172166.fb2 Credo - Das letzte Geheimnis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 52

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Er japste und keuchte, als endlich wieder Luft in seine Lunge drang. Dann versuchte er sich aufzurichten.

»Nein, nein. Bleib liegen.« Als er zurücksank, spürte er, wie sie den Kopf auf ihren Hut bettete, den sie offenbar als provisorisches Kissen zusammengefaltet hatte. Er wartete darauf, dass die Sternchen vor seinen Augen verschwanden und die Erinnerung daran, wie er hierhergekommen war, zurückkehrte.

»O Gott, Wyman, einen Moment lang dachte ich schon, du bist tot.«

Er konnte seine Gedanken nicht sammeln. Er atmete ein, aus, wieder ein, so tief er konnte.

Sie hatte ihre Handschuhe ausgezogen und tätschelte mit kühlen Fingern sein Gesicht. »Hast du dir etwas gebrochen? Hast du Schmerzen? Oh, du blutest!« Sie zog ihr Halstuch ab und tupfte an seiner Stirn herum.

Allmählich wurde sein Kopf klarer. »Darf ich mich jetzt aufsetzen?«

»Nein, nein. Still liegen bleiben.« Sie drückte das Halstuch kräftig an seine Stirn. »Du bist mit dem Kopf aufgeschlagen. Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung.«

»Das glaube ich nicht.« Er stöhnte. »Jetzt musst du mich für einen Idioten halten. Da falle ich vom Pferd wie ein Mehlsack.«

»Du kannst einfach nicht reiten, das ist alles. Das war allein meine Schuld. Ich hätte nicht so losrasen dürfen. Aber du machst mich manchmal so wütend

Das dumpfe Pochen in seinem Kopf ließ allmählich nach. »Ich habe euer Geheimnis nicht verraten. Und das habe ich auch nicht vor.«

Sie sah ihn an. »Warum? Wurdest du nicht eigens dafür angeheuert?«

»Ist mir scheißegal, wozu ich angeheuert wurde.«

Sie tupfte an seiner aufgeschlagenen Stirn herum. »Du solltest dich noch ein bisschen ausruhen.«

Er blieb still liegen. »Muss man nach einem Sturz nicht sofort wieder aufsteigen?«

»Ballew ist allein zum Stall weitergelaufen. Das braucht dir nicht peinlich zu sein – jeder fällt irgendwann mal runter.«

Ihre Hand ruhte an seiner Wange. Er blieb noch einen Moment liegen, dann stützte er sich langsam auf einen Ellbogen. »Es tut mir leid.«

Nach kurzem Zögern sagte sie: »Du hast etwas von deiner Frau gesagt … Ich wusste gar nicht, dass du verheiratet bist.«

»Bin ich auch nicht mehr.«

»Ist sicher schwer, wenn man eigentlich mit der CIA verheiratet ist.«

Hastig sagte er: »Das war es nicht. Sie ist gestorben.«

Kate schlug sich die Hand vor den Mund. »Oh – oh, das tut mir aber leid. Wie dumm von mir, so etwas zu sagen.«

»Schon gut. Wir haben zusammen für die CIA gearbeitet. Sie ist in Kambodscha ums Leben gekommen. Autobombe.«

»O Gott, Wyman. Wie schrecklich, das tut mir so leid

Er hätte nicht gedacht, dass er es über sich bringen würde, ihr davon zu erzählen. Aber es kam ihm ganz leicht von den Lippen. »Deshalb habe ich die CIA verlassen und bin in ein Kloster gegangen. Ich habe nach etwas gesucht und dachte, dieses Etwas sei Gott. Aber ich habe Ihn nicht gefunden. Ich bin einfach nicht zum Mönch geboren. Ich habe das Kloster verlassen und musste von irgendetwas leben, also habe ich mich als Privatdetektiv selbständig gemacht und wurde für diesen Auftrag engagiert. Den ich nie hätte annehmen sollen. Das ist alles.«

»Für wen arbeitest du? Lockwood?«

Er nickte. »Er weiß, dass ihr irgendetwas vertuscht, und ich sollte für ihn herausfinden, was. Er sagt, noch zwei Tage, dann zieht er Isabella den Stecker raus.«

»Himmel.« Wieder legte sie diese kühle Hand an seine Wange.

»Es tut mir leid, dass ich dich belogen habe. Wenn ich gewusst hätte, worauf ich mich da einlasse, hätte ich den Auftrag nie angenommen. Ich habe nicht damit gerechnet …« Er verstummte.

