172166.fb2 Credo - Das letzte Geheimnis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 16

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»Ich fürchte es.«

»Noch mehr Probleme?«

Ihr Blick flackerte – argwöhnisch, glaubte er. »Kann sein.«

»Was denn für welche?«

Sie blicke zu ihm auf und schaute wieder weg. »Hardware-Fehler.«

»Hazelius hat mir erzählt, die Software sei das Problem.«

»Die auch.« Wieder wich sie seinem Blick aus.

»Kann ich euch irgendwie helfen?«

Nun sah sie ihn direkt an, und der Blick ihrer mahagonifarbenen Augen wirkte verschleiert und bekümmert. »Nein.«

»Ist es … etwas Ernstes?«

Sie zögerte. »Wyman? Mach du deinen Job, und lass uns unseren machen – okay?«

Abrupt wandte sie sich ab und ging zurück in den Stall. Ford sah ihr nach, bis sie drinnen im Schatten verschwunden war. Sie wirkte so … unglücklich.

10

In Ballews Sattel entspannte Ford sich allmählich. Er bemühte sich, seine Gedanken von Kate abzulenken, die darin für seinen Geschmack viel zu viel Raum einnahm. Es war ein herrlicher Spätsommertag, geprägt von einem Hauch Melancholie, der ihn daran gemahnte, dass der Sommer bald vorüber sein würde. Zwischen den trockenen Gräsern blühte goldgelbes Snakeweed. Die Feigenkakteen starrten schon vor Stacheln, und die Apache Plumes hatten ihre Blüten gegen die rot-weißen, fedrigen Büschel getauscht, die den Herbst ankündigten.

Der Pfad endete, und Ford setzte seinen Weg mit Hilfe des Kompasses fort. Alte, verkrüppelte Wacholderbüsche und bizarre Felsformationen ließen die Landschaft der Mesa irgendwie urzeitlich wirken. Er entdeckte die Spur eines Bären im Sand, und die Prankenabdrücke wirkten beinahe menschlich. Shush – das längst vergessene Navajo-Wort für »Bär« fiel ihm plötzlich wieder ein.

Vierzig Minuten später erreichte er den Rand der Mesa. Die Klippe stürzte ein paar hundert Meter weit fast senkrecht in die Tiefe, bevor sie sich über terrassenförmige Sandsteinschichten gemächlicher nach Blackhorse absenkte, das sechshundert Meter unterhalb lag. Die Siedlung sah aus wie eine Ansammlung geometrischer Figuren in der Wüste, knapp einen Kilometer vom Fuß des Tafelbergs entfernt.

Ford stieg aus dem Sattel und suchte den Rand der Klippe ab, bis er den Spalt im Felsen fand, wo der Midnight Trail hinabführte. Er war auf der Karte als alter Pfad aus den Zeiten der Uranprospektion eingezeichnet, aber abbröckelnde Felsen, Gerölllawinen und Erosion hatten den Weg an vielen Stellen unterbrochen. Er schnitt sich durch den Fels am Rand der Mesa und zog sich in steilen Spitzkehren die Klippe hinab, querte eine alte Abbaukante und setzte sich im Zickzack weiterer Serpentinen bis nach unten fort. Fords Blicke folgten dem Verlauf des Pfades, der an manchen Stellen kaum mehr als einen Meter breit war, und allein davon wurde ihm schon schwindlig. Vielleicht hätte er doch lieber mit dem Jeep fahren sollen. Aber er wollte verdammt sein, wenn er jetzt umkehrte.

Er führte Ballew an die Kante, begann den Abstieg und führte das Tier hinter sich her. Unbeeindruckt senkte das alte Pferd den Kopf, schnupperte kurz und folgte Ford brav hinunter. Ford empfand so etwas wie Bewunderung, ja Zuneigung, für den hässlichen alten Gaul.

Eine halbe Stunde später kamen sie unten an. Ford saß auf und ritt das letzte Stück Weges einen flachen, von Tamarisken beschatteten Canyon entlang nach Blackhorse. Viehpferche, eine Windmühle, ein Wassertank und ein Dutzend schäbige Trailer bildeten den gesamten Ort. Hinter einem Trailer standen mehrere achtseitige Hogans aus Zedernholzbrettern mit Lehmdächern. In der Mitte des Ortes spielte ein halbes Dutzend Vorschulkinder an einer verrosteten Schaukel, und ihre Schreie hallten schrill durch die Leere der Wüste. Neben den Wohnwagen waren Pick-ups abgestellt.

Ford ließ Ballew etwa fünfzehn Meter vor dem nächsten Trailer anhalten und wartete. Aus Ramah wusste er, dass der Raum, den ein Navajo als seinen persönlichen, privaten Bereich betrachtete, weit vor der Haustür begann. Gleich darauf wurde krachend eine Tür geöffnet, und ein schlaksiger Mann mit O-Beinen und Cowboyhut kam aus einem der Wohn wagen gehumpelt. Er kam auf Ford zu und hob die Hand. »Binden Sie Ihr Pferd da drüben an«, rief er laut, um den Wind zu übertönen.

Ford stieg ab, band Ballew an und lockerte den Sattelgurt. Der Mann kam näher und schirmte mit der Hand die Augen gegen die Sonne ab. »Wer sind Sie?«

Ford streckte die Hand aus. »Yá’át ééh, shi éí Wyman Ford yinishyé.«

»O nein, nicht noch ein Bilagaana, der versucht, Navajo zu sprechen!«, rief der Mann fröhlich und fügte dann hinzu: »Zumindest ist Ihr Akzent besser als bei den meisten anderen.«

»Danke.«

»Was kann ich für Sie tun?«

»Ich suche Nelson Begay.«

»Sie haben ihn gefunden.«

»Haben Sie einen Moment Zeit?«

Begay musterte ihn mit schmalen Augen. »Sind Sie von der Mesa gekommen?«

»So ist es.«

»Oh.«

Schweigen.

Begay sagte: »Das ist ein verdammt schwieriger Weg.«

»Nicht, wenn man das Pferd führt.«

»Kluger Mann.« Eine weitere verlegene Pause. »Sie sind … Sie sind also von der Regierung, ja?«

»Ja.«

Begay starrte ihn erneut mit zusammengekniffenen Augen an, schnaubte dann, wandte sich ab und humpelte zu dem Trailer zurück. Gleich darauf knallte die Tür zu. Stille senkte sich über den Ort Blackhorse.

Was jetzt? Ford stand im aufgewirbelten Sand und kam sich vor wie ein Idiot. Wenn er jetzt an die Tür klopfte, würde Begay nicht aufmachen; er würde sich damit nur selbst zu einem weiteren aufdringlichen Bilagaana stempeln. Andererseits war er hier, um mit Begay zu sprechen, und das würde er auch tun.

Verdammt, der Kerl kann ja nicht ewig in seinem Trailer bleiben. Ford setzte sich auf den Boden.

Die Minuten zogen sich endlos hin. Der Wind wehte. Der Staub wirbelte.

Zehn Minuten vergingen. Ein Käfer marschierte zielstrebig durch den Staub und wurde zu einem kleinen schwarzen Punkt, der schließlich verschwand. Fords Gedanken schweiften ab und landeten wieder einmal bei Kate, ihrer Beziehung und dem langen Weg, den sein Leben seither zurückgelegt hatte. Unweigerlich musste er auch an seine Frau denken. Ihr Tod hatte ihm jegliches Gefühl von Sicherheit im Leben genommen. Vorher war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie willkürlich und launenhaft das Leben sein konnte. Tragödien stießen nur anderen Menschen zu. Ja, schön, Lektion gelernt. Ihm konnte das auch passieren. Und weiter im Text.

Er bemerkte einen Vorhang am Wohnwagen, der sich leicht bewegte, und schloss daraus, dass Begay ihn beobachtete.

Er fragte sich, wie lange der Kerl brauchen würde, um zu kapieren, dass Ford nicht die Absicht hatte, sich von der Stelle zu rühren. Hoffentlich begriff er es bald – der Sand drang allmählich durch seine Hose, arbeitete sich in seine Stiefel vor und rieselte bis in seine Socken.

Die Tür schlug knallend auf, und Begay erschien unter dem hölzernen Vorbau; er verschränkte die Arme und wirkte sehr verärgert. Er musterte Ford mit finsterem Blick, hinkte dann die klapprigen Holzstufen herunter und kam auf ihn zu. Er streckte die Hand aus und half Ford auf.

»Sie sind verdammt noch mal der geduldigste weiße Mann, dem ich je begegnet bin. Sie werden wohl reinkommen müssen. Aber bürsten Sie sich ab, ehe Sie mir mein neues Sofa ruinieren.«

Ford klopfte sich den Staub von der Hose und folgte Begay ins Wohnzimmer, wo sie sich setzten.

»Kaffee?«

»Ja, gern.«

Begay kam mit zwei Bechern Flüssigkeit zurück, so dünn wie Tee. Auch daran erinnerte Ford sich – der Grund dafür war Sparsamkeit. Die Navajos brühten den Kaffeesatz mehrmals auf.

»Milch? Zucker?«