172166.fb2 Credo - Das letzte Geheimnis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 24

Credo - Das letzte Geheimnis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 24

»Ich brauche Ihre Hilfe, Maria. Wenn Sie die Leute hier im Gemeindehaus zusammenbringen könnten – zum Beispiel abends, noch diese Woche –, dann bringe ich Gregory North Hazelius persönlich hierher, damit er ihre Fragen beantworten und allen erklären kann, was wir hier tun.«

Lange herrschte Schweigen. Dann sagte sie: »Diese Woche ist zu kurzfristig. Sagen wir nächste Woche. Am Mittwoch.«

»Großartig. Es wird sich einiges verändern. Von jetzt an werden wir einen Teil unserer Einkäufe hier und drüben in Rough Rock tätigen. Wir werden unsere Autos hier unten betanken, unsere Lebensmittel und so weiter hier im Ort kaufen.«

»Wyman, ich glaube wirklich nicht …«, begann Mercer, doch er legte ihr sacht eine Hand auf die Schulter, um sie zum Schweigen zu bringen.

»Das wäre hilfreich«, sagte Atcitty.

Sie erhoben sich und gaben einander die Hand.

Als der Jeep Blue Gap in einer Staubwolke hinter sich ließ, wandte Mercer sich Ford zu. »Nächsten Mittwoch erst, das ist zu spät, um den Protestritt zu verhindern.«

»Ich habe nicht die Absicht, diesen Protest zu verhindern.«

»Wenn du glaubst, wir würden in diesem Laden einkaufen und Doritos, Hammel und Bohnen aus der Dose essen, dann hast du sie nicht mehr alle. Und das Benzin da unten kostet ein Vermögen.«

»Wir sind hier nicht in New York oder Washington«, erwiderte Ford. »Das hier ist das ländliche Arizona, und diese Leute sind eure Nachbarn. Ihr müsst euch bei ihnen sehen lassen und ihnen zeigen, dass ihr kein Haufen verrückter Wissenschaftler seid, die kurz davorstehen, die Welt zu zerstören. Und sie könnten die Einnahmen wirklich gebrauchen.«

Sie schüttelte den Kopf.

»Kate«, sagte Ford, »was ist aus all deinen fortschrittlichen Ideen geworden? Aus deinem Mitgefühl für die Armen und Unterdrückten?«

»Halt mir bloß keine Vorträge.«

»Es tut mir leid«, sagte er, »aber du brauchst mal ein paar Vorträge. Du bist zum Teil des großen, bösen Establishments geworden und hast es noch nicht einmal gemerkt.« Er schloss mit einem kurzen Lachen, um die Stimmung aufzulockern, merkte aber zu spät, dass er einen Volltreffer auf einen wunden Punkt gelandet hatte.

Sie starrte ihn mit zusammengepressten Lippen an und schaute dann aus dem Fenster. Schweigend fuhren sie den Dugway hinauf und die lange Teerstraße zum Isabella-Projekt entlang.

Auf halbem Weg über die Mesa bremste Ford den Jeep ab, kniff die Augen gegen die Sonne zusammen und starrte durch die Windschutzscheibe.

»Was ist denn?«

»Da sind ganz schön viele Geier.«

»Na und?«

Er hielt den Wagen an und zeigte aus dem Fenster. »Sieh mal. Frische Reifenspuren, die von der Straße weg nach Westen führen – direkt auf die Geier zu.«

Sie weigerte sich, hinzuschauen.

»Ich will mir das mal ansehen.«

»Na toll. Ich werde jetzt schon die halbe Nacht drangeben müssen, um mit meinen Berechnungen fertig zu werden.«

Er parkte im schwächlichen Schatten eines Wacholderbuschs und folgte den Reifenspuren; seine Schritte knirschten auf dem trockenen, verkrusteten Boden. Es war immer noch sengend heiß, denn die Erde hatte die Hitze des Tages in sich aufgesogen und strahlte sie nun wieder ab. In der Ferne stahl sich ein Kojote davon, der irgendetwas im Maul trug.

Nach zehn Minuten erreichte Ford den Rand eines tiefen, schmalen, trockenen Bachbetts und blickte hinunter. Dort unten lag ein Auto auf dem Dach. Geier hockten wartend in einer toten Pinyon-Kiefer. Ein zweiter Kojote hatte den Kopf durch die geborstene Windschutzscheibe gesteckt, er riss und zerrte an irgendetwas. Als er Ford bemerkte, ließ er davon ab und rannte mit blutroter, heraushängender Zunge davon.

Ford kletterte die Sandsteinfelsen hinunter und musste sich das T-Shirt vor die Nase halten, um den Gestank des Todes, vermischt mit einem starken Geruch nach Benzin, etwas zu dämpfen. Die Geier erhoben sich als ungeschickt flatternde Masse. Er bückte sich und lugte ins Innere des zerschmetterten Wagens.

Ein menschlicher Körper war seitwärts auf dem Vordersitz eingeklemmt. Augen und Lippen fehlten. Ein Arm, der aus dem geborstenen Seitenfenster ragte, war abgenagt, die Hand fehlte ganz. Trotz allem war die Leiche noch zu erkennen.

Wolkonski.

Ford blieb still hocken, seinem Blick entging kein noch so kleines Detail. Dann wich er zurück, achtete sorgsam darauf, keine Spuren zu zerstören, drehte sich um und krabbelte wieder aus dem Bachbett. Sobald es möglich war, atmete er ein paarmal tief die frische Luft ein und rannte dann zur Straße zurück. In der Ferne konnte er vor einer Anhöhe die Umrisse zweier Kojoten sehen, die sich kläffend um ein schlaffes Stück Fleisch stritten.

Er erreichte den Wagen und beugte sich durchs offene Seitenfenster. Kate stand die Missbilligung ins Gesicht geschrieben.

»Es ist Wolkonski«, sagte er. »Es tut mir leid, Kate … Er ist tot.«

Sie blinzelte und schnappte nach Luft. »O Gott … Bist du sicher?«

Er nickte.

Ihre Unterlippe bebte. Dann fragte sie mit heiserer Stimme: »Ein Unfall?«

»Nein.«

Ford schluckte gegen eine leichte Übelkeit an, zog sein Handy aus der Hosentasche und rief die Polizei an.

15

Lockwood betrat das Oval Office, und der dicke Teppich schluckte das Geräusch seiner Schritte. Wie immer fand er es erregend, dem stillen Mittelpunkt der Macht auf dieser veränderlichen Welt so nahe zu sein.

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika kam um seinen Schreibtisch herum mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, ein strahlendes Politiker-Lächeln im Gesicht.

»Stanton! Schön, Sie zu sehen. Wie geht es Betsy und den Kindern?«

»Großartig, danke sehr, Mr. President.«

Der Präsident hielt Lockwoods Hand weiter fest, legte die andere an seinen Arm und führte ihn so zu dem Sessel, der dem Schreibtisch am nächsten stand. Lockwood setzte sich und legte die Akten auf seinen Knien ab. Durch das Fenster, das nach Osten hinausging, konnte er den Rosengarten im sanften, spätsommerlichen Abendlicht sehen. Der Stabschef, Roger Morton, trat ein und nahm in einem weiteren Sessel Platz, während Jean, die Sekretärin des Präsidenten, sich auf dem dritten niederließ, bereit, sich Notizen zu machen, und zwar auf die altmodische Art – mit einem Stenoblock.

Ein massiger Mann im dunkelblauen Anzug trat ein und setzte sich, ohne eine Einladung abzuwarten, auf den Sessel neben Lockwood. Das war Gordon Galdone, der die Kampagne zur Wiederwahl des Präsidenten leitete. Lockwood konnte den Mann nicht ausstehen. In letzter Zeit war der Kerl dabei, wo man hinsah, bei jeder Besprechung, einfach überall. Nichts wurde ohne seinen Segen entschieden oder veranlasst.

Der Präsident nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. »Also schön, Stan, Sie fangen an.«

»Ja, Mr. President.« Lockwood zog eine Aktenmappe hervor. »Ist Ihnen ein Fernsehprediger namens Don T. Spates ein Begriff? Er leitet von Virginia Beach aus eine virtuelle Gemeinde, die sich God’s Prime Time Ministry nennt.«

»Sie meinen den Kerl, den sie dabei erwischt haben, wie er es gleich mit zwei Nutten getrieben hat?«

Die Herren im Raum glucksten dezent. Der Präsident, ein ehemaliger Strafverteidiger aus den Südstaaten, war für seine unverblümte Ausdrucksweise bekannt.

»Ja, Sir, genau den meine ich. Er hat in seiner Sonntagspredigt im christlichen Kabelfernsehen das Isabella-Projekt zum Thema gemacht. Hat richtig vom Leder gezogen. Im Wesentlichen behauptet er, dass die Regierung vierzig Milliarden an Steuergeldern dafür ausgegeben hat, das Buch Genesis zu widerlegen.«

»Das Isabella-Projekt hat doch nichts mit der Genesis zu tun.«

»Selbstverständlich. Das Problem ist, dass er damit anscheinend einen Nerv getroffen hat. Soweit mir bekannt ist, haben einige Senatoren und Kongressabgeordnete zahlreiche E-Mails und Anrufe diesbezüglich erhalten. Und jetzt auch Ihr eigenes Büro. Diese Sache ist so groß, dass wir irgendwie darauf reagieren sollten.«