158681.fb2 Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 101

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Morris bückte sich und sah hindurch.

»Gott sei uns gnädig, Burton.« Er ließ fast die Waffe fallen.

Sein Schreckensruf war hinausgedrungen, der Mann hielt an, griff zur Büchse, welche er quer über dem Sattel trug, und seine Augen durchsuchten die Büsche.

Iltis, der seinen jähen Schreck rasch überwunden hatte, sagte bei diesem Anblick: »Es ist Burton, bei meiner Seele.«

Rasch trat er aus den Gebüschen und ein Ruf des Erstaunens entfuhr dem Reiter: »Iltis.«

»Er ist's, Morris, und kein Geist.« Nun trat auch der aus den Gebüschen. »Segne meine Augen, Burton, wo kommst du her?« »Ihr macht ja Gesichter, Bursche, als ob ich aus der Unterwelt käme.« »Viel besser ist's nicht, Burton. Wir haben dich tot gesehen, mausetot, mit einem garstigen Loch im Schädel.«

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Burton lachte, es war ein häßliches Lachen. »So, habt ihr mich tot gesehen, Bursche? Nun, ich auch.« Morris und Iltis sahen sich an.

»Nun, erschreckt nicht, bin kein Geist, war nur mein Doppelgänger, der da oben ruht. Habt ihn also gefunden?«

»Komm herein,« sagte Iltis, »könnte doch jemand des Weges kommen.«

Er zog Burtons Pferd in die Büsche, der stieg ab und schüttelte seinen Kumpanen die Hände.

»Habe euch dort oben gesucht wie eine Stecknadel im Heuschober, Bursche. Als ich gewahrte, daß die Wilden auf den Kriegspfad gingen, wandte ich mich schleunigst nach Westen und dann hier herauf nach Norden. Bin mit den Ottawas nicht bekannt wie ihr, hätten Lust nach meinem Skalp verspüren können, ging deshalb aus dem Wege.«

»Nein, Burton, sage mir nur eines, wie kommt es, daß wir dich dort tot gesehen und hier lebend vor uns haben?«

Von neuem zeigte sich das häßliche Lächeln in Buitons Gesicht.

»Begegnete dem Mann, als ich zu den Ottawas pilgerte, glaubte mein Spiegelbild zu sehen. Einesteils ärgerte mich diese frappante Aehnlichkeit, andernteils dachte ich, kann dir Nutzen bringen diese Doppelgängerschaft. Wird auch der Mann sicher eine Brieftasche mit sich führen, mit Papieren und dergleichen, was man im Notfall brauchen kann. Jagte ihm eine Kugel in den Schädel. Heiße seit der Zeit Wilson, Thomas Wilson, und bin reich, stehen in meinem Notizbuch Reihen von Bushels Korn und Mais, von Schweinen und Hornvieh?[.]«

»Fandest du kein Geld?«

»Nicht der Rede wert. Ist mir übrigens ein Rätsel, wie der Mann dorthin kam?[.]«

»Aus welcher Gegend stammte der Mann?«

»Muß hier im Norden zu Hause sein, fand mehrmals Traverse City in dem Notizbuch verzeichnet.«

»Ist ein Wunder, hätte darauf geschworen, lägest oben starr und kalt.«

»Hast recht, Burton ist tot, es lebe Tom Wilson. Freut mich, euch gefunden zu haben, Bursche, aber was nun?«

»Müssen die See gewinnen und dann hinüber über die Halbinsel nach Kanada. Nur erst Geld, denn ohne Geld geht es nicht gut.«

»Ja, Geld,« äußerte Burton nachdenklich, »woher nehmen?« [381]

»War gerade im Begriff, dir eine Kugel ins Hirn zu jagen, als ich noch rechtzeitig dein edles Angesicht erkannte. Segne meine Seele, welch ein Schreck fuhr mir dabei durch die Glieder, dachte wahrhaftig, kämest direkt aus dem Grabe.«

»Also, so freundlich wolltet ihr einen Kameraden empfangen?«

»Ist ein Fakt, hofften Geld bei dir zu finden.«

»Würdet nicht viel gefunden haben. Aber habt recht, können die Ansiedlungen nicht vermeiden und müssen Geld haben. Wie kommt ihr denn zu den Pferden?«

»Hießen wir in verflossener Nacht mitgehen.«

»Ei, so wird denn wohl alles hier auf den Beinen sein. Nein, Bursche, da kann ich nicht mit euch umgehen, könnten mich auch für einen Pferdedieb halten.«

»Und wie kommst du zu deinem Gaule?«

»Auf die ehrlichste Weise von der Welt, habe den Gaul gekauft. Ja, macht nur Augen, ist ein Fakt. Wißt, verstehe mich nicht sonderlich auf eure Waldpraktiken, mußte aber einen Gaul haben, war nicht denkbar, in die Ansiedlungen zu Fuß zu kommen. Hatte von dem Manne am Cedercreek noch etwas übrig und von dem guten Wilson, habe das Pferd mit Sattel und Zaum einem ehrlichen Farmer, dem ich vorlog, mein Pferd sei mir entwischt, für Vierzig Dollar abgekauft. Schäme mich, aber ist so.«

Die beiden Zuhörer lachten herzlich über seine klägliche Miene.

