158681.fb2 Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 96

Verwehte Spuren. Eine Erz?hlung f?r die reifere Jugend. - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 96

Johnson erhob sich und ging nach Peschewas Hütte zurück, nicht ohne daß ihm draußen aufmerksame Augen folgten.

»Gut,« lallte Amaqua, »toter Mann fort, gut, ihn nicht gerne sehen. Jetzt trinken.«

Edgar füllte den leeren Becher, tat, als ob er daraus schlürfe, und überreichte ihn mit schwankendem Arm dem Häuptling.

»Ah,« lallte dieser, »du auch betrunken, Dutchman, du auch kein Krieger.«

Mehrere der Indianer erhoben sich schwerfällig, schlugen die wollenen Decken ums Haupt und wankten davon.

Nur Edgar, Heinrich, Athoree, Amaqua und zwei andre saßen noch um das Feuer.

Die übrigen hatten sich entfernt oder schliefen ihren Rausch aus.

»Dutchman, du gut, ich dich lieb. Verdammt die Langmesser - trinken - gut -Rum.«

Edgar reichte ihm wieder einen Becher, aber ehe der Indianer ihn noch zum Munde führen konnte, ließ er ihn fallen und sank um.

Schwerfällig erhob sich jetzt Athoree, fiel hin, erhob sich mit Mühe wieder und wankte fort; draußen faßten ihn zwei der lauernden Ottawas unter den Armen und führten ihn, der sich kaum auf den Beinen halten zu können schien, nach dem ihm angewiesenen Wigwam, wo sie ihn auf einem Lager niederlegten.

»Heinrich,« sprach Edgar, der auch verschiedentliche Versuche gemacht hatte, aufzustehen, deutsch, »hilf mir auf, komm, damit ich den Betrunkenen mit Natürlichkeit spiele.«

Heinrich tat es und führte den wankenden Grafen hinaus, draußen faßte ein Indianer diesen stützend am Arm und so schritten sie zur Hütte Peschewas.

Der Warnung Athorees folgend, daß sie überall von Spähern, und Lauschern umgeben seien, sank der Graf, seiner Rolle getreu, schwerfällig auf sein Lager.

Bald herrschte im Dorfe der Ottawas die tiefste Stille.

Wohl eine Stunde mochte verflossen sein und die Sterne zeigten, an, daß Mitternacht längst vorüber sei, als leise an die Türe geklopft wurde und Athoree hereinschlich.

[365]

»Jetzt Zeit. Jetzt gehen.«

Der Graf erhob sich, schlug wie Athoree eine wollene Decke um Kopf und Schultern und beide traten in die finstre Nacht hinaus.

»Wenn Ottawa sehen, tun als wären betrunken. Wenn fragen, gehen zu kranke Frau, Medizin bringen.«

So schritten sie vorsichtig im Dunkel einher und gelangten zur Hütte der gesuchten Frau. Es zeigte sich noch Licht darin. Sie schlichen leise daher und sahen Miskutake auf ihrem Lager, zu ihren Häupten saß das junge Mädchen und schlief.

Athoree öffnete den Vorhang am Eingang und trat ein, hinter ihm der Graf.

Die Kranke lag wachend und schaute sie schweigend mit großen Augen an.

»Medizinmann kommen,« rief ihr Athoree rasch und leise mit freundlicher Gebärde in der Ottawasprache zu, »will sehen, wie es kranker Frau geht.«

Miskutake, eine nicht mehr junge, von Krankheit entstellte Frau, sah mit hoffnungsvollem Blick auf Edgar und sagte: »Miskutake wohler, die Krankheit wird fliehen vor der Medizin des weißen Mannes.«

In der Tat war bei der Patientin ein wohltätiger Schweiß ausgebrochen.

Das junge Mädchen erwachte und blickte mit schreckhaftem Staunen auf die nächtlichen Gäste, beruhigte sich aber, als sie Edgar erkannte.

»Meine Tochter wird hinausgehen und wachen, daß niemand uns stört, der große Medizinmann wird mit der Krankheit der Mutter kämpfen und sie verjagen, es gefährlich für kranke Frau, wenn jemand kommen,« sagte Athoree.

Gehorsam ging das Mädchen hinaus.

»Spricht meine Schwester die Sprache der Inglis?«

»Ja,« sagte die Kranke schwach, »Miskutake lernte es von Bruder Missionar, sie Christin, heißen Mary seit sie getauft.«

»Um so besser. Mary wird wieder gesund werden und dem Heiland danken, daß er ihr in ihrer Not Hilfe gesandt.«

Die Kranke faltete die Hände und sagte: »Sie wird Jesus Christ danken.«

»Will mir Mary eine Frage beantworten?«

Aufmerksam sah ihn die Kranke an.

»Ich schwöre ihr bei unserm Herrn und Heiland, daß kein Mensch erfahren soll, was sie mir gesagt, aber um Jesu Christi willen muß sie mir die Frage beantworten.« [366]

Die großen dunklen Augen der Frau hafteten mit fieberhafter Spannung auf Edgar.

»Ich bin der Bruder der weißen Frau, welche vor drei Jahren am Manistee mit ihrem Kinde geraubt wurde,« die Kranke überfiel ein Zittern, »sage mir, Mary, wo sie jetzt ist.«

»O,« stöhnte die Frau, »ich kann nicht, es steht Tod darauf. Ich habe geschworen.«

»Hast du bei deinem Heiland geschworen?«

»Nein, bei Manitou.«

»Gilt der dir mehr als dein Erlöser?«

»O nein, o nein - aber sie töten mich, wenn sie es erfahren.«

»Niemand wird es erfahren.«

Die Frau kämpfte gewaltig mit sich selbst.

Da zog Edgar den Totem hervor und hielt ihn ihr vor.

»Sieh dies und denke an den, der dein Kind vom Tode errettet hat. Auch er läßt dich bitten, meine Frage zu beantworten.«

Schreckenvolle Aufregung wechselte mit Rührung in der Seele der kranken Frau.

Endlich sagte sie mit Entschluß: »Mögen sie mich töten. Neige dein Haupt zu mir.«

Eilig tat es der Graf.

Kaum hörbar flüsterte sie ihm zu: »Sie wurden zu den Saulteux gebracht. Beide, Mutter und Kind, zu den Saulteux über das Wasser.«