ihr solche Brut in die Welt gesetzt habt.«

»Was wollt Ihr?« war das einzige, was Abraham flüstern konnte.

»Hochzeit zwischen Eurer Tochter und meinem Sohn kommt ja nun wohl nicht mehr in Frage.

Wollte das nur klarstellen. Um aber Skandal zu vermeiden, schlage ich Euch eine kleine Entschädigung für Rudolf vor.«»Wieviel?« hauchte Hirschfelder.

»Na, will großzügig sein, macht die dreißigtausend voll. Siebentausend habt Ihr schon bezahlt, für den Ring. Noch dreiundzwanzigtausend also. Will mich damit zufriedengeben.«

»Drei — und — dreiundzwanzigtausend?«

»Na, hört Mann, Kleinigkeit für Euern Geldbeutel.«

»Unmöglich!«