»Segne meine Seele, kauft der Mann ein Pferd. Nein, wenn das im alten Mich bekannt wird, kommen wir um unser Renommee.«

»Nun, jetzt aber ernsthaft. Selbstverständlich ist alles hier im Aufruhr über euren Pferdediebstahl -«

»Mag sein,« sagte Iltis, »mich kennt niemand hier und mein Pferd ist so verwandelt, daß ich es seinem ehemaligen Eigentümer in den Stall stellen will und er wird es nicht erkennen. Mit Morris' Grauschimmel war das nicht zu machen.«

»Ei, wie kann man einen so leicht erkennbaren Grauschimmel davonführen?«

»War Nacht, Mann, und war zu spät, das Tier umzutauschen.«

»Habe die Notion, Bursche, haltet euch verborgen bis zur Dunkelheit, wird das beste sein. Schlage euch folgendes vor: ich reite diese Straße offen entlang, kann mich sehen lassen, bin ein ehrenwerter Mann, reite auf einem Pferde, welches ich mit schwerem Gelde bezahlt habe. Ihr folgt mir, so gut ihr könnt, im Walde, und ich, Tom Wilson, suche die nächste ansehnliche Farm auf und [382] heische Gastfreundschaft. Sehe mir die Hausgelegenheit an und in der Nacht helft ihr mir ausräumen. Müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht einiges Bargeld vorfänden.«

»Prächtig,« rief Iltis, »das tut's, der ehrliche Burton kehrt ein und wir lauern draußen, bis er das Zeichen gibt. Ist doch ein Glück, wenn man Freunde von solch biederem Aeußeren hat, als unser ehrenwerter Freund Tom Wilson aufweist. Burton, bist nicht mit Gold aufzuwiegen. Wollte, könnte mit, gibt keine größere Freude, als den ehrlichen Mann zu spielen, wird aber besser sein, bleiben im Walde. Dann voran, ehrlicher Burton, wollte sagen Wilson, wir folgen dir als gehorsame Trabanten zur Seite,«

Die Gesellen brachen auf, Burton nahm die Landstraße und seine Spießgesellen folgten, ihre Pferde am Zügel führend, zur Seite des Weges ihm nach, ihn so gut als möglich dabei im Auge haltend.

In Wilsons Farm war nach der Aufregung, welche des Konstabels Mitteilungen hervorgerufen hatte, wieder Ruhe eingekehrt, denn vor allem wußten die Angehörigen des Farmers, daß er noch am Leben und in der Nähe sei, und nach den Gewohnheiten Wilsons war die Vermutung Boyles sehr wahrscheinlich, daß der Vater auf eine seine Jagdlust erregende Wildfährte gestoßen war.

Frances schlief, Mistreß Wilson hatte sich wieder den Geschäften der Hausfrau zugewandt, die Söhne waren vor dem Hause tätig und Weller saß neben der Tür und rauchte in Gesellschaft des Sergeanten seine Pfeife.

Wie überall in diesen Gegenden waren die Klärungen, welche die Axt vorgenommen hatte, um Raum für die Frucht zu schaffen, von dichten Waldungen umgeben, denen mühevolle Arbeit den Ackerboden abgerungen hatte. So auch hier.

Aus dem Wald heraus, den rauhen Weg vom Süden her, kam ein einsamer Reiter.

Bei der Seltenheit des Erscheinens Fremder in der dünn besiedelten Gegend waren bald aller Augen auf ihn gerichtet, soweit er in deren Bereich kam.

»Edward,« rief Henry von einem nahegelegenen Maisfelde her, auf welchem er beschäftigt war, »sieh - ist das nicht der Alte?«

»Mein Seel' - sieht so aus - und sieht doch nicht so aus. Erstens würde der Vater nie im Schritt anreiten - und trägt auch einen blauen Rock, und dieser hat einen grauen auf den Schultern.« [383]

»Sage dir, Ed, ist der Alte -«

»Dann ist er krank, daß er im Schritt reitet -«

»Komm, wollen ihm entgegengehen.«