»Womit?«

Er antwortete nicht.

»Womit hast du nicht gerechnet?« Sie beugte sich über ihn, so dass ihr Schatten auf ihn fiel und ihr zarter Duft zu ihm herabtrieb.

Ford sagte: »Dass ich mich wieder in dich verlieben könnte.«

Der ferne Ruf einer Eule erklang im Zwielicht.

»Meinst du das ernst?«, fragte sie schließlich.

Ford nickte.

Langsam beugte Kate sich zu ihm vor. Sie küsste ihn nicht – sie sah ihn nur an. Erstaunt. »Das hast du mir nie gesagt, als wir noch zusammen waren.«

»Wirklich nicht?«

Sie schüttelte den Kopf. »Das Wort Liebe gehörte nicht zu deinem Wortschatz. Was glaubst du, warum ich mich von dir getrennt habe?«

Er blinzelte. Das war der Grund? »Ich dachte, es hätte daran gelegen, dass ich zur CIA gegangen bin.«

»Damit hätte ich leben können.«

»Willst du … es noch einmal versuchen?«, fragte Ford.

Sie sah ihn an, und goldenes Abendlicht schimmerte überall um sie herum. Sie hatte noch nie so schön ausgesehen. »Ja.«

Sie streckte die Hand aus, um ihm aufzuhelfen. Sobald er saß, zog sie ihn zu sich heran und küsste ihn, langsam, leicht, köstlich. Er beugte sich vor, um den Kuss zu erwidern, doch sie hielt ihn mit einer Hand auf der Brust sacht zurück. »Es ist schon fast dunkel. Wir haben noch einen kleinen Fußmarsch vor uns. Und …«

»Und was?«

Sie blickte immer noch lächelnd auf ihn herab. »Nicht so wichtig«, sagte sie und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Er ließ sich zurücksinken, und ihre weichen Brüste drückten sich an ihn. Ihre Hand glitt über sein Hemd, und sie knöpfte es auf, einen Knopf nach dem anderen. Dann schob sie es auseinander, öffnete seine Gürtelschnalle, ihre Küsse wurden tiefer und weicher, als wollten ihre Lippen mit seinen verschmelzen, während die abendlichen Schatten auf dem Wüstenboden immer länger wurden.

36

Pastor Russ Eddy lenkte seinen Pick-up vorsichtig von der Straße, die sich über die Mesa zog, auf eine Sandsteinnadel zu, hinter der er sein Auto verstecken konnte. Es war eine klare Nacht, der Mond war dreiviertelvoll, und Sterne sprenkelten den Himmel. Der Pick-up schlingerte und ratterte über den kahlen Fels, und bei jedem Holpern dengelte die lose Stoß-stange. Wenn er sich nicht bald das Schweißgerät von der Tankstelle in Blue Gap auslieh, würde die Stoßstange abfallen, aber er schämte sich so, sich ständig Werkzeug von den Navajos zu borgen und ihnen noch mehr Benzin auf Pump abzuschwatzen. Ständig musste er sich daran erinnern, dass er diesen Leuten schließlich das kostbarste aller Geschenke brachte, nämlich die Erlösung – wenn sie es denn nur annehmen wollten.

Den ganzen Tag lang hatte er an Hazelius gedacht. Je länger er sich die Worte des Mannes angehört hatte, die in seinem Kopf kreisten, desto mehr Verse aus den Ersten Episteln des Johannes schienen auf ihn zuzutreffen: Ihr habt gehört, dass der Widerchrist kommt … Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet … Und das ist der Geist des Widerchrists …

Die Erinnerung an Lorenzo, der auf dem Boden lag, stand ihm vor Augen, an die Klümpchen menschlichen Blutes, die nicht im Sand versickern wollten … Er verzog das Gesicht – warum kehrte dieses grauenhafte Bild immer wieder zurück? Mit einem lauten Stöhnen zwang er es, zu verschwinden.

Er lenkte den Pick-up vorsichtig hinter den Sandsteinfelsen, bis er gut versteckt war. Hustend erstarb der Motor. Er zerrte an der Handbremse und blockierte die Räder zusätzlich mit Steinbrocken. Dann steckte er den Schlüssel in die Tasche, atmete tief durch und machte sich auf den Weg zurück zur Straße. Der Mond schien hell genug, so dass er den Weg auch ohne Taschenlampe gut erkennen konnte.