158681.fb2 Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 48

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»Das können der Herr Kapitän.« Damit ging die Frau.

Davis setzte sich wieder an den Frühstückstisch, gähnte, zündete sich eine neue Zigarre an, befahl einen Pack New Yorker Zeitungen aus dem Zimmer zu bringen, und las sie zum viertenmal.

Die Wache auf dem Wall, welcher nach dem See zu lag, ließ einen Ruf vernehmen.

Der Kapitän legte die Zeitung fort und horchte auf. Der Sergeant Wood, welcher die Arbeiten der Soldaten beaufsichtigte, begab sich schnell auf den Wall und meldete seinem Kommandeur nach kurzer Frist: »Indianische Kanoes auf dem See, Herr.«

»Wieviel?« [192]

»Ich denke fünf bis sechs.«

»Nahe?«

»Nein, noch ziemlich weit.«

»Indianische Kanoes auf dem See? Was bedeutet denn das? Bring mir mal das Fernrohr, Jack,« rief er seiner Ordonnanz zu und begab sich mit dem Sergeanten auf den Wall.

Ein Blick durch eine der Schießscharten belehrte ihn, daß noch ziemlich weit draußen eine Anzahl indianischer Boote hielten.

Er nahm das ihm gebrachte Glas und schaute eifrig hindurch.

»Es sind acht Fahrzeuge und in jedem befinden sich zwei Mann. Was wollen die hier? Und wie kamen sie überhaupt auf den See?«

Er sah wieder durch das Glas und bemerkte, daß eines der Kanoes sich jetzt, von raschen Ruderschlägen getrieben, auf das Fort zu bewegte, während die andern auf der Stelle, wo sie hielten, blieben und die Insassen sich ruhig darin niederlegten.

Er beobachtete die in der Ferne Harrenden, wie das herankommende Fahrzeug scharf durch sein gutes Glas, ohne übrigens irgend etwas Verdächtiges zu bemerken.

Als das Kanoe noch einige hundert Schritt entfernt war, begab er sich hinunter, nachdem er dem Sergeanten befohlen hatte, die Insassen desselben ihm vorzuführen, und nahm wie bisher Platz an dem Tische.

Die beiden Indianer, welche die Besatzung des leichten Fahrzeugs bildeten, landeten an dem Anlegeplatz und wurden von Wood, da sie den Häuptling zu sprechen verlangten, vor Davis geführt, worauf der schlaue alte Krieger sich sofort zurück begab und das Kanoe einer sorgfältigen Untersuchung unterwarf.

Außer den Büchsen der Männer und ihren wollenen Decken fand er nur ein Fischnetz und zwei Fischspeere darin. Hierauf ging er zu Kapitän Davis und betrachtete sich die Indianer, welche vor dem Kommandanten standen. Der eine dieser Leute war ein älterer Bursche und mochte vielleicht fünfzig Jahre zählen, während der andre kaum das Jünglingsalter überschritten haben mochte. Der Aeltere sprach ziemlich verständlich englisch.

»Wer seid ihr? Was wollt ihr hier?« hatte sie Davis gefragt.

»Langsam fragen,« entgegnete ihm der Alte mit einem Lächeln, »nicht gut verstehen. Zu viel fragen.«

»Also wer seid ihr?«

»Etepate,« so entgegnete der Indianer, den Zeigefinger auf die Brust richtend, »dies Etepate, der Waschbär, dies,« und er zeigte auf den Jüngling neben ihm, »Schesche-puk, die Ente.«

[193]

»Nun gut, das sind eure romantischen Namen, aber welchem Stamm oder Volke gehört ihr an?«

»Pottawatomie!« sagte der Aeltere wieder, mit unverkennbarem Stolze.

»So? Pottawatomie? Ich glaubte, ihr wäret Ottawa.«

»Nicht Ottawa, Pottawatomie, Ottawa arme Hunde.«

»Und was verschafft mir die Ehre, meine roten Gentlemen?«

»Nicht verstehen.«

»Was wollt ihr hier?«

»Ihn bitten, Pottawatomie in Chippeway-See Yeentse fangen.«

Dies war der Name eines überaus wohlschmeckenden und seltenen Fisches, der nur in diesen nordwestlichen Gewässern der Halbinsel gefunden wurde. Kapitän Davis, der ein kleiner Gourmand war, und in den letzten Wochen seinen Tisch ziemlich einförmig gefunden hatte, verbarg sein Vergnügen nicht bei der Aussicht, diesen Fisch, den die Amerikaner Merle nannten, zu erhalten. Den Genuß, Merle zu speisen, konnte man sich nur um so seltener verschaffen, als der Fisch mit dem Netze gar nicht und mit der Angel nur sehr schwierig zu fangen war, so daß er, der sich in stillen Uferwinkeln aufhielt, nur mit dem Speer erlegt werden konnte. Da aber die dazu nötige Geschicklichkeit und Uebung nur bei den Indianern zu Hause war, so oft die jüngeren Leute auch schon versucht hatten, den Fischspeer zu handhaben, so war es klar, daß nur jagende Wilde Aussicht auf Beute gaben. Da in der Nähe des Sees keine Indianer wohnten, so erschienen solche selten an dessen Ufern, um zu fischen, doch war es wiederholt vorgekommen, wie Davis bekannt war, daß Ottawas oder Pottawatomies zum Chippeway kamen mit der ausgesprochenen Absicht, sich gerade diese Leckerspeise zu verschaffen, von welcher der Indianer ein so großer Freund war wie der Weiße.

»Also ihr wollt Merle fangen oder Yeentse, wie du sagst?«

»Wenn du es erlaubst, ja.«

»Seid ihr denn nur des Fischfangs wegen hierher gekommen?«

»Haben in den Wäldern gejagt, kein Fleisch in Wigwam.«

»Das wissen die Götter, die Jagd wird immer unergiebiger hier. Habt ihr Beute gemacht? Will sagen, habt ihr etwas geschossen?«

»Nicht viel, zwei Hirsche, einen Bären.«

»O, wenn ihr die Bärenhaut noch habt, die kaufe ich euch ab. Mir ist es in dreiviertel Jahren nicht gelungen, hier einen Bären zum Schusse zu bekommen, und ich möchte doch gern mit seinem Pelz in New York paradieren. Willst du mir das Fell verkaufen?«

[194]

»Gerne.«

»So schaff es her.«

Sergeant Wood war zurückgekehrt, hatte die beiden Indianer genau betrachtet, deren Verhandlung mit seinem Offizier gelauscht, und mischte sich, da eine Pause eingetreten, mit den Worten in das Gespräch ein: »Erlauben der Herr Kapitän, daß ich einige Fragen an die Leute richte?«

»Immer zu, Sergeant.«

»Ihr seid Pottawatomies?«

Beide bejahten.

Wood hatte einige Worte des Pottawatomiedialektes erlernt, da er längere Zeit in einem der nördlicheren Forts stationiert gewesen war, und fragte jetzt in diesem: »Wo habt ihr denn eure Wigwams, Leute?«

Wie es schien, angenehm davon überrascht, in seinen eigenen Lauten angeredet zu werden, erwiderte der Alte mit einem Schwall von Worten in seiner Muttersprache, aus welchem Wood, dessen indianische Sprachkenntnisse geringe waren, denn doch nur das entnehmen konnte, daß jener wirklich den Pottawatomiedialekt sprach.

Er wiederholte also seine Frage auf englisch: »Wo wohnt ihr?«

»O, am Pinelac, wie die Yengeese sagen, Pottawatomie nennen ihn Schatwura.«

»Das ist richtig, am Pinelac wohnen Pottawatomies.«