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Die Unruhe des Grafen steigerte sich, je näher sie dem Ziele kamen.
Während sie durch einige lichtere Waldstellen zogen, erblickte das Auge des vorangehenden Athoree zwei Indianer, welche einige Hundert Schritt entfernt an einem Baume standen und dem Zug entgegensahen.
Der Sohn Sumachs ries den Folgenden zu: »Ottawas,« setzte aber seinen Weg ohne zu zögern fort.
»Wo?« fuhr Michael auf und faßte seinen Kampfstock fester, während seine Augen wild umhersuchten.
Edgar begab sich zu Athoree, und er wie alle sahen nun die beiden Männer, welche auf ihre Büchsen gelehnt dort am Walde standen.
»Was tun wir?« fragte der Graf.
»Schütteln Hände, er guter Freund,« sagte mit einem zweideutigen Lächeln der Sohn Sumachs.
Während sie vorwärts schritten, flüsterte er Edgar noch zu: »Nicht Ottawa dort nach Schwester fragen, nicht nach Miskutake. Sumach überlassen, alte Frau sehr klug.«
»Gut.«
Sie gelangten, ruhig ihren Weg fortsetzend, in die Nähe der beiden augenscheinlich ihrer harrenden Indianer, welche Michael mit Mißtrauen und tiefem Widerwillen anstarrte.
Als sie noch ungefähr zwanzig Schritt entfernt waren, kamen die Männer, welche in eherner Ruhe verharrt hatten, auf sie zu, blieben vor dem Grafen stehen und grüßten ihn mit höflicher Handbewegung.
Graf Edgar erwiderte den Gruß. Der eine der Ottawas, beide waren schon Männer in reiferen Jahren, öffnete die Lippen und fragte in verständlichem Englisch: »Du bist der Dutchmanhäuptling aus Fort Jackson?«
»Der bin ich, Indianer.«
»Amaqua, der Biber, hat uns dir entgegengesandt, dich zu unsern Dörfern zu führen, du bist willkommen in seinem Wigwam.«
Amaqua war, wie Edgar wußte, der Name eines der beiden Häuptlinge, welche mit Kitate nach dem Fort gekommen und von Blackwater entlassen worden waren; da diese von seiner Absicht wußten, die Ottawaniederlassungen aufzusuchen, war es nicht verwunderlich, daß ihm der Häuptling Führer entgegenschickte.
»Es ist sehr freundlich von Amaqua, mich schon auf dem Wege begrüßen zu lassen, und ich danke ihm.« [351]
Der Ottawa richtete seine Augen auf Athoree und fragte: »Du ein Wyanoot?«
»Athoree, der Enkel Meschepesches.«
»Gut, der Wyandot ist willkommen, Ottawa und Wyandots, Freunde.«
Beide schüttelten sich die Hände.
Die Augen der Indianer, welche natürlich den Zug bis in seine kleinsten Einzelheiten gemustert hatten, weilten auf Johnsons auffallender Persönlichkeit und richteten sich dann auf den Iren.
»Ja, starrt mich nur an, ihr roten Vagabunden,« murmelte dieser vor sich hin, »ehe ihr meinen Skalp bekommt, soll es erst noch Schläge regnen, so wahr ich meiner Mutter Sohn bin.«
Dann sagte der Ottawa, der bisher allein gesprochen hatte: »Beliebt es dem Häuptling, zu gehen?«
»Führe uns, wir folgen dir. - Wie nenne ich dich, mein Freund?«
»Tawaskobe, das wilde Wasser, dies,« und er deutete auf seinen stummen Begleiter, »Kokumtha, das Elen, der nicht die Sprache der Yengeese reden, nicht verstehen.«
Er schritt dann, während Athoree zurückblieb, an der Seite Edgars weiter, und der Zug, welcher während dieses kurzen Austausches Halt gemacht hatte, setzte sich wieder in Bewegung.
Nach einiger Zeit begann der neben Edgar gehende Ottawa, während sein Gefährte langsam nachschlenderte: »Du nicht Inglis, nicht Yengeese, du Dutchman?«
»Ganz recht, weder Engländer noch Amerikaner, sondern ein Deutscher.« »Habe von deinem Volk Männer gesehen, wohnen zwischen Yengeese hier.«
»Ja, es leben Deutsche hier im Lande.«
»Ihr Streitaxt ausgraben gegen Frenchers, wie solche in Kanada leben, he?«
»Wir haben mit den Franzosen Krieg geführt.«
»Ihr siegen, viel siegen?«
»Gott sei Dank, ja, in vierundzwanzig großen Schlachten blieben wir Sieger.«
»So weiße Händler hier erzählen. Du Krieger? Mit auf Kriegspfad?«
»Ja, Indianer, ich war dabei.«
»Du Dutchmanhäuptling, das gut. Ottawa Freund.« [352]
Etwas später nahm er wieder das Wort: »Du Ottawa lieben, ihn besuchen kommen, he?«
»Ja, wildes Wasser, ich bin auf dem Wege, euch meinen Besuch abzustatten.«
»Gut. Du nicht wohnen hier im Land, nicht Haus, nicht Feld?«
»Nein, ich wohne in meinem Vaterlande, jenseits des großen Meeres.«
»Kommen weiten Weg Ottawa zu besuchen, Ottawa stolz sein.«
Da der Graf hieranf nicht antwortete, fuhr der Indianer fort: »Ihm nicht gut, daß Kitate nicht da, dich willkommen zu heißen, er in Fort.«
»Ich komme von ihm und trage seinen Schutzbrief bei mir.«
»Kitate traurig, he?«
»Nun, angenehm mag ihm seine Gefangenschaft nicht sein, indessen wird er gut behandelt.«
»Es schlimm, sehr schlimm. Ottawa sehr betrübt.«
Da der Graf sich nicht auf das heikle Gebiet einer Besprechung der letzten Vorfälle begeben wollte, lenkte er durch die Frage ab: »Wie weit ist es noch bis zu deinem Dorfe?«
»Bald sehen, wenn Sonne dort,« und er wies auf eine Stelle des Himmels, welche die Sonne in zwei Stunden erreichen mußte.
»Du Wyandotkrieger bei dir?«