158681.fb2 Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 27

Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 27

»Ist das Wilfers gewesen, dann hat er auch den Mann am Cedercreek ermordet und die Leiche ganz unkenntlich gemacht, um nicht zu früh die Entdeckung herbeizuführen.«

Während sie noch über den Fall sprachen, ließ sich ein Bankier der Stadt in dringender Angelegenheit melden.

Vorgelassen, berichtete er, daß heute morgen ein Mann, seiner

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Schilderung nach Wilfers, ihm den Check eines langjährigen Geschäftsfreundes, des wohlhabenden Landmannes eines benachbarten Countys, präsentiert habe, der sich selbst als Farmer und Nachbar des Ausstellers vorgestellt habe. Da der Check gut war und der Mann nichts Verdächtiges an sich trug, habe er den Check, auf tausend Dollar lautend, anstandslos eingelöst. Als er die Abendnummer der Staatszeitung gelesen habe und von dem Raubmord am Cedercreek erfahren, sei ihm unwillkürlich der Gedanke gekommen, der Ermordete, dessen Ankunft schon seit einiger Zeit avisiert sei, sei sein Geschäftsfreund Lewis von Bathfield, und der, der den Check präsentiert habe, sein Mörder oder wenigstens ein an dem Morde Beteiligter.

»Nun wissen wir,« sagte der Polizeichef, »was der Schurke in Lansing wollte. Der Ermordete kam von Bathfield die Landstraße von Norden und ebenso der Mörder vom Muskegon denselben. Weg her.«

Er bedankte sich bei dem Bankier und verabschiedete ihn.

»Doch das erklärt noch nicht, was er bei Ihnen wollte, Myers?« Dahinter muß noch etwas Besonderes stecken. Nun, wir werden ja sehen.«

Zudem traf auch schon die Meldung ein, daß ein Farmer, der sich Wharton nannte und von Muskegon kam, im Unionhotel gewohnt habe, heute morgen aber ganz plötzlich abgereist sei und zwar zu Pferde und nach Süden zu.

Am zweiten Tage nach diesen Ereignissen verließ Graf Edgar das gastfreundliche Lansing, nachdem er Athoree zu sich gerufen hatte, nahm einen kurzen Aufenthalt in dem am Michigansee gelegenen Grand Haven, wo er Oberst Schuyler in voller Tätigkeit antraf, die Ausrüstung seiner Truppen zu vervollständigen und deren Ueberfüh-rung nach Norden zu bewerkstelligen, und schiffte sich dann mit seinen Begleitern auf einem Dampfer ein, um vom Manistee River aus seinen Zug in die Wälder zu beginnen.

Sechstes Kapitel.Am Lagerfeuer.

Hell schien die Sonne auf eine ausgedehnte Eichenlichtung hernieder und grüßte unsre Freunde, welche dieselbe langsam durchzogen. Eine anmutige Gegend war es, welche sich dem Auge der Reisenden Harbot, Gehölze, Lichtungen, Teiche und klewere Seen, welliger Boden mnd grasbewachsene Ebenen, oftmals von einem sanft hinfließenden Bach durchschnitten, gewährten reiche Abwechselung.

Die Gewässer waren belebt von Wasservögeln aller Art, dann und wann wurde im hohen Grase ein Bock flüchtig, den die kleine Karawane aus seiner Ruhe aufgestört hatte, oder der Schrei eines Raubvogels tönte aus hoher Luft hernieder und unterbrach die feierliche Stille, welche auf allem ruhte. Kein Singvogel ließ sich hören, denn der lebt nur an den Grenzen der endlosen Wälder und traut lich nimmer in deren Tiefe.

So schweigsam wie alles ringsum zogen auch die Männer einher, welche hier inmitten der Wildnis ihren Pfad nach Nordosten suchten.

Voran ging der Indianer, die Büchse im Arm, welche ihm Jones vor Wochen geschenkt hatte, und ließ seine Falkenaugen umherschweifen.

Hinter ihm folgten Graf Edgar und Heinrich in der Tracht, in der mir sie bereits bei ihrem Erscheinen in Grovers Hause geschildert haben.

