158681.fb2 Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 49

Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 49

»Aber wie kommt ihr denn hierher?«

»Kommen Maguacreek herauf, suchen Chippeway-See auf, Yeentse zu fangen, Pinelac keine mehr.«

Keiner der beiden Militärs bemerkte, wie während dieser Unterhaltung die Augen des Jüngeren verstohlen umherblickten, als wolle er sich die Oertlichkeit genau einprägen, vielleicht auch, daß, wenn sie es bemerkt hätten, sie es der Neugierde dieses Sohnes der Wildnis, der wohl zum erstenmal ein europäisches Heim betreten haben mochte, zugeschrieben haben würden.

»Wie aber,« fuhr der Sergeant in seinem Examen fort, »kommt ihr denn zu Kanoes? Hier am See sind außer denen, welche hier im Fort liegen, keine zu finden, außer daß vielleicht ein weißer Jäger hie und da eines versteckt hätte.«

»Tragen ihn her,« antwortete der Alte freundlich, »tragen ihn von Maguacreek hierher.«

»Ist das möglich, Sergeant?«

»Zu Befehl, Sir, o ja. Diese indianischen Rindenboote sind [195] leicht genug dazu, ob es gleich ein beschwerliches Stück Arbeit sein muß, sie vom Magua hier auf den Chippeway zu schaffen.«

»Wieviel Boote habt ihr hier?« fuhr der Kapitän fort.

»So viel,« entgegnete der Indianer und erhob acht Finger.

»Und wieviel Männer seid ihr?«

»Jedes Kanoe so viel,« und er hob zwei Finger.

Das stimmte mit den Beobachtungen, welche Davis durch das Fernrohr angestellt hatte, überein.

»Wie lange wollt ihr hier fischen?«

»Denken drei Tage, wenn weißer Häuptling es erlauben.«

Kapitän Davis rief den Sergeanten beiseite, während die Indianer ruhig am Tische stehen blieben, und fragte, als sie außer Hörweite waren: »Was meint Ihr, Wood? Sollen wir den Leuten das gestatten?« Er war durch die Affaire mit Peschewa sehr vorsichtig geworden und mehr geneigt, auf den Rat seiner Untergebenen zu hören.

»Wüßte nicht, was dagegen einzuwenden wäre, Herr Kapitän! Pottawatomies sind es, das erkenne ich an ihren Mokassins, ja sogar aus den wollenen Decken im Kanoe, denn um die Kerle gelegentlich unterscheiden zu können, haben sie und die Ottawas solche von ganz verschiedenen Mustern geliefert erhalten. Ich kann nicht umhin, immer noch irgend einen Teufelsstreich von dem Peschewa zu besorgen. Der Herr Kapitän kennen indianische Schlauheit nicht, wie ich sie kenne. Aber hier scheint ja nichts zu befürchten zu sein, denn Pottawatomies dürften sich schwerlich zu etwas Feindlichem hergeben, das dieser Wilde etwa gegen uns plante. Schade, daß unser Pottawatomie nicht mehr hier ist,« dieser war vor einer Woche bereits heimgekehrt, »der hätte ihnen noch besser auf den Zahn fühlen können als ich.«

»Nun, ich denke, wir können die Leute fischen lassen, sie sind ja im schlimmsten Falle nicht zahlreich genug, um uns schaden zu können, falls sie Böses im Schilde führen sollten.«

Sie begaben sich zurück zu den beiden Indianern, welche scheinbar den Frühstückstisch aufmerksam beobachtet hatten, während ihre Blicke überall verstohlen herumflogen.

»Ich will euch die Erlaubnis zum Fischen erteilen, Pottawatomies.« Die Augen der Indianer blitzten freudig auf. »Wer ist denn euer Anführer oder Häuptling hier?«

Nicht ohne stolze Betonung entgegnete der Aeltere: »Etepate Häuptling, ihm gehorchen die jungen Männer.«

»Nun gut, also, Etepate, fische mit deinen Leuten, aber den [196] dritten Teil der gefangenen Merle müßt ihr hier abliefern, verstehst du?«

»O, geben dir Fisch, viel Fisch, Yeentse und andre, und du wirst geben armen Pot-tawatomie etwas Tabak und Rum. Kein Tabak in Wigwam, seit vielen Sonnen, kein Rum.«

»Das ist schrecklich,« lächelte Davis bei der kläglichen Betonung des eingetretenen Mangels, »ohne Rum und Tabak leben? Gut, ihr sollt von beidem haben, wenn ihr mir bis zu Mittag ein Gericht Merle schafft. Ich habe das ewige geräucherte Zeug und die paar Fische, die wir fangen, vollständig überdrüssig, Sergeant, und mich soll es freuen, wenn ich auch dem Obersten und seiner anmutreichen Tochter ein Gericht Merle vorsetzen kann, es ist doch das Kostbarste, was diese Gewässer bergen, leider,« seufzte er, »gehen sie, wie ich aus diesem Zug der Indianer hierher ersehe, wie alles Gute ihrem Untergange entgegen. Also ans Werk, Indianer, und Glück zur Jagd.«

Schon wollten diese gehen, als der Sergeant, den sein Mißtrauen nicht verließ, plötzlich fragte: »Wo ist Peschewa, Indianer?«

Ruhig, nicht ohne ein gewisses Staunen über eine allem Bisherigen so fern liegende Frage, entgegnete der Aeltere: »Nicht wissen. Ihm denken, er in sein Wigwam.«

»Du kennst ihn also?«

»Ihm kennen, er großer Häuptling der Ottawa.«

»Und du weißt nicht, wo er sich augenblicklich befindet? Hast nichts von ihm gesehen oder gehört? Mir liegt daran, es zu wissen, habe ihm eine Botschaft zu senden,« setzte er erläuternd auf die erstaunten Blicke des Wilden hinzu.

