158681.fb2 Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 93

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»So müssen wir uns der Worte der Inglis bedienen, wenn wir den Wyandothäupt-ling an unsern Feuern willkommen heißen wollen,« sagte der Ottawa in verbindlicher Weise.

Dann erhob er sich: »Der Häuptling der Dutchmen ist willkommen bei den Ottawas, er sage, was er wünscht, und er wird es erhalten, wenn wir es geben können.«

Damit packten die Indianer ihre Geschenke auf und gingen hinaus.

Mädchen und Knaben standen harrend vor dem Hause, in welchem die Weißen wohnten, während die Männer sich würdevoll zurückhielten.

Die Geschenke Edgars bereiteten draußen viel Freude und gewannen ihm sofort die Herzen der Frauen.

»So bin ich meinem Ziele nicht einen Schritt nähergekommen,« sagte der Graf traurig, als die Indianer fort waren.

»Sind in den Dörfern der Ottawas, Gutherz, wollen schon Spur finden. Geben etwas Tücher, Kämme, Schmuck für alte Mutter, soll an Ottawasquaws schenken.« [357]

»Nimm, Athoree, was dir gut dünkt, ich gäbe gern das Hundertfache und mehr für eine sichere Nachricht von meiner Schwester.«

Athoree nahm von den zu Geschenken bestimmten Gegenständen, verbarg sie unter der über seiner Schulter hängenden wollenen Decke und ging hinaus.

Nach einiger Zeit folgte ihm auch der Graf.

Er schlenderte, Heinrich hinter sich, langsam zwischen den Hütten umher, zwar folgten ihnen aufmerksame Blicke, aber keine zudringliche Neugier belästigte ihn. Männer saßen und lagen umher, manche grüßten ihn, andre starrten ihn wortlos an.

Vor der Hütte, welche Athoree angewiesen war, sah Edgar wohl einige Dutzend Knaben und Mädchen versammelt, welche Sumach, die vor derselben saß, bewundernd anblickten.

Frau Sumach forderte aber auch die Aufmerksamkeit heraus.

Das brennend rote Kopftuch, die glitzernden Ohrgehänge, die Brosche, das glänzende Armband konnte nur die Frau oder Mutter eines großen Häuptlings tragen.

Die Ottawaweiber unterhielten sich auf das lebhafteste.

Sumach verstand ganz gut, was sie sagten, blieb aber, als verschiedene Anfragen an sie gerichtet wurden, dabei, nur einige Worte Ottawasprache erlernt zu haben.

Die Alte lauschte mit der gespanntesten Aufmerksamkeit auf alles, was die Frauen äußerten, ob sie gleich so teilnahmlos dasaß, als seien die Ottawaweiber kaum vorhanden.

»Die Weißen sind reich,« sagte eine der Frauen, »ich denke, sie bringen für jede Squaw ein Geschenk mit.«

»Was sie nur hier zu suchen haben, die bleichgesichtigen Hunde?« äußerte eine andre mit haßblitzenden Augen.

»Still, es sind keine Langmesser, sagt Amaqua.«

»Gleichviel.«

»Bringen sie Geschenke,« ließ eine dritte sich vernehmen, »sollen sie willkommen sein.«

»Wenn ich doch nur ein solches Tuch erhielte, als diese alte Wyandotsquaw um den Kopf trägt,« sagte die erste wieder.

»Sieh nur die schönen Ohrgehänge.«

»Was tut nur die alte Frau mit so viel Schmuck? Den sollte sie doch jüngeren überlassen.«

»Das finde ich auch.«

»Was mag der weiße Häuptling nur hier wollen, er ist doch sicher nicht allein gekommen, uns Geschenke zu bringen?«

[358]

»Was wollen die weißen Männer bei den Ottawas, alte Wyandotsquaw?« richtete eine der Frauen die Frage an Sumach in gebrochenem Englisch.

»Weiße Männer Geschenke bringen,« entgegnete diese in derselben Sprache.

»Ist der Mann mit dem Haar von der Farbe des Schnees ein Medizinmann, Mutter?« fragte schüchtern ein junges Mädchen.

»Nicht verstehen,« entgegnete Sumach.

Die Fragerin wandte sich, wie es schien, betrübt ab.

»Warum fragst du?« wandte sich eine der Frauen an das Mädchen.

»Die Weißen sind große Medizinmänner, vielleicht könnten sie Miskutake helfen, sie leidet große Schmerzen.«

Bei dem Namen Miskutake zuckte Sumach zusammen, doch so leicht, daß es niemand der Anwesenden bemerken konnte, um so weniger, als sich in ihrem Gesicht nicht ein Zug bewegte. Erst nach einiger Zeit wandte sie das Auge auf das junge Mädchen und prägte sich ihre Züge ein.

»Ja, die arme Bohnenblüte,« nahm eine andre das Wort. »Man muß den Weißen fragen, vielleicht ist er ein Medizinmann. Sie sind klug, die Blaßgesichter. Als mich im vorigen Winter das Fieber schüttelte, gab mir ein Händler seine Medizin und es lief davon.«

»O, wenn er Miskutake helfen könnte,« klagte das junge Mädchen mit sanfter, wohlklingender Stimme, »vor drei Jahren hat ein Blaßgesicht auch meinem kleinen Bruder das Leben gerettet durch seine Medizin.«

»Es ist schade, daß die alte Wyandotfrau nicht die Sprache der Ottawas spricht. Mich dünkt, alle roten Leute sollten eine Sprache sprechen.«

»Warum?« fragte eine andre und warf stolz das Haupt empor. »Was haben wir mit den Wyandots gemein? Die Chippewayvölker sprechen eine Sprache - das ist genug.«

Indem nahte Athoree der Gruppe, welche seine Mutter umgab.

»Will die Mutter nicht Geschenke an die Squaws verteilen? Es wird ihre Herzen erfreuen und ihre Zungen lösen.«

»Gib!« entgegnete lakonisch die Alte.

Er händigte ihr die Gaben, welche sie verteilen sollte, ein.

»Gib acht, Enkel Meschepesches, ich habe gefunden.«

Die Aufmerksamkeit Athorees steigerte sich.

Sumach überblickte die Schar der Frauen und winkte das junge Mädchen zu sich.

[359]

Schüchtern trat dieses heran.

Athorees Mutter schlang ein buntes, seidenes Tuch um ihren Hals und nickte ihr freundlich zu: »Für junge Squaw!« und setzte dann wie vorher rasch in der Wyandot-sprache, aber so, als ob sie noch mit dem jungen Mädchen spräche, hinzu: »Suche, wo sie wohnt.«