Den Schluß des Zuges bildete ein breitschulteriger Geselle mit frischem, gutmütigem Gesicht, gekleidet in eine Friesjacke, kurze Beinkleider und Gamaschen, der ein bepacktes Maultier am Zügel führte.

Außer ihm trugen alle Waffen, Büchse, Hirschfänger, Messer, er führte nur den gewichtigen Stock, wie er dem irischen Landmann eigentümlich ist und ihm gelegentlich als furchtbare Waffe dient, als Ausrüstung.

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Graf Edgar hatte auf der Agentur, welche etwas oberhalb der Mündung des Mani-stee errichtet war, um welche sich bereits ein kleines Städtchen zu erheben begann, welches den bescheidenen Namen Neulondon führte, seine Einkäufe gemacht, um die Häuptlinge der Ottawas zu beschenken, sich auch von dem Agenten, einem einsichtsvollen und wohlwollenden Mann, sowohl über seinen Weg, als über die Verhältnisse bei den Ottawas möglichst instruieren lassen.

Zu den Pferden, welche er an Bord des Dampfers mitgeführt hatte, erwarb er noch ein Maultier, um das durch die Geschenke ansehnlich vermehrte Gepäck zu tragen, und nahm auf die Empfehlung des Agenten einen Irländer an, um das Saumtier zu führen, welcher den hochtrabenden Namen O'Donnel führte.

Der Mann war ihm von dem Agenten als zuverlässig und treu geschildert worden, und da sein derbes, gutmütiges Aeußere die Empfehlung unterstützte, nahm ihn der Graf für seine Expedition ins Innere in Dienst.

Michael, ein untersetzter, äußerst kräftiger Bursche, der im Alter von siebenundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren stehen mochte, war ein echter Sohn der grünen Insel und erwies sich auf ihrer bisherigen Fahrt als willig und von unverwüstlich guter Laune.

Er weilte noch nicht lange in den Vereinigten Staaten, war Arbeit suchend an den Manistee verschlagen worden und trat, da es ihm an einer Existenz fehlte, gern in des Grafen Dienste.

Während ihm dieser durch seine vornehme und doch leutselige Weise sowohl imponierte wie auch seine Zuneigung gewann, hatte Michael eine unüberwindliche Scheu vor dem Indianer, dessengleichen er bisher noch nicht erblickt hatte, was dem Grafen und Heinrich öfters ein Lächeln abnötigte, von Athoree aber gar nicht bemerkt zu werden schien.

Schweigend zogen sie noch eine Weile den nicht unmühsamen Weg fort, während die Strahlen der Sonne schräger und schräger fielen.

Die ersten Tage ihrer Reise hatten sie noch zu Pferde zurückgelegt, dann aber diese als auf dem durchschnittenen Boden und in dem hohen Grase mehr hinderlich als fördersam bei einem einsam wohnenden Farmer zurückgelassen, mit dem Ersuchen, sie gelegentlich dem Agenten am Manistee zuzusenden, von dem Edgar infolge des Empfehlungsschreibens Mister Myers' sehr freundlich aufgenommen worden war.

Um die Richtung ihres Weges zu finden, hatte sich Graf Edgar anfangs seines Kompasses bedient, dann aber die Führung ganz Athoree

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überlassen, der ein sichererer Wegweiser war als die Magnetnadel, welche im dichten Walde sich bald als nutzlos für die Marschbestimmung erwies, da sie jeden Augenblick befragt werden mußte und im nächsten Moment keine Gewähr für die Einhaltung der Richtung bot. In der Ebene, wo man weit entfernte Punkte ins Auge fassen und seinen Marsch, nachdem ihre Lage nach dem Kompaß bestimmt ist, nach ihnen richten kann, ist dies etwas andres.

Der Indianer hatte seine untrüglichen Kennzeichen an Baum, Busch, Wasserlauf und am Stande der Sonne, um die Reisenden, soweit es der Boden erlaubte, in fast gerader Richtung nach Nordost, bis zum Baercreek zu führen, dessen Laufe sie zu folgen hatten, unr zu den Dörfern der Ottawas zu gelangen.

