158489.fb2 T?dliche Feindschaft - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 52

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»Nun, Kind, dann wünsche ich dir alles Glück.«

»Nein, nicht so. Ich will ihn nicht, den Grafen. Ich werde für den Rest meines Lebens allein bleiben. Ich komme doch nicht von — von ihm« — sie deutete auf den Degen — »von ihm los, Michels Bild sitzt zu fest in mir.«

Andreas schluckte schwer. Aber dann sagte er fest: »Ich bewundere deine Treue. Man soll die Toten ehren; aber wenn man lebt und obendrein eine junge Frau ist, darf man sich nicht an die Erinnerung an Vergangenes verlieren.«

»Sorgt Euch nicht, Vater Baum. Wir werden weiter jeden Mittag plaudern. Aber das Kapitel Eberstein muß abgeschlossen werden. Ich werde ihm auch seine letzten Hoffnungen zerstören.«

Sie reichte ihm die Hand und verließ den Laden. Auf der Schwelle wäre sie fast mit Jehu Rachmann zusammengestoßen. Der stutzte, als er sie sah, blieb stehen, wollte etwas sagen, drängte die Worte, die ihm über die Lippen kommen wollten, jedoch zurück, grüßte nur höflich und ging an ihr vorbei.

»Guten Tag, Herr Baum. Nun, das Nickerchen in der Sonne schon beendet?«

»Ach ja«, lächelte der Alte, »mit dem Nickerchen will es in der letzten Zeit nicht mehr so recht klappen. Ich habe da ein rechtes Sorgenkind, dem ich gern helfen möchte; ich weiß aber nicht, wie.«

»Ihr meint Fräulein Eck?«

»Hm«, nickte der Alte. »Wieviel Tabak wollt Ihr heute haben?«

»Verzeiht, ich bin heute nicht gekommen, um Tabak zu kaufen. Ich — ich — wollte auch ein« wenig mit Euch plaudern.«

»Recht gern. Was gibt es Neues?«

»Sagt, Herr Baum, seid Ihr eigentlich ganz sicher, daß Euer Sohn damals tatsächlich umgekommen ist?«

Andreas machte große Augen. Er war es nicht gewöhnt, daß man auf so direkte Weise in seinem Kummer bohrte.

Fast ungehalten antwortete er:

»Ich muß es glauben, denn ein Augenzeuge hat es mir berichtet. Und dieser Augenzeuge war noch dazu der Freund Michels.«

»Und wenn dieser Augenzeuge gelogen hätte?«

»Dummes Geschwätz. Weshalb sollte er denn gelogen haben? Solche Dinge sind zu heilig, als daß man mit ihnen spielt.«

»Hm — hm — hm. Seid einmal ein ganz starker Mann. Werdet Ihr das können?«

Jetzt wurde Andreas Baum aufmerksam. Was wollte der junge Musiker von ihm?

»Ich habe vieles ertragen im Leben.«

»Dennoch, ein freudiger Schreck kann manchmal bedenkliche Wirkungen haben.«

»So sagt doch schon, was habt Ihr?«

»Seid Ihr auf alles gefaßt?«

»Ja.«

»Nun denn : Euer Sohn lebt.«

Andreas Baum hielt sich am Ladentisch fest. Seine Lippen zuckten. Aber noch immer stand ein wenig Mißtrauen in seinen Augenwinkeln.

»Und woher wißt Ihr das?«

»Im Krug wohnt ein Fremder. Der erzählte mir, daß er Euern Sohn vor langer Zeit einmal getroffen habe.«

»Vielleicht war das zu der Zeit, als Michel tatsächlich noch lebte.«

»Es ist fünf Jahre her.«

»Fünf — fünf Jahre? Seid Ihr sicher, daß sich der Fremde nicht geirrt hat? Weshalb kommt er nicht selbst?«

»Ihr müßt stark sein, Herr Baum. Euer Sohn kommt vielleicht in den nächsten Tagen in Kassel an.«

Andreas ließ sich langsam auf einen Stuhl sinken. Seine Blicke wanderten an dem Gesicht Jehus vorbei und blieben an dem an der Wand hängenden Degen haften. Dann wanderten sie zu dem Gesicht des jungen Mannes zurück und verweilten dort.

»Er kommt also zurück?«

»Ja. Werdet Ihr den Schreck überstehen?«

»Ihr habt mich ja gut vorbereitet«, lächelte Andreas jetzt.

»Ja — hm — ja, seht, das ist gar nicht so einfach. Fast ist mir vor Angst meine Kehle wie zugeschnürt; denn ich muß Euch jetzt noch mehr sagen.«

Der alte Andreas fuhr auf.

»So sprecht doch! Ich bin kein kleines Kind. Ist dem Jungen etwas zugestoßen?«

»Nein. Aber seine Ankunft könnte vielleicht noch früher liegen. Vielleicht — vielleicht — ist — er gar schon da.«

Ein tiefer Seufzer entrang sich der Brust des Alten.

»Vielleicht?« fragte er aufgeregt. »Sagt doch, junger Mann, was Ihr wißt. Er ist schon da, nicht wahr? Weshalb kommt er nicht?«

Jehu atmete auf.

»Ihr habt recht, Herr Baum. Er ist da. Und er hat mich vorgeschickt, um Euch vorzubereiten. Er wollte die plötzliche Überraschung nicht riskieren. Außerdem läßt er Euch bitten, jedermann gegenüber Stillschweigen zu bewahren.«

»Er soll kommen! Er soll nur kommen, der Junge.«

»Am besten wird es sein, Ihr schließt den Laden und geht in die Wohnung. Er wird nicht lange auf sich warten lassen.«

»Ja, ja«, antwortete Andreas hastig. »Geht zu ihm. junger Mann, geht zu ihm und sagt ihm, daß ich ihn mit großer Ungeduld erwarte. — So geht doch schon!«

Jehu nickte und verließ eilig den Laden.

42

»Eskadron — links brecht ab, marsch! Wachtmeister, abrücken zum Stalldienst!« rief Richard Baum. Er selbst wandte sein Pferd und ritt dem Hügel zu, auf dem Major von Eberstein hielt.