»Ihm nicht sehen, nicht von ihm hören, nicht Ottawa sehen. Der wohnen dort,« er wies nach Westen, »Pottawatomies dort,« er zeigte nach Norden. »Es ist weit von den Dörfern der Pottawatomies zu denen der Ottawas.«

»Geht nur, Leute,« fiel der Kapitän ein, »und schafft ihr mir zu Mittag Merle, will ich euch loben.«

Die Indianer gingen zu ihrem Fahrzeug zurück und ruderten mit aller Kraft in den See hinein. Davis und Wood erstiegen den Wall. Sie sahen von dort aus, wie die Indianer einen Augenblick inne hielten und eine der im Boote befindlichen Decken in die Luft schwangen. Es mußte ein verabredetes Zeichen sein, denn man bemerkte, wie sich hierauf die in der Ferne weilenden Boote zerstreuten und sich zum Fischfang anschickten.

»Sie sind ja furchtbar mißtrauisch, alter Wood,« sagte, während [197] sie vom Wall herunterschritten, Davis, »der Peschewa muß Ihnen doch eine heillose Furcht einflößen, daß Sie sein Gespenst überall zu sehen vermeinen.«

»Herr Kapitän,« sagte mit tiefem Ernste der alte Soldat, »ich besitze so viel Mut wie jeder andre -«

»Das weiß ich ja, Sergeant, das weiß ich ja,« und der Kapitän klopfte ihm vertraulich auf die Schulter.

»Aber vor indianischen Teufeleien hege ich einen heidenmäßigen Respekt; ich habe Proben davon gesehen.«

Davis, der die Schauergeschichten des alten Soldaten kannte und eine Wiederholung fürchtete, fiel rasch ein: »Nun, fühlen Sie noch Mißtrauen gegen unsre Fischfänger, Sergeant?«

»Nein,« sagte der Alte, »ich wüßte auch nicht, wie ich es aufrecht erhalten sollte, obgleich ich ein beängstigendes Gefühl schon seit einigen Tagen nicht loswerden kann, und ich habe wiederholt in meinem Leben die Erfahrung gemacht, daß wenn dies Gefühl über mich kam, gewissermaßen als Warnung vor kommendem Unheil, mich auch stets ein Unglück bedrohte.«

»Torheit, alter Krieger,« lachte fröhlich der Kapitän, »schweres Blut, nichts weiter. Ich muß Euch einmal dreißig Meilen marschieren lassen, da wird's Euch leichter ums Herz werden. Morgen gehen wir, so Gott will, aus diesen verwünschten Wällen hinaus, und wenn mich wieder einer hineinbekommt, darf er mich den größten Narren nennen, der je in der Union herumgelaufen ist. Munter, Wood, zu Mittag essen wir, wenn die Najaden dieses Sees uns hold sind, Merle; unterrichten Sie Mistreß Wood von diesem ungewöhnlichen Ereignis, damit sie alle Vorbereitungen trifft.«

Der Sergeant ging und versah wie bisher seinen Dienst.

Der Tag schritt langsam vor, für Kapitän Davis um so langsamer, als er die Stunde nicht erwarten konnte, die ihn aus dieser Garnison befreite.

Von Zeit zu Zeit begab er sich auf den Wall und schaute durch sein Glas nach den Kanoes aus. Einige waren immer in Sicht, deren Insassen sich eifrig mit dem Fischfang beschäftigten.

Die Sonne hatte die Mittagshöhe überschritten, als die Schildwache bemerkte, daß die Fahrzeuge der Indianer wieder inmitten des Sees zusammengekommen waren und sich langsam auf das Fort zu bewegten.

Um diese Zeit kehrte auch Sergeant Harrison mit seinen Leuten aus dem Walde zurück, von denen jeder eine Tracht Birkenholz trug.

[198]

Der Sergeant meldete sich bei Davis als vom Holzmachen wieder eingetroffen. Da er auf den Wink des Kapitäns nicht gleich zurücktrat, fragte dieser: »Haben Sie noch etwas für mich, Sergeant?«

»Zu Befehl, Herr Kapitän. Sind da im Walde auf fünf Indianer gestoßen.«

Tavis horchte auf. »Möchten ins Fort?«

»Soviel ich aus dem englischen Kauderwelsch des einen entnommen habe, sind sie von ihrem Häuptling geschickt, um Abbitte zu tun für die entwendeten Kühe. Auch führten sie Felle mit sich, um Ersatz für das Gestohlene zu leisten. So viel habe ich von ihnen herausbekommen.«

»Da hätten wir also die Herren Kuhdiebe. Warum haben Sie die Bursche nicht mitgebracht, Harrison?«

»Ja,« lachte dieser, »der eine, der etwas Englisch sprach, fragte, ob sie gepeitscht werden würden, wenn sie ins Fort kämen. Ich entgegnete ihm, daß das in dem Willen des Herrn Kapitäns läge. Darauf sagte der Mann wieder, wenn sie nicht die Versicherung erhielten, daß sie nicht gepeitscht werden sollten, würden sie nicht kommen, sondern in die Wälder laufen.«