»Die Sonne sinkt, Athoree,« redete der Graf den schweigend vor ihm einherschrei-tenden Indianer an, »und der Marsch, den wir zurückgelegt haben, war lang, wollen wir nicht das Lager beziehen?«

»Gut. Gehen noch bis Wald,« und er deutete auf den noch eine Meile entfernten dichten Waldfaum, »denke, dort schlafen.«

»Wie du meinst, ich folge deinem Rate.«

Der Graf blieb stehen und wartete, bis der Irländer mit seinem Maultier kam.

»Nun, Michael,« redete ihn der Graf freundlich an, denn er hatte Wohlgefallen an dem gutmütigen Burschen gefunden, »wir sind müde, was?«

»Gar nicht, Euer Gnaden, gar nicht, meiner Mutter Sohn läuft noch zehn Meilen und geht dann zum Tanze, Euer Gnaden, wenn ich nur das Beest nicht an der Hand hätte.«

»Hast du wieder viel Last mit ihm gehabt, Michael?«

»Heute ging's, Euer Gnaden, ich habe dem Vieh hie und da mit meinem Shilal-lah[Shillalah] zugeredet, wenn es gar zu störrisch war, und das half. Das Tier will immer seinen eigenen Weg gehen, und oftmals bleibt's stehen, und meiner Mutter Sohn kann's kaum von der Stelle bringen,« sagte der Irländer.

»Nun, wir sind bald am Ziele unsrer Reise, und dann wirst du des, wie ich bemerkt habe, leider sehr störrischen Tieres ledig.«

»Michael O'Donnel wird darum nicht weinen, Euer Gnaden.«

Er warf einen Blick auf den Indianer, der ruhig etwa fünfzig Schritt vor ihnen einherging, und ließ sich, die Stimme dämpfend, vernehmen: »Können denn Euer Gnaden dem roten Mann da vorm auch ganz trauen?« [109]

»Ich denke wohl, Michael, er hat uns gute Dienste geleistet und wird sie uns gewiß noch leisten.«

»Seien doch Euer Gnaden ja recht vorsichtig,« fuhr Michael fort, den des Grafen gütige Weise zu vertraulichen Aeußerungen ermutigte, »es kann ja in diesen braunen Kerlen nicht viel Gutes stecken. Ich habe schon genug an diesem und mich überläuft's jedesmal, wenn mich der Mensch mit seinen schwarzen Augen, die manchmal wie Kohlen funkeln, ansieht.«

»Nun, du wirst dich mit der Zeit an ihn gewöhnen, er ist ein ganz ehrlicher Mann.«

»Aber, Euer Gnaden, er tut ja den ganzen Tag den Mund nicht auf,« meinte Michael, der stets zur Unterhaltung aufgelegt war, »und solchen stillen, finstern Leuten ist nie recht zu trauen.«

Der Graf, welcher des Iren Schwäche, sich gern und lebhaft zu unterhalten, bald kennen gelernt hatte, lächelte über diese Aeußerung, denn einen größeren Gegensatz als den stolzen, wortkargen Indianer und den redseligen Iren konnte es wohl kaum geben.

»Es ist die Art dieser Leute, Michael, sich schweigend zu verhalten, und du darfst deshalb keine üble Meinung von ihm haben.«

»Euer Gnaden, ich will wünschen, daß alles gut geht, aber der Mann ist mir ganz unheimlich. Und wie er so seinen Weg findet in diesen schauerlichen Wäldern und Grasebenen ohne Kompaß und Wegweiser, das geht doch sicher nicht mit rechten Dingen zu.«

»Diese Fähigkeit, den Weg nach Anzeichen zu finden, die wir nicht bemerken und uns so sicher zu führen, ist es ja, welche ihn für unsern Marsch so wertvoll macht. Du hast ja selbst gesehen, wie unnütz der Kompaß im Walde war.«

»Euer Gnaden mögen ja das alles besser verstehen als ich, der ich nur ein armer Bursche aus Leitrim bin, aber Euer Gnaden müssen doch vorsichtig sein, und wenn wir nun gar noch mehr von der Sorte bekommen?« der Ire machte ein ganz bedenkliches Gesicht, »so -«