158668.fb2 Treck der Verdammten - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 10

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Jacob erhob sich, nahm seinen Sharps auf und setzte den Filzhut mit der verbogenen Krempe wieder auf seinen Kopf. Dabei zog ein stechender Schmerz vom Hinterkopf den Nacken hinunter.

Bradden zog die Lippen über die gelblichen Zähne, was wohl eine Art entschuldigendes Lächeln darstellen sollte. »Nimm es mir nicht krumm, Dutch. Wir sind alle etwas gereizt.« Er streckte die Hand aus. Jacob ergriff sie zögernd. Hinterher bereute er es.

»Was ist mit Carol?« fragte Fred Myers besorgt nach seiner Schwester.

»Sie ist mit der Freundin von Mr. Adler bei seinem Wagen«, erklärte Owen. »Wir müssen nach ihnen sehen. - Ich habe Bill unten am Creek gefunden, skalpiert. Hat es sonst noch jemanden erwischt?«

»Ja«, antwortete Fred Myers düster. »Rob ist tot.«

»Der kleine Rob?« fragte Owen ungläubig.

Der Vater des Toten nickte nur.

»Diese vermaledeiten roten Teufel!« fluchte Bradden. »Aber wir haben es ihnen gezeigt.«

Jacob sah Owen an und sagte: »Wir müssen nach den Frauen sehen, schnell!«

»Der Dutch hat recht«, brummte der bärtige Mann und blickte seinen Schwager an. »Holt meinen Wagen aus dem Creek, Fred. Die Ochsen frieren sich in dem kalten Wasser noch die Hufe ab. Aber stolpert nicht über den toten Nez Perce im Wasser. Ich habe ihn umgelegt, als er Carol und mich angriff.«

»Gut gemacht«, knurrte Fred Myers. »Es können gar nicht genug Rote sterben, damit Rob und Bill gerächt werden!«

*

»Schlagen Sie endlich zu, Irene!« forderte Carol Owen, die wieder vor dem Planwagen kniete. In derselben Stellung wie vor dem Angriff des Nez Perce, die rechte Hand um eine Radspeiche gekrallt.

Irene holte mit dem Hammer aus und versuchte, sich ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren. Es wollte ihr nicht recht gelingen. Immer wieder dachte sie an Jacob und an die Schüsse in der Ferne, die nach einem erneuten Aufflackern ganz verstummt waren.

Sie wußte, daß es ein Zeichen des Todes war. Sie wußte nur nicht, wen der Tod ereilt hatte.

»Zuschlagen, sage ich!« wiederholte die verwundete Frau ihre Forderung.

Und Irene schlug zu. Der Hammerkopf traf das abgebrochene Ende des Pfeils und trieb den Schaft durch das Fleisch der knienden Frau.

Aber nicht fest genug. Das Ende verschwand im Arm, doch der Pfeil blieb stecken.

Irene fluchte und entschuldigte sich.

»Nicht weinen, Kindchen!« sagte Carol, ein Stöhnen unterdrückend. »Es war nicht schlecht für das erste Mal, wirklich nicht. Der Pfeil ist ein ganzes Stück herausgekommen. Weit genug, daß du ihn ganz rausziehen kannst. Du mußt ein dickes Tuch nehmen, fest zupacken und mit einem Ruck ziehen.«

»Ist das nicht zu schmerzhaft für Sie?«

Carol Owen blickte auf den Pfeil, dessen Spitze aus ihrem Arm lugte.

»Das da ist schmerzhaft! So kann es nicht weitergehen.«

Irene faßte sich ein Herz und handelte nach den Anweisungen der Verwundeten.

Sie riß einen Teil des bereitgelegten Verbands ab und wickelte ihn um die von Blut überzogene Pfeilspitze. Sie war so vorsichtig wie möglich, trotzdem zuckte Mrs. Owen bei jeder Berührung vor Schmerz zusammen.

Die Verwundete blieb in der knienden Stellung, die Hand ums Wagenrad gekrallt.

Irene suchte sich einen festen Stand und umfaßte das um die Pfeilspitze gewickelte Tuch mit beiden Händen. Noch einmal tief Luft holen, dann zog sie.

Der Pfeil schoß aus der Wunde, gefolgt von einem Blutstrahl. Irene verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Hinterteil. Carol Owens Blut besudelte das graubraune Baumwollkleid der jungen Deutschen.

»Ihr Kleid. es tut mir leid.«

»Vergessen Sie mein Kleid«, sagte Irene und erhob sich. »Sagen Sie mir lieber, wie es Ihrem Arm geht.«

»Tut noch immer weh.«

»Das kann ich mir denken.«

Irene half Mrs. Owen beim Ausziehen der Jacke und dabei, Kleid und Unterkleid soweit abzustreifen, daß der rechte Arm freilag. Die Wunde sah übel aus.

Als Irene einen ordentlichen Schuß Whiskey darauf goß, zuckte die Verwundete zusammen. Aber sie hielt tapfer aus, bis die Frau aus Deutschland einen strammen Verband angelegt hatte.

Irene half ihr beim Anziehen und streifte ihr gerade die Jacke über, als sie Hufschlag hörten, der schnell näherkam.

Nur kurz trafen sich die Blicke der Frauen. Dann schnappte Irene sich den Colt, der diesmal griffbereit lag. Außerdem hatte sie die Waffe nachgeladen, bevor sie sich um Mrs. Owen kümmerte. Sechs Kugeln saßen in der Trommel. Sechsmal hatte Irene die Möglichkeit, sich, Jamie und Carol Owen zu verteidigen.

Aber es war nicht nötig. Erleichtert ließ die blonde Frau den Hahn zurückgleiten und die Waffe sinken, als sie Jacob und Ebenezer Owen erkannte.

Auch auf dem gutaussehenden, offenen Gesicht der Zimmermanns lagen bei Irenes Anblick unbeschreibliche Freude und Erleichterung. Dann aber verdüsterte sich sein Blick, als er die Lanze und den Schild auf dem Boden entdeckte.

»Was ist geschehen?« fragte er, noch bevor er aus dem Sattel stieg.

Irene berichtete es ihm.

Daraufhin warf Jacob dem bärtigen Mann einen vorwurfsvollen Blick zu und sagte: »Ich wußte doch, daß es ein Fehler war, die Frauen allein zu lassen!«

»Warum ein Fehler?« entgegnete Owen. »Es ist doch alles gutgegangen.«

»Aber nur um Haaresbreite.« Jacob seufzte. »Machen wir, daß wir fortkommen.«

»Yeah«, stimmte Owen ihm zu. »Falls sich noch mehr Nez Perce hier herumtreiben, ist es besser, wenn unsere Feuerkraft vereint ist.«

Sie banden das ungesattelte Pferd hinten an den Planwagen. Carol Owen kletterte, unterstützt von den beiden Männern, ins Innere, wo sie sich ausruhen sollte. Jacob stieg zu Irene auf den Bock und Ebenezer Owen auf das gesattelte Pferd. Dann verließen sie den Ort, der den beiden Frauen und Jamie fast zur Todesfalle geworden wäre.

*

Als der Wagen längst außer Sichtweite war, löste sich ein Schatten aus einer Gruppe von Gelbkiefern. Langsam ritt der große kräftige Indianer dahin, wo vor kurzem der Planwagen der Bleichgesichter gestanden hatte.

Jeder Schritt des stolzen Appaloosas bereitete ihm Schmerzen, trotz der Kräuter, die er unter sein Hemd auf die Schußwunde gelegt hatte. Die Kugel der weißen Frau steckte tief in ihm und sandte bei jeder Bewegung des Pferds ihren bösen Zauber durch seinen Körper.

Als der Kaminu die Stelle erreicht hatte, hielt er an und verharrte eine ganze Weile starr auf dem Pferderücken, um neue Kräfte zu sammeln. Er schwitzte, und gleichzeitig war ihm so kalt wie in der Zeit, wenn das Land weiß war.

Er stieg vom Pferd und sackte vor Schmerz zusammen. Er griff nach seiner Lanze und dem Schild. Zweifelnd starrte er auf dessen Lederbespannung.