172166.fb2 Credo - Das letzte Geheimnis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 25

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Der Präsident wandte sich an seinen Stabschef. »Ist das auch auf Ihrem Radarschirm aufgetaucht, Roger?«

»Bisher fast zwanzigtausend E-Mails, sechsundneunzig Prozent davon gegen Isabella.«

»Zwanzigtausend?«

»Ja, Sir.«

Lockwood warf einen Seitenblick auf Galdone. Dessen steinerne Miene gab rein gar nichts preis. Galdones typische Methode war, abzuwarten und als Letzter zu sprechen. Lockwood hasste Leute, die so vorgingen.

»Wir sollten im Kopf behalten«, sagte Lockwood, »dass zweiundfünfzig Prozent der amerikanischen Bevölkerung nicht an die Evolution glauben – und bei denen, die sich selbst als Republikaner bezeichnen, sind es sogar achtundsechzig Prozent. Die Attacke gegen Isabella fällt genau in dieses Raster. Das könnte eine Art Glaubensfrage werden – und damit sehr hässlich.«

»Woher haben Sie diese Zahlen?«

»Aus einer Gallup-Umfrage.«

Der Präsident schüttelte den Kopf. »Wir bleiben bei unserer Linie. Amerika muss auf den Gebieten der Forschung und Technologie weltweit konkurrenzfähig bleiben, und dafür brauchen wir das Isabella-Projekt. Nachdem wir jahrelang hinterhergehinkt sind, haben wir nun die Europäer und die Japaner überholt. Das Isabella-Projekt ist gut für die Wirtschaft, gut für unsere Forschung und Entwicklung, gut fürs Geschäft. Es könnte uns helfen, unseren Energiebedarf zukünftig selbst zu decken, und uns unabhängig vom Öl aus dem Nahen Osten machen. Stan, geben Sie dahin gehend eine Presse erklärung raus, organisieren Sie eine Pressekonferenz, machen Sie ein bisschen Lärm. Wir bleiben bei unserer Message.«

»Ja, Mr. President.«

Nun war Galdone an der Reihe. Sein massiger Körper rutschte auf dem Sessel herum. »Wenn das Isabella-Projekt jede Menge gute Nachrichten hervorbringen würde, wären wir nicht so angreifbar.« Er wandte sich Lockwood zu. »Dr. Lockwood, können Sie uns sagen, wann die Probleme da draußen endlich behoben sein werden?«

»In allerhöchstens einer Woche«, sagte er. »Wir haben die Sache im Griff.«

»Eine Woche ist sehr lang«, sagte Galdone, »wenn ein Mann wie Spates die Buschtrommel rührt und schon mal die Gewehre ölt.«

Lockwood verzog ob dieser Mischung von Metaphern das Gesicht. »Mr. Galdone, ich möchte Ihnen versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende unternehmen.«

Galdones talgiges Gesicht bewegte sich mit jedem Wort. »Eine Woche«, sagte er mit tiefster Missbilligung.

Lockwood hörte eine Stimme an der Tür des Oval Office, und ihm blieb fast das Herz stehen, als er sah, dass seine eigene Assistentin eingelassen wurde. Es musste wirklich wichtig sein, wenn sie ihn bei einer Besprechung mit dem Präsidenten störte. Sie kam in beinahe komisch unterwürfiger Haltung hereingeschlichen, reichte Lockwood einen Zettel und huschte wieder hinaus. Mit einem flauen Gefühl im Magen faltete er den Zettel auseinander.

Er versuchte zu schlucken, konnte aber nicht. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, gar nichts zu sagen, überlegte es sich dann aber anders: Lieber jetzt als später. »Mr. President, ich habe soeben erfahren, dass ein Mitarbeiter des Isabella-Projekts, einer der Wissenschaftler, in einem Bachbett auf der Red Mesa tot aufgefunden wurde. Das wurde vor etwa dreißig Minuten dem FBI gemeldet. Es sind bereits Agenten unterwegs dorthin.«

»Tot? Wie ist er gestorben?«

»An einem Schuss – in den Kopf.«

Der Präsident starrte ihn stumm an. Lockwood hatte sein Gesicht noch nie so stark gerötet gesehen, und das machte ihm Angst.

16

Bis die Navajo Tribal Police eintraf, hatte Ford zugesehen, wie die Sonne hinter einem Wirbel bernsteinfarbener Wolken unterging. Vier Streifenwagen und ein Bus kamen mit blitzendem Blaulicht den schimmernden Asphalt entlanggerast und hielten nebeneinander, mit perfekt aufeinander abgestimmtem Reifenquietschen.

Ein Navajo-Detective mit mächtiger Brust stieg aus dem ersten Wagen. Er war ansonsten mager, etwa sechzig, mit kurzgeschnittenem grauem Haar. Ein Kader Polizisten der Navajo Nation folgte ihm. In staubigen Cowboystiefeln marschierte er O-beinig an der Reifenspur entlang auf das trockene Bachbett zu, gefolgt von seinen Leuten. Am Rand des Bachbetts angekommen, begannen sie, die Umgebung des Tatorts mit Absperrband abzuriegeln.

Hazelius und Wardlaw trafen in einem Jeep ein, hielten am Straßenrand und stiegen aus. Schweigend sahen sie der Polizei bei der Arbeit zu, und dann wandte Wardlaw sich zu Ford um. »Sie sagen, er sei erschossen worden?«

»Aus nächster Nähe in die linke Schläfe.«

»Woher wissen Sie das?«

»Signifikante Schmauchspuren.«

Wardlaw musterte ihn, die Augen schmal und hart vor Argwohn. »Schauen Sie viele Krimiserien im Fernsehen, Mr. Ford? Oder gehören Tatort-Ermittlungen zu Ihren Hobbys?«

Der Navajo-Detective hatte den Fundort abgesichert und kam nun mit knarrenden Stiefeln und einem Diktiergerät in der Hand auf sie zu. Sein Gang war sehr bedacht, als schmerzte ihn jede Bewegung. Auf seinem Abzeichen standen »Bia« und der Dienstgrad Lieutenant. Er trug eine verspiegelte Sonnenbrille, die ihn ein wenig dümmlich aussehen ließ. Ford spürte, dass dieser Mann alles andere als dumm war.

»Wer hat das Opfer gefunden?«, fragte Bia.

»Ich.«

Die Brille schwenkte in seine Richtung. »Ihr Name?«

»Wyman Ford.« Er hörte Argwohn in der Stimme des Mannes, als meinte er, bereits jetzt belogen zu werden.

»Wie haben Sie ihn entdeckt?«

Ford beschrieb die Umstände.

»Sie haben also die Geier gesehen und die Reifenspuren und beschlossen, auszusteigen und bei dieser Hitze einen halben Kilometer weit durch die Wüste zu laufen, um mal nachzuschauen – einfach so?«

Ford nickte.

»Hm.« Bia machte sich mit geschürzten Lippen Notizen. Dann wandten sich die Brillengläser in Hazelius’ Richtung. »Und Sie sind …?«

»Gregory North Hazelius, Leiter des Isabella-Projekts, und das ist Senior Intelligence Officer Wardlaw. Werden Sie die Ermittlungen leiten?«

»Nur lokal, soweit es das Stammesland betrifft. Das FBI wird für diesen Fall zuständig sein.«

»Das FBI? Wann werden die hier sein?«

Bia wies mit einem Nicken gen Himmel. »Jetzt.«

Ein Helikopter wurde im Südwesten sichtbar, das Rattern der Rotoren klang immer lauter. In ein paar hundert Meter Entfernung sank er in einem kleinen Sandsturm zu Boden und setzte auf der Straße auf. Zwei Männer stiegen aus. Beide trugen Sonnenbrillen, kurzärmelige Hemden, am Kragen offen, und Baseball-Kappen mit dem eingestickten Schriftzug »FBI«. Trotz ihrer unterschiedlichen Hautfarbe und Größe hätten sie beinahe Zwillinge sein können.

Sie marschierten herüber, und der größere zückte seinen Dienstausweis. »Special Agent Dan Greer vom Flagstaff Field Office«, sagte er, »ich leite diesen Einsatz. Special Agent Franklin Alvarez.« Er steckte den Ausweis wieder in die Tasche und nickte Bia zu. »Lieutenant.«

Bia erwiderte das Nicken.

Hazelius trat vor. »Und ich bin Gregory North Hazelius, Leiter des Isabella-Projekts.« Er reichte Greer die Hand. »Das Opfer war einer meiner Wissenschaftler. Ich will genau wissen, was hier passiert ist, und zwar sofort.«

»Das werden Sie erfahren. Sobald unsere Ermittlungen abgeschlossen sind.« Greer wandte sich an Bia. »Fundort gesichert?«

»Ja.«

»Gut. Und jetzt bitte ich alle, die zum Isabella-Projekt gehören, zu ihrer Station zurückzukehren. Dr. Hazelius, ich möchte, dass Sie alle Ihre Mitarbeiter an einem zentralen Treffpunkt versammeln, um …« Er warf einen Blick in den Himmel, dann auf seine Uhr. »Sieben Uhr. Ich werde dann Ihre Aussagen aufnehmen.«

»Ich fürchte, das wird nicht möglich sein«, sagte Hazelius. »Ich kann nicht alle auf einmal von der Arbeit abziehen. Sie werden ihre Aussagen in zwei Schichten machen